Der französische Produzent und Regisseur Luc Besson gehört zu den erfolgreichen Europäern in der Filmbranche. Zu einem seiner Anfangsfilme, welcher sich über die Zeit in Genre-Kreise zum Kult-Film etabliert hat, zählt auch 'Léon - Der Profi', der nun pünktlich zu seinem 25-jährigem Jubiläum von Publisher Studiocanal mit einer umfassenden 4K-Restauration bedacht wurde. Diese erscheint nun auch inklusive dem sogenannten Director's Cut, welcher knapp 22 Minuten länger ist, als die bisher erhältliche Kino-Fassung. Während der 4K Ultra HD Transfer aktuell nur als Steelbook-Version in den Händlerregalen steht, gibt es von ihrem neuen Full HD Pendant neben dem Steelbook auch eine normale Amaray-Ausgabe. Wie sich die beiden überarbeitenden Format-Versionen schlagen, zeigt das nachstehende Review.
Story
Der in New York lebende Exil-Franzose Léon (J. Reno) verdient sich als Cleaner seinen bescheidenen Unterhalt: im Auftrag seines Bosses Tony (D. Aiello) erledigt er unliebsame Vertreter der New Yorker Unterwelt. Zurückgezogen und alleine fristet er sein tristes Dasein in einem Mehrparteienhaus, in dem auch die 11-jährige Mathilda (N. Portman) mit ihren Eltern, sowie zwei weiteren Geschwistern wohnt. Das Mädchen hat es jedoch nicht leicht: ihr Vater arbeitet als Drogen-Kurier, während die Mutter dem ältesten Gewerbe der Welt nachgeht. Zudem herrschen raue Sitte bei der Erziehung, zu denen auch Schläge gehören. Als ihre komplette Familie von Norman Stansfield (G. Oldman) und seiner Gang hingerichtet wird, flüchtet Mathilda zu Nachbar Léon. Sie bittet ihn darum, sie zur Cleanerin auszubilden, um sich an ihren Peinigern rächen zu können - im Gegenzug würde sie ihm im Haushalt helfen. Nur zögerlich lässt sich der Profi-Killer auf diesen Deal ein. Doch als Mathilda herausbekommt, dass die Mörder ihrer Familie zum Drogendezernat der städtischen Polizei gehören, geraten beide ins Visier von Stansfield - denn der hat keines Wegs vor, mögliche Zeugen am Leben zu lassen.
Um die langen Wartezeiten bei den Dreharbeiten zum Sci-Fi Actionfilm 'Das 5. Element' zu überbrücken, entschloss sich Luc Besson kurzfristig einen weiteren Film einzuschieben. Schon in seinem vorherigen Werk 'Nikita' gab es die Rolle eines Auftragskillers, der ebenfalls schon von Jean Reno gespielt wurde. Besson gefiel die Art dieses Charakters so gut, dass er eine eigene Geschichte daraus entwickelte. So kam es dann auch, dass fast die ganze Crew des 'Nikita'-Stabs auch bei 'Léon - Der Profi' mit von der Partie war - inklusive Jean Reno, um den nun die Hauptrolle gestrickt wurde. In der 11-jährigen Natalie Portman fand man die perfekte Darstellerin für die Rolle der Mathilda. Ihr gelang es überragend einen heranwachsenden Teenager zu spielen, der langsam aber sicher den harten Kern des Profikillers erweicht. Aus der anfänglichen Vater-Tochter Beziehung entwickelt sich für das Mädchen jedoch schnell eine Schwärmerei. Mit einigen Lolita-haften Szenen versucht sie dann, Léon um den Finger zu wickeln. Gerade diese zwischenmenschlichen Beziehungen kommen nun im rund 22 Minuten längeren Director's Cut ausführlicher zum Tragen. Während man mit der Kino-Fassung eher auf die prüde Sichtweise der amerikanischen Kino-Gänger eingehen wollte, erhält man mit der längeren Version nun den vollen Einblick in die Geschichte. Dabei war die ursprüngliche Fassung eigentlich wohl sogar knapp 150 Minuten lang. Neben einigen Gewalt-Szenen sind es nun vor allem Abschnitte, welche mit unterschwelligen Sexual-Andeutungen daherkommen. Unabhängig von der Sichtweise eines Amerikaners ist deren Darstellung auch für andere Zuschauer wahrscheinlich keine leichte Kost - vor allem, wenn man selber Elternteil ist. Es ist schon ein wenig beängstigend, mit welcher Überzeugung Natalie Portman in jungen Jahren ihren Charakter auf die Leinwand gebracht hat. Überzeugend agiert auch Jean Reno, welcher von jetzt auf gleich zwischen einem liebevollen, schüchternen und introvertierten Charakter zu dem eiskalten sowie präzisen Killer wechselt. Die ergänzten Szenen der Lang-Fassung verleihen dem Film einen etwas anderen Drive, sodass man zwischen den Action-Szenen etwas ausgedehnter zur Ruhe kommt. Die Shootouts in den engen Gängen des Hochhauses sind dann sehr intensiv umgesetzt und geizen nicht mit expliziter Gewalt-Darstellung.
