Das Horrorgenre hat zahlreiche Werwolffilme hervorgebracht. Mal Gute, mal Schlechte. Der 1981 unter der Regie von John Landis entstandene "An American Werewolf in London" zählt unbestritten zu den Highlights dieses Subgenres. Nun bringt Turbine Medien den Streifen erstmals restauriert im Vertrieb der Al!ve AG auf Ultra HD Blu-ray auf den Markt, und zwar – wie es sich gehört – als limitierte "Ultimate Edition". Da die auf 2.626 limitierte Edition mit einem Artwork von Gabz kurz nach der Ankündigung bereits weitestgehend ausverkauft war, legte da Label eine weitere, inhaltlich identische Version mit einer Covergestaltung von Scott Woolston, in einer Limitierung von 1.313 Stück nach. Was der Film zu bieten hat und wie sich die technische Umsetzung ausnimmt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Bei einer Wandertour durch England werden zwei amerikanische Touristen von einem Werwolf angefallen. Während David (D. Naughton) sich schwer verletzt retten kann, wird sein Freund Jack (G. Dunne) von der Bestie in Stücke gerissen. Doch auch David blieb nicht ganz verschont, denn durch den Biss, wird langsam auch in ihm die Bestie wach...
Was will man über einen Film sagen, der – wie der hier vorliegende Titel – seit Jahrzehnten von den Fans gefeiert wird, in vielen Punkten Einzug in die Popkultur erhielt, immer wieder aufgeführt wird und schlichtweg einer der bahnbrechendsten Genrebeiträge seiner Zeit darstellt? Man könnte versuchen den Kern des enormen Erfolgs zu ergründen, und man könnte versuchen den Film ganz objektiv zu betrachten um herauszufinden, ob er auch heute noch die gleiche Wirkung besitzt wie damals.
Die Geschichte selbst ist dabei recht simpel und dennoch genial: Zwei junge Touristen werden bei ihrer Tour durch England von einem Werwolf angefallen, wobei der eine getötet wird und der andere überlebt, nun aber den Keim des Bösen in sich trägt. So weit, so gut, so bekannt. Im Grunde genommen nichts anderes, als man es aus zahlreichen ähnlichen Filmen dieser Art kennt. Besonders ist dabei der schwarze Humor, den Regisseur John Landis in die Handlung einfließen ließ, der allerdings nie albern oder gar übertrieben war, so wie man es von früheren Filmen des Regisseurs gewohnt war. Der Humor ist eher in den Zwischentönen zu finden, deshalb ist „An American Werewolf in London“ auch keine klassische Horrorkomödie, sondern eher ein waschechter Horrorfilm mit einigen witzigen Momenten. Am Witzigsten und dabei gleichzeitig tragisch ist wohl das Schicksal des getöteten Jack, der als fortschreitend verwesender Zombie (den allerdings nur David sehen kann) durch die Gegend läuft, und erst dann Ruhe findet, wenn der Werwolffluch gebrochen wurde, weshalb er seinen Freund auch zum Freitod überreden möchte.
Ein weiteres Highlight sind die Albträume die den armen Jack plagen, und diese sind – trotz der aus heutiger Sicht teilweise lächerlichen Masken – einfach nur genial, schockierend und widerlich, vor allem weil sie quasi aus dem Nichts kommen und den Zuschauer (zumindest wenn er den Film noch nicht kennt) überraschen und somit einen Nerv treffen, der lange nach dem Filmgenuss noch nachwirkt.
Und dann wäre da natürlich auch noch die Liebesgeschichte, auch wenn diese eher nebensächlicher Natur ist, dabei aber dennoch von enormer Wichtigkeit. All das, gepaart mit dem grandiosen Verwandlungseffekt am Schluss des Films, dem wundervollen Soundtrack und den großartigen Darstellern, macht „An American Werewolf in London“ auch heute noch zu einem Highlight, welches selbst Erstgucker des Films mit Sicherheit überzeugen wird. Zwar sind wir heute weitaus Härteres gewohnt, und da die Geschichte schon hundertmal erzählt wurde, bietet sie heutigen Zuschauern kaum etwas Neues, aber die Art und Weise WIE das Ganze erzählt wird, ist bis heute einzigartig. Und das liegt nicht daran, dass andere Regisseure nicht versucht hätten, an die Klasse des Films heranzukommen. (ms)


