Ich hasse es unter Zeitdruck zu arbeiten. Erst recht, wenn es um die Arbeit geht, worin man eine Chance sieht. Es ist ungerecht, wie das Verhalten und die Versäumnisse anderer Leute den eigenen Erfolg gefährden. Ich habe einen Sohn, und der soll stolz auf seinen Vater sein. Ich habe ungute Sachen gemacht, Außergewöhnliches ertragen und manches Mal teuer dafür bezahlt.
Ich werde pünktlich sein, ich werde mich nicht von einer Bande Taugenichtse abhalten lassen. Ich werde nicht kneifen, nur weil mir mein Leben lieb ist. Ich werde mich selber im Spiegel sehen, ich werde da sein. Ich werde tun was ich von mir erwarte. Mein Sohn wird stolz auf mich sein.
Ich bin pünktlich – nicht wie der Zug, der 3:10 nach Yuma.
Story
James Mangold legt den Western „Zähle bis drei und bete“ von 1957 in einem Remake wieder auf. Der Regisseur verpflichtete Russell Crowe (Gladiator) und Christian Bale (The Machinist) für seinen Film „3:10 to Yuma“, der im deutschsprachigen Raum als „Todeszug nach Yuma“ vermarktet wird.
Das Remake erzählt die Geschichte des Farmers Dan Evans im 19. Jahrhundert, der durch Dürre geplagt von seinem Schuldiger kräftig in die Zange genommen wird. Das eigene Gut in Gefahr, welches sich der Familienvater von seiner Abfindung für einen verlorenen Fuß im Verteidigungskampf um Washington gekauft hat.
Ben Wade, der gerade das 22. Mal mit seiner berüchtigten Bande eine Lohnkutsche überfallen hat und mit gewohnter Skrupellosigkeit sein Geld einsackt, begegnet Dan. Dieser wird zufällig Tatzeuge der späteren Verhaftung vom Outlaw Ben und schließt sich des Geldes wegen dem Überführungskommando an. Fünf Männer wollen den gesuchten Verbrecher und Mörder zum Bahnhof Contention bringen, wo um 3:10 Uhr ein Zug abfährt, zum Staatsgericht nach Yuma.
Bildqualität
Die Farben und Kontraste sind kräftig, sitzen irgendwie passend und bilden die Geschehnisse greifbar ab. Der Transfer in MPEG-4/AVC und dem Aspect Ratio 2,4:1 ist treffend und punktgenau. Nach einer Weile fällt auf, dass die Bilder aus dem Fokus des eigenen Interesses verschwinden. Nicht weil sie nicht erwartungsgemäß geraten wären, sondern weil sie eben durch die Abwesenheit von Fehlern glänzen. Man bemerkt keine Filter, sondern vermeint die pure Realität zu beobachten. Das Licht im Raum ist ein anderes als draußen, die Dämmerung am Morgen hat eine andere Farbe, als die am Nachmittag. Die Schwärze der Nacht erscheint so dunkel und kühl erfrischend wie die helle Sonne am Mittag die Hitze des Kutschenüberfalls in den Präsentationsraum beamt.
Auch wenn die so grandiosen Panoramen eines „Searchers“ und die beeindruckende Kulisse der Totalen in „I am Legend“ nicht enthalten sind, so wird gerade die feine Darstellung der authentisch verdreckten Kerle auf ihren staubigen Pferden zum greifbaren Gegenstand.
Authentisch ist das Wort, welches ich suche. Authentisch ist das Bild dieser Disc. Authentisch