In der Rolle des abtrünnigen DEA-Agenten Norman Stansfield ist Gary Oldman zu sehen. Sein Charakter ist selbst den Drogen gegenüber nicht abgeneigt. Mit den aufputschenden Mittelchen treibt er sich dann auch bei seinen illegalen Geschäften zur Höchstform an. In diesem Zustand steht ihm dann auch besser niemand im Weg und sollte schon gar nicht versuchen, ihn hinters Licht zur führen. Durch seine wahnsinnigen Charakterzüge kann man sich bei ihm nie sicher sein, was als nächstes passiert. Mit Danny Aiello, in der Rolle des Restaurant-Besitzers Tony bekommt auch Léon eine Art Ziehvater. Der besonnene Auswanderer nahm sich Léon bei seiner Ankunft in Amerika an und bildete ihn zum Profikiller aus. Auch heute noch steht er ihm mit Rat zur Seite und verwaltet für ihn das Geld, welches er für abgeschlossenen Aufträge erhält. Weitere nennenswerte Charaktere gibt es dann nicht, denn diese dienen schlussendlich nur als Kanonenfutter. Bei den Figuren stehen letztendlich sowieso die beiden Hauptcharaktere Léon und Mathilda im Fokus. Deren Geschichte wird einfühlsam, aber eben auch ein wenig verstörend erzählt, sodass man es in der erweiterten Version zu großen Teilen auch eher mit einem Drama zu tun hat. Wem das alles ein wenig zu langatmig ist - hin und wieder zieht es sich durch lange Kamera-Einstellungen und etwas zu ruhig geratene Abschnitte wirklich schon mal - der hat als Alternative dann die Kino-Fassung, bei der es insgesamt etwas straffer zu geht. Allerdings liegt diese dann nur auf der Blu-ray vor.
Bildqualität
Der 1994 entstandene Film wurde noch analog aufgenommen, wodurch auch heute noch ein feines Filmkorn zu sehen ist. Die Farben wirken stellenweise etwas zu übersättigt, was sich hier und da durch einen Gelbstich bemerkbar macht. Die Schärfe erreicht zumeist nur im Zentrum des Bildes, welches im Format von 2,35:1 vorliegt, sehr gute Werte - in den Randbereichen kommt es hingegen immer wieder zu Unschärfen. Auch die Tiefenschärfe ist nicht wirklich optimal, sind viele Objekte auch schon im nahen Hintergrund verschwommen. Dies sieht man auch oft bei den Schriften der Einkaufstüten, mit denen Mathilda immer für Milch-Nachschub sorgt. In Close-Ups kommen feine Blutfädchen, brüchige Wandstrukturen oder kleinste Härchen und Hautporen zum Vorschein. Durch den Einsatz von Handkameras kommt es hier und da auch immer mal wieder zu einigen verwackelten Bildern, was man gerade direkt zu Anfang bei der Fahrt durch die Stadt merkt. Insgesamt ist der Transfer zwar recht solide gelungen, löst aber letztendlich keine Anlässe zu Begeisterungsstürmen aus.