Bildqualität

Bild 4k UHD

Tonqualität
Blu-ray und Ultra HD verfügen über die folgenden Tonspuren:
- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
- Deutsch DTS-HD Master Audio 2.0
- Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
- Englisch DTS-HD Master Audio 2.0
Arbeit steckte man auch in die Restauration der Tonspuren, welche nun in einem Mehrkanalmix und in komplett durchgängig gleicher deutscher Synchronisation vorliegen. Bisher war nämlich in einer Szene, in der David mit seiner jüngeren Schwester Rachel telefoniert, zum einen ein anderer Synchronsprecher zu hören, zum anderen erfolgte hier das Aufhängen des Telefonhörers mit ein paar Sekunden Versatz. Diese Szene wurde für die Blu-ray Erstveröffentlichung 2009 hinzugefügt und hatte deshalb einen anderen Sprecher. Für die aktuelle Neu-Veröffentlichung konnte man jedoch den damaligen Sprecher von David, Norbert Langer, noch einmal gewinnen und diesen die Synchronisation des entsprechenden Abschnittes nun wieder passend einsprechen lassen. Auch wenn Langer heutzutage etwas reifer und älter klingt (es liegen ja auch knapp 40 Jahre zwischen den Synchronisationen), passt dies jetzt aber deutlich besser, als eine komplett andere Stimme. Auch den leichten Versatz des einrastenden Hörers korrigierte man nun auf den richtigen Zeitpunkt. Der neue Mehrkanalmix ist dann jedoch eine etwas zwiespältige Angelegenheit: die Effekt-Kanäle werden nämlich nicht allzu oft benutzt. Hier rauscht ab und an der Wind, es krächzt schon mal eine Krähe, der Donner grollt ein wenig oder das bunte Treiben in der Stadt erfolgt etwas voluminöser. Das war es dann aber schon im Prinzip, ein wirkliches Effekt-Feuerwerk sollte man hier trotz einiger Action-Szenen nicht erwarten. Dennoch klingt dieser Mehrkanalmix deutlich angenehmer und homogener, als die ebenfalls überarbeitete Stereo-Spur, welche sich doch etwas steriler gibt. Unterschiede sind dann auch zwischen den beiden Sprachfassungen und deren verschiedenen Mixen vorhanden: Der englische Mehrkanalmix hat gegenüber seinem deutschen Pendant leicht die Nase vorn, was Dynamik und Pegel betrifft, während die Stereo-Variante im O-Ton gar die schwächste Leistung abliefert und hier relativ dünn und leise klingt. Insofern sollte man definitiv den beiden neuen 5.1-Abmischungen den Vorrang geben - hier hat man wirklich in Anbetracht des Film-Alters das Bestmögliche herausgeholt. (jp)

Ausstattung
- 2 Audiokommentare
- Fürchte vor dem Mond (97:37 Minuten)
- Das Vermächtnis der Bestie (77:18 Minuten)
- Artefakte des American Werewolf (7:18 Minuten)
- Das Geheimnis des Werwolfs (11:24 Minuten)
- Storyboard-Filmvergleich der Verwandlung (2:38 Minuten)
- American Werewolf in Bobs Keller (4:08 Minuten)
- Piccadilly Circus - damals & heute (6:19 Minuten)
- Ein amerikanischer Regisseur in London (11:41 Minuten)
- Der Ruf des Werwolfs (11:26 Minuten)
- Post Mortem - mit John Landis von 2014 (39:09 Minuten)
- Interview mit David Naughton von 2011 (12:37 Minuten
- Interview mit John Landis (18:20 Minuten)
- Fear on Film - Talk mit John Carpenter, John Landis & David Cronenberg (25:40 Minuten)
- Showdown-Storyboard-Filmvergleich (2:28 Minuten)
- Rick Baker über die Universal-Monster (7:31 Minuten)
- Making an American Werewolf (5:15 Minuten)
- Monster Maker Rick Baker (11:14 Minuten)
- Casting der Klaue (10:59 Minuten)
- Outtakes (3:08 Minuten)
- Fotogalerie (4:28 Minuten)
Was den Bonussektor betrifft hat Turbine sich wieder einmal selbst übertroffen. Wir wissen ja bereits, dass die Sondereditionen des Publishers ihr Geld wert sind, aber hier wurde dem Ganzen wieder einmal die Krone aufgesetzt. Neben den Boni der früheren Blu-ray Disc, die allesamt übernommen wurden, bekommen wir noch eine ganze Reihe neuer Features, darunter ein weiterer Audiokommentar, neue Interviews, Behind-The-Scenes-Material und so weiter und so fort. Neben den Extras, die beinahe vollständig auf eine weitere Bonus-Blu-ray Disc gepresst wurden, gibt es in der hier vorliegenden Ultimate Edition auch noch eine ganze Reihe „handfester“ Goodies, wie einem umfangreichen Begleitbuch, Aufkleber, Fotokarten und ähnlichem. Einen genauen Überblick verschafft hier unser Unboxing-Video. (ms)

Fazit
Die technische Umsetzung der Ultra HD Fassung ist dann wirklich sehr gelungen und kann vor allem beim Bild mit einer hervorragenden Restauration punkten. Sicher, in Anbetracht des Film-Alters muss man ab und an bei ein paar Abstriche mit sichtbarem Filmkorn, oder einigen weicheren bzw. unscharfen Einstellungen ein Auge zudrücken - insgesamt überwiegen aber die positiven Aspekte, die vor allem in einer detaillierten Darstellung und einer natürlichen Farbgebung münden. Der Ton bietet besonders im neuen Mehrkanalmix eine homogene Ausrichtung, welche bei der ebenfalls erneuerten Stereo-Spur nicht vorhanden ist und somit schlechter klingt. Im 5.1-Mix setzt man dann jedoch die Effekt-Kanäle nicht allzu häufig ein und präsentiert sich somit etwas front-lastig. Fans des Horror-Klassikers werden diesen aber unter dem Strich in seiner bisher besten optischen und akustischen Umsetzung erhalten und daher sollte sich ein Upgrade bzw. Austausch definitiv für jeden lohnen. (jp)
Der Film ist ein Meisterwerk des Genres, der über die Jahre hinweg nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat – im Gegenteil. Gerade durch die häufigen Zitate in der Popkultur, die allgemeine Stimmung, und die perfekten Hand-Made-Effekte, die besser ausschauen als alles, was man am Computer entwerfen kann, ist der Film heute besser denn je. Wer ihn noch nicht kennt sollte das schleunigst nachholen, und alle die ihn kennen und lieben kommen an dieser hervorragenden Veröffentlichung wohl kaum vorbei. (ms)
(Michael Speier, Jörn Pomplitz)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro