Ein Genre das bei mir zu den „Guilty Pleasures“ zählt, ist auf jeden Fall „Coming of Age“. Filme wie „The Edge of Seventeen“, „Vielleicht lieber morgen“, oder zuletzt der wirklich brillante und perfekt beobachtete „Eighth Grade“ schaue ich unheimlich gerne. Am besten sind sie dann, wenn sie die Stereotypen brechen und nicht zu sehr Hollywood-Kino sind.
Story
Molly und Amy haben in der Highschool alles richtig gemacht. Mit Bestnoten blicken sie nun wohlverdient einer glänzenden Zukunft an Elite-Unis entgegen und herab auf die Loser ihrer Klasse. Doch am letzten Schultag stellt Molly voller Entsetzen fest, dass es auch ihre Mitschüler an die besten Unis geschafft haben – obwohl diese offenbar nur Party im Kopf hatten. Fest entschlossen, sich nichts entgehen zu lassen, überredet sie Amy den Spaß der letzten Jahre in den noch verbleibenden Stunden auf der Highschool nachzuholen. Eine epische Nacht des schlechten Benehmens steht ihnen bevor, an deren Ende eine Lektion steht, die man nicht aus Büchern lernen kann.
„Booksmart“ ist das Regiedebüt von Schauspielerin Olivia Wilde und eines kann ich schon direkt vorwegnehmen, sie hat es geschafft ein junges Schauspielensemble, mit frischen Ideen, sehr überzeugend zu führen. Allen voran natürlich die beiden Hauptrolle Kaitlyn Dever und Beanie Feldstein, beide sind hervorragend besetzt und perfekt gecastet für ihre Rollen. Von der ersten Sekunde ab an, kauft man den beiden ihre langjährige Beziehung, als beste Freundinnen ab. Auch wenn die Story am letzten Tag der High-School beginnt und wir demnach nicht besonders viel Zeit haben die beiden ausführlich kennenzulernen.
Schließlich geht es in der Geschichte vor allem darum, wie beide das Gefühl haben ihre Jugend zu sehr verschwendet zu haben. Im Gegensatz zu ihren Klassenkameraden haben sie ihre Zeit vor allem in Schule und gute Noten investiert, nur um herauszufinden das auch die anderen sich um ihre Zukunft Gedanken machen. Ein typisches Element, um die beiden Figuren nun „out of age“ kommen zu lassen. Das gelingt „Booksmart“ ziemlich gut, auch wenn man rein von der Story her keine großen Überraschungen erwarten darf, schafft es der Film vor allem in den pointierten und stellenweise cleveren Dialogen zu punkten, die mit der typischen Sehgewohnheit brechen.
Beispielsweise gibt es eine Szene, in der die beiden Hauptfiguren in Puppen schlüpfen, die dann mittels Stop-Motion Technik animiert werden. Im Grunde sollte man den Film auch mit einer leicht überhöhten Ansicht der Realität sehen, er wirkt nicht wie eine kleine, ausgefeilte Geschichte im Hier und Jetzt, sondern eher wie eine knallbunte Comic-Adaption. Die Tonalität des Films ist schrill, knallbunt und manchmal auch laut. Trotzdem gehen manche Szenen unter die Haut, beispielsweise eine lange Plansequenz (Szene gefilmt in einer Einstellung), in welcher Molly und Amy einen Konflikt auf einer Hausparty ausfechten. Hier zeigen beide Schauspielerinnen was sie draufhaben und die Wahl dieser Art der Inszenierung ist ebenfalls ein Volltreffer.
Zuletzt noch ein Kommentar zu einer anderen Seite des Filmes, die ich für sehr gelungen halte. Der Film ist feministisch ohne toxisch-feministisch zu sein. Zuletzt hatte man im Kino das Gefühl, Filme müssen mit Hau-Drauf-Moral eine feministische Message rüberbringen, beispielsweise die Neuauflage von „3 Engel für Charlie“, die letzten Endes genau aus diesem Grund auch bei den Kritikern oder dem Publikum ziemlich einstecken musste. Auch viele der Nebenfiguren wirken zunächst wie Abziehbildchen, um danach zu zeigen, dass sie noch eine andere Seite haben. Molly und Amy sind einfach wunderbar gezeichnete Figuren, die auf ihre Art und Weise glaubwürdig rüberkommen, sich viele spannende Momente teilen und in einer für sie prägenden Nacht erleben, was es heißt Erwachsen zu werden.
Bildqualität
Das Bild ist typisch für eine zeitgemäße High-End-Blu-ray mit angenehm natürlichen und scharfen Texturen ausgestattet. Die Details sind ein echter Hingucker, sowohl bei Nah- als auch Weitwinkelaufnahmen. Die Farben haben einen recht hohen, aber passend zur Stimmung gewählten Kontrast. Die Hauttöne sind akkurat und die Schwarzwerte sind schön und tief. Das Bild ist frei von Kodierungsfehlern. Ein wirklich makelloses Ergebnis, das vor allem in den Innenszenen natürlich mit viel Studiolicht punkten kann. An der Bildqualität gibt es absolut nichts auszusetzen, zudem punkten es mit dem anamorphotischen Look.
Tonqualität
Die deutsche Tonspur hat es in DTS-HD MA 7.1 auf die Disc geschafft und ist somit (auf dem Papier) der englischen DTS-HD MA 5.1-Tonspur überlegen. Beide sind aber wirklich fehlerlos, schönes feines Sounddesign, perfekt eingesetzter und differenzierter Soundtrack und ein dezenter Subwoofer. Zudem gibt es ein schönes „Rundum-Sound-Erlebnis“, welches sich aber natürlich auf die Dialoge fokussiert. Die Synchronfassung ist aber sauber abgemischt und auch die Übersetzung gelungen.
Ausstattung
Als Extras gibt es viele kleine und nette Featurettes, Interviews und auch das von mir immer gern gesehene „B-Roll“, welches ein paar Eindrücke hinter den Kulissen festhält. Hier merkt man auch, wie sehr die beiden Hauptdarstellerinnen durch den Dreh auch zu echten Freundinnen geworden sind, als die letzte Klappe gefallen ist.
Fazit
„Booksmart“ ist eine wunderbare Coming-of-Age Highschool-Komödie, mit dem Herz am rechten Fleck. Die Figuren sind clever geschrieben und viele Szenen nehmen einen etwas anderen Lauf, als man es normalerweise von Filmen dieser Art erwarten würde. Man darf gespannt sein, was von Olivia Wilde als Regisseurin noch zu erwarten sein darf, ihr Debüt ist schon mal gelungen!
(Tom Sielemann)
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