Tonqualität
Die folgenden beiden Tonspuren liegen auf der Blu-ray parat:
- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
- Englisch DTS-HD Master Audio 7.1
Den direkten Vergleich zwischen den beiden Sprachfassungen kann die deutsche Synchronisation zwar mit einem leicht höheren Pegel für sich entscheiden, dennoch klingt die englische Originalspur etwas homogener. Bei der hiesigen Sprachvariante spielt sich das Meiste doch relativ frontlastig ab, hier bietet der O-Ton noch eine bessere Verteilung der Surround-Effekte. Da es aber zu großen Teilen recht ruhig zugeht und die Dialoge zwischen Léon und Mathilde zumeist im Fokus stehen, fällt dies nicht allzu sehr ins Gewicht. Der Bass-Einsatz bringt vor allem die größeren Kaliber gut zur Geltung, ohne aber dabei zu sehr in den Keller zu gehen. Etwas mehr 'Wumms' hätte es daher sehr gerne sein können. Die hinteren Lautsprecher werden beim Soundtrack und einigen Schusswechseln mit einbezogen, was zwar nicht immer physikalisch korrekt erfolgt, dennoch für mehr Volumen sorgt.
Ausstattung
Im Bonus-Bereich finden Interessenten folgende Beiträge:
- Director's Cut (132:45 Min.)
- Kino-Fassung (110:09 Min.)
- Léon - A Ten Year Retrospective (25:09 Min.)
- Jean Reno - The Road to Léon (12:24 Min.)
- Natalie Portman - Starting Young (13:49 Min.)
- Interview Jean Reno (6:44 Min.)
- Interview Éric Serra (10:03 Min.)
- Originaltrailer (1:44 Min.)
Beim Bonus-Material setzt man größtenteils auf schon bekannte Kost. Lediglich die beiden Interviews mit Jean Reno und Soundtrack-Komponist Éric Serra sind hier neu. In der Retrospektive blicken Teile der Besetzung und Crew nach 10 Jahren auf die Entstehung des Films zurück. Hier erfährt man dann auch, dass 'Léon - Der Profi' während der langen Wartezeiten bei den Dreharbeiten zu 'Das 5. Element' gedreht wurde. Ebenso wird man gewahr, dass es damals sehr schwierig war Eltern zu finden, welche ihre Tochter die Rolle der Mathilda spielen ließen. Natalie Portmann überzeugte jedoch bei den Castings schon mit ihren Emotionen, weshalb sie schnell den Posten innehatte. Interessant auch zu wissen, dass die Außenaufnahmen in New York an Original-Schauplätzen aufgenommen wurden, während man alle Innenaufnahmen in Paris drehte. In den folgenden zwei Beiträgen beleuchtet man dann noch mal die zwei Hauptcharaktere und deren Schauspieler, bevor es dann zu den beiden eingangserwähnten neuen Interviews kommt. Abgerundet wird das Ganze dann vom Originaltrailer. Das Material ist recht unterhaltsam in Szene gesetzt und bietet nach einem viertel Jahrhundert gute Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Klassikers.
Zur weiteren Verpackung kann keine Aussage gemacht werden, da der Redaktion leider nur die losen Disks zur Verfügung gestellt wurden.
Fazit
Auch mit 25 Jahren auf dem Kerbholz polarisiert der Film - gleichzeitig fasziniert er jedoch ebenso, denn allem voran ist die Darstellung der jungen Natalie Portman hier wirklich sehenswert. In einfühlsamen, teils aber auch verstörenden Bildern erzählt Luc Besson eine besondere Geschichte zwischen einem einsamen und in sich gekehrten Kauz, der völlig unverhofft die Zuwendung eines Teenagers erhält. Gleichzeit spart man aber auch nicht mit einer intensiven Gewaltdarstellung in den Action-Szenen, welche sehr packend in Szene gesetzt wurden. In der Lang-Fassung zieht es sich zwar hin und wieder mal, die Beziehung der beiden Hauptdarsteller wird dadurch aber besser herausgearbeitet. Die technische Seite beider Formate präsentiert sich recht unterschiedlich: sind die Farben bei der Blu-ray noch recht übersättig, so überzeugt die 4K-Fassung mit der deutlich natürlicheren Farbgebung. Beide gemein haben allerdings mit Unschärfen in den Randbereichen zu kämpfen. Aber alleine schon wegen der homogeneren Farben lohnt sich ein Upgrade auf die 4K-Version.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989