
Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) und sein Assistent Assad (Fares Fares) mit einem schaurigen Tatort konfrontiert: In einem verlassenen Apartment haben Handwerker drei mumifizierte Leichen gefunden – sie sitzen an einem gedeckten Tisch, an dem ein vierter freier Platz auf einen weiteren Gast wartet. Wer sind die Toten, und für wen ist der Platz bestimmt? Die Spur führt Mørck und Assad zu einer Frauenklinik auf einer verlassenen Insel. Die grausamen Experimente, die hier an den Patientinnen durchgeführt wurden, sind ein dunkles Kapitel der Geschichte, das bislang als abgeschlossen galt.
Ähnlich wie bei meiner Rezension zur neunten Staffel von „Shameless“, habe ich auch bei den dänischen „Sonderdezernat Q“-Filmen die Ehre meinen Kollegen Sascha Hennenberger zu beerben, der euch zumindest zu den letzten beiden Filmen jeweils einen ausführlichen Testbericht lieferte und sich selbst als Fan der Reihe bezeichnete. Als „Nicht-Fan“ aber interessierter Zuschauer, werde ich euch nun meine Ansichten zum vierten Teil erläutern. Nur noch kurz ein Hinweis für Neuneinsteiger, die bisherigen 4 Filme sind auch in einer Gesamtbox, der „Sonderdezernat Q Collection“ erschienen.

Legen wir nun aber den Fokus auf „Verachtung“, dieser wird tatsächlich der letzte Teil der Reihe sein. Die beiden Hauptdarsteller werden also in Zukunft nicht mehr das Ermittler-Duo porträtieren, obwohl sie während der ganzen Dreharbeiten schon längt zu mehr als nur Kollegen geworden sind. Laut ihren eigenen Aussagen sind sie nun „Freunde fürs Leben“ und genau diesen Umstand macht sich „Verachtung“ zu Nutze, indem es das Geschehen auch auf die Beziehung der Beiden verlagert. Carl ist schließlich kein Mann der großen Worte, als Assad ihn anfangs auf die Zukunft im Sonderdezernat Q anspricht, wird er unmittelbar mit der Abschottung seiner Gefühle konfrontiert.
Assad verlässt Q und Carl lässt das völlig kalt? Mit Nichten, doch sein weicher Kern versteckt sich hinter einer harten Schale. Die sollte er auch haben, denn der neue Fall geht wirklich unter die Haut. Bisher hatten wir es bei den Thrillern immer mit stellenweise sehr harten Mordmethoden und Fälle zu tun, wie in „Erbarmen“ mit der Gefangenheit in einer Druckluftkammer, die sich mir bis heute noch ins Gedächtnis gebrannt hat. Der Tatort in „Verachtung“ ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern, mumifizierte Opfer wurden an einen runden Tisch gesetzt, auf der Speisekarte stehen eingelegter Penis, eine Vagina und eine Gebärmutter, Mahlzeit.

Hinter der Wand einer alten Mietswohnung befand sich das Versteck, eingemauert. Carl schnappt sich den Fall, der eigentlich nicht Q zugewiesen wurde, da er an den Fähigkeiten seines Kollegen zweifelt. Für diese Aktion bekommt er keinen Gegenwind und Assad hilft ihm, obwohl er nur noch eine Woche für den Bereich zuständig ist und eigentlich seine Karriere vorantreiben will. Ein komplexer Fall entwickelt sich, der vielleicht genau zur falschen Zeit kommt. Die Erzählweise bleibt dabei durchweg spannend, da wir parallel die Geschichte einer Frauenklinik bekommen, die auf einer Insel eine ganz eigene Art von Artenauslöschung betreibt.
Der Plot entwickelt sich dabei in einem angenehmen Tempo und in typischer „Krimi-Manier“, so wird der Fall selbst doch verhältnismäßig früh aufgeklärt, um für das Finale nochmal die Dramaturgie in Bezug auf die beiden Hauptfiguren zu steigern. Leider überzeugt mich die letztendliche Umsetzung des Finales nicht, da auch allerhand Klischees aufgegriffen werden. Die Hintergründe des Falles waren da durchaus spannender, vor allem da wir durch die vergangene und parallel erzählte Geschichte auch bestehende Motive des Täters nachvollziehen können, was ihn nicht zu dem stumpfen „Bösen“ macht.