Frank entdeckt, dass der Wahlkampf finanzielle Möglichkeiten birgt, während er für einen Kandidaten mit fragwürdiger Moral wirbt. Fiona hofft, auf ihren Erfolg mit dem Apartmentblock aufzubauen und tätigt eine riskante Investition in Gewerbeimmobilien. Ian sieht sich mit den Folgen seiner Verbrechen konfrontiert, nachdem die Gay Jesus Bewegung eine destruktive Wende genommen hat. Lip nimmt ein verwaistes junges Mädchen auf und zeigt seine väterliche Seite, während Debbie in ihrem Kampf für gleiche Bezahlung extreme Maßnahmen ergreift. In der Zwischenzeit ist Carl entschlossen, ein West Point Kadett zu werden, und Liams Tage an seiner ruhigen Privatschule sind gezählt.
Nachdem mein Kollege Sascha Hennenberger zuletzt die kompletten Reviews zur Serie schrieb, leider aber zunehmend weniger mit der Serie anzufangen wusste, übernehme ich diesmal bei Staffel 9 und hoffe euch nochmal eine neue Sichtweise zu eröffnen. Einerseits geht es mir ähnlich wie meinem Kollegen, „Shameless“ ist nicht mehr ganz so stark wie zu Anfangszeiten, wobei gerade die düsterere vierte Staffel bei den meisten Fans überzeugen konnte. Irgendwie verbinde ich mit der Serie aber einfach was, schließlich schaute ich die erste Folge vor mehr als neun Jahren, unfassbar wie die Zeit vergeht. Das sieht man natürlich auch den Darstellern an, Debbie und Carl sind mittlerweile Erwachsen und auch Liam, der Anfangs noch ein Baby war, wird immer mehr in die Story eingebunden.
Einerseits hält die Serie natürlich wieder einige Absurditäten bereit, andererseits punktet sie auch mit ihren dramatischen und emotionalen Aspekten, denn eines kann ich schon mal vorwegnehmen, es stehen einige Veränderungen an. So wird eine der Figuren, die schon von Beginn an dabei ist, die Serie verlassen. Um wen es sich dabei handelt, dürften Fans der Serie sicherlich schon mitbekommen haben, zur Sicherheit werde ich das aber nicht verraten und stattdessen einmal die einzelnen Plots und Entwicklungen der Staffel durchgehen. Schön war allerdings am Ende zu sehen, wie still und leise besagte Figur verabschiedet wurde, ohne großes Getöse. Im ohnehin trubeligen Alltag der Gallaghers, halte ich diese Entscheidung für eine sehr gelungene. Kommen wir aber mal zu den einzelnen Storys der Figuren.
Widmen wir uns zunächst mal Fiona, sie hat sich innerhalb der letzten Staffeln gemacht. So ist sie nicht nur Chefin des „Patsys“, sondern auch Besitzerin eines großen Mietshauses, in dem sie mit ihrem Freund Ford lebt. Fiona war schon immer eine Kämpferin und eine die sich hintenanstellte, um ihre Familie durchzuziehen. So ist ihr nächstes Ziel zu investieren, sie entscheidet sich dafür 100.000 Dollar als Hypothek für ihr Haus aufzunehmen und diese Kohle dann durch einen Deal zu refinanzieren. Leider hat sie nicht mit zusätzlichen Kosten gerechnet und umgibt sich mit den „Top-Dogs“ der Southside. Diese zahlen dann mal eben zusätzliche 50.000 Dollar aus der Portokasse, wobei es Fiona nicht lange gelingt, ihre Fassade als knallharte Geschäftsfrau aufrecht zu erhalten und sie als Figur einen absoluten Tiefpunkt erreicht.
Für Lip der dem Alkohol schon länger entsagt hat, geht es dieses Mal um mehr Verantwortung. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für jemand anderen. Er kümmert sich liebevoll um Xan, wobei er das rechtlich gesehen überhaupt nicht darf. Außerdem soll er nun selbst bereit sein, für jemand Neuen bei dem anonymen Alkoholiker als Sponsor zu fungieren. Ian hat sich einiges aufgeladen, mittlerweile als „Gay Jesus“ von der LGBT-Community gehypt, verbringt er zunächst seine Zeit im Gefängnis. Nachdem dieser Aufenthalt aber nur vorläufig war, muss er lernen in der realen Welt mit seinem neu gewonnenen Status umzugehen. Außerdem wartet auch noch eine Gerichtsverhandlung auf ihn, Ausgang ungewiss.
Familienoberhaupt Frank, wobei er nie ein solches war, findet heraus wie viel Geld man eigentlich im Wahlkampf machen kann. So nutzt er einen alteingesessenen Kandidaten aus, der die Rechte der „Weißen Arbeitergesellschaft“ vertritt, die ganze Geschichte ist wirklich bitterböse Satire. Seine Handlungsstränge sind wiedermal recht abwechslungsreich, so trifft er in der zweiten Hälfte auf Ingrid Jones, die von Katey Sagal (Sons of Anarchy) wunderbar durchgeknallt verkörpert wird. Sie erinnert Frank an seine große Liebe Monika, um sie glücklich zu machen greift er zu moralisch absolut verwerflichen Mitteln. Es gibt kaum TV-Show Formate die stellenweise so eine derbe Kerbe einschlagen, aber „Shameless“ ist nicht umsonst „Shameless“.
Debbie versucht sich als neues Familienoberhaupt zu behaupten, wird dabei aber mit Gefühlen für andere Frauen konfrontiert. Nachdem sie von Männern enttäuscht wurde, vielleicht auch keine schlechte Wahl. Durch ihre sexuelle Neuorientierung und andere Verpflichtungen im Gallagher-Haus, wird in dieser Staffel nicht mehr sonderlich auf ihre eigentliche „Mutterrolle“ eingegangen und Franny taucht nur noch am Rande auf. Carl versucht unterdessen an der Westpoint-Akademie angenommen zu werden, doch auch für ihn hält die Staffel noch einige Herausforderungen bereit. Interessant ist unterdessen auch die Entwicklung von Liam, er ist weitaus cleverer als jeder andere in seinem oder auch über seinem Alter, seine Ausdrucksweise hat gehobenen Standard und er weiß sich mit Cleverness durchzusetzen, ein sehr schöner Kontrast zu den anderen Gallaghers.
Auch Kevin und Veronica bekommen in dieser Staffel wieder einiges zu tun und die absurden, verrückte, irgendwie auch sehr liebevollen Storys nehmen keinen Abbruch. Es ist schwierig in so einer Review auf alles einzugehen, für mich geht die Serie momentan einen sehr konsequenten Weg und die Figuren werden immer erwachsener, bis auf Frank. Leider werden nicht alle aufgebauten Handlungsstränge konsequent verfolgt, stellenweise fallengelassen oder abgeschlossen, das große Ganze stimmt aber auch wieder im neunten Jahr. In den USA läuft dieses Jahr Staffel 10, man darf davon ausgehen, dass 2020 dann sogar eine elfte Staffel über die TV-Bildschirme läuft. Ich bleibe dabei, „Shameless“ ist Pflichtkonsum für Serienjunkies.
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