Mehr als 6,5 Millionen Zuschauer lockte die deutsche Produktion "Der bewegte Mann" aus dem Jahr 1994 in die bundesweiten Kinos. Die Verfilmung des gleichnamigen Comicbuchs von Ralf König machte Hauptdarsteller Til Schweiger endgültig zum Star und wurde mit Schauspielerinnen und Schauspielern wie Katja Riemann, Joachim Król, Rufus Beck, Armin Rohde, Martina Gedeck oder Kai Wiesinger auch in weiteren Rollen prominent besetzt. Dennoch mussten wir erst das Jahr 2020 erreichen, bis man die Komödie von Sönke Wortmann das erste Mal auf Blu-ray Disc herausbringt. Dafür spendierte Turbine Medien dem Titel aber auch ein schickes Mediabook mit einigen Bonusfeatures. Ob sich das Warten gelohnt hat, und ob der Film auch heute noch funktioniert, klärt die folgende Rezension.
Story
Diesmal ging Axel (T. Schweiger) zu weit. Als seine Freundin Doro (K. Riemann) ihn beim Fremdgehen erwischt, schmeißt sie ihn aus der gemeinsamen Wohnung. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit landet er bei den Homosexuellen Walter (R. Beck) und Norbert (J. Król), die von ihrem gutaussehenden neuen Mitbewohner mehr als angetan sind…
Von Til Schweiger kann man halten was man möchte, aber die Komödien, die er in den 1990er Jahren abgeliefert hat, gehören zum besten, was die deutsche Komödienlandschaft in dieser Zeit zu bieten hatte. Neben „Knocking on Heavens Door“, „Manta, Manta“ und „Männerpension“ sticht vor allen Dingen „Der Bewegte Mann“ positiv aus der Vita des ehemaligen Lindenstraßen-Darstellers heraus. Die Komödie über einen Hetero-Macho, der gezwungenermaßen in einer Homo-WG unterkommt, und dort den „warmen Jungs“ den Kopf verdreht, strotzt nur so vor Situationskomik, warmherzigem Humor und derben Sprüchen, ohne sich dabei über irgendwen lustig zu machen – und wenn überhaupt, dann sind es die Heteros, die hier ordentlich ihr Fett weg kriegen.
Das der Film so gut funktioniert ist ein gutes Stück den Darstellern geschuldet, wobei die beiden Stars Til Schweiger – obschon er die Titelrolle bekleidet – und Katja Riemann noch am entbehrlichsten sind. Das Hauptaugenmerk liegt vielmehr auf den Schwulen, wobei der geniale Rufus Beck in seiner Rolle als Walter beziehungsweise Waltraud, deutlich aus dem großartigen Cast heraussticht. Joachim Krol wirkt herrlich verloren in seiner Rolle als vegetarischer Duckmäuser, Armin Rohde als „Metzger“ bleibt lange in Erinnerung und auch Nebenfiguren wie Nico van der Knaap als Fränzchen oder Kultstar Monty Arnold, der auch seinen Teil zum Soundtrack beisteuerte, haben ihre starken Momente.
Sei es die berühmte Szene mit dem nackten Norbert im Schrank, die zahlreichen Auftritte des „Metzgers“, Walter bei der Selbsthilfegruppe unterdrückter Männer, die Unterhaltung über vegane Wurst und Splatterfilme zum Frühstück, der Besuch in der Disco oder, oder, oder. Der Film reiht eine geniale Szene an die andere, auch wenn ihm nach dem Höhepunkt mit dem Schrank in der Mitte des Films zum Ende hin ein wenig die Puste ausgeht. Als Vorlage dienten nämlich gleich zwei Comics, zum einen „Der Bewegte Mann“, und zum anderen der etwas schwächere „Pretty Baby“. Alles in allem bietet der Streifen aber durchgehend gute Unterhaltung, und darf in keiner gut sortierten Filmsammlung fehlen.
Natürlich könnte man einwenden, dass jedes nur denkbare Klischee bedient wird, aber „Überzeichnung“ ist nun mal auch die Hauptzutat einer Komödie. Der Autor der Comicvorlage, Ralf König, ist indessen Mitglied der Homosexuellen Selbsthilfe und des LSVD, und setzt sich seit jeher sehr für die Rechte der Schwulen und Lesben ein. Neben „Der Bewegte Mann“ wurden auch noch weitere Comics von ihm verfilmt, darunter „Kondom des Grauens“, „Wie die Karnickel“ und „Lisistrata“, allerdings konnte keiner der Filme auch nur annähernd die Klasse und den verdienten Kultstatus von „Der Bewegte Mann“ erreichen. Das Gleiche gilt übrigens auch für die kurzlebige TV-Serie, die fast schon eine Parodie auf den hier vorliegenden Film ist, und weniger eine Neuadaption oder Weiterführung. Jeder, der ein klein wenig Humor und ein Faible für deutsche Komödien hat, sollte nicht lange warten, und sofort zugreifen. Für alle anderen empfiehlt sich eher Stallones neuer Streifen „Ruckzuck ist die Fresse Dick“, der gleich im Kino nebenan gezeigt wird. Und dazu eine Currywurst. Mit Pommes!



Bildqualität

Tonqualität

Ausstattung
- Audiokommentar mit Sönke Wortmann
- Hinter den Kulissen des Audiokommentars (ca. 7 Min.)
- sechs komme sechs - Interview mit Sönke Wortmann (ca. 15 Min.)
- Der bewegte Walter - Interview mit Rufus Beck (ca. 23 Minuten)
- Trailer
Das Bonusmaterial wartet mit zwei Interviews auf, in denen zum einen Schauspieler Rufus Beck und und zum anderen Regisseur Sönke Wortmann zu Wort kommen. Letzter sprach auch einen Audiokommentar mit interessanten Hintergrundinformationen ein, allerdings klingt dieser zuweilen etwas lustlos. Das Mediabook selbst ist deutlich kleiner proportioniert als üblich, und entspricht von der Größe her eher einer regulären Blu-ray-Keep Case Verpackung, womit es sogar noch ein kleinwenig kleiner ausfällt als die Mediabooks aus dem Hause Koch. Bleibt zu hoffen dass es sich hierbei um eine Ausnahme handelt, und Turbine alsbald wieder zu den regulären Ausmaßen zurückkehrt.

Fazit
Nach 26 Jahren haben wir endlich die Blu-ray Premiere der deutschen Kultkomödie auf dem Tisch liegen, und das Warten hat sich gelohnt. Das 4k abgetastete Bild liefert eine gute Schärfe und natürliche Farben, kann aber (erwartungsgemäß) nicht mit aktuellen Produktionen mithalten. Akustisch liefert die Disc ebenfalls eine saubere Performance, wobei nach meinem subjektiven Empfinden die 2.0 Tonspur etwas angenehmer klingt als der 5.1 Surround-Ton. Im Bonussektor finden wir ein paar neue Interviews und einen Audiokommentar, der die Hintergründe der Produktion beleuchtet.
Der Film selbst ist natürlich absolut Kult, ganz gleich ob man Til Schweiger mag oder nicht. Immerhin spielt er zwar die Titelrolle, aber im Kern geht es nicht um ihn, sondern um die Homosexuellen, die in ihrer eigenen Welt leben, und uns in selbige entführen. Schon alleine wegen der tollen Situationskomik und den genialen Darstellern – allen voran Rufus Beck und Armin Rhode – sollte dieser Film in keiner gut sortierten Komödiensammlung fehlen.
(Michael Speier)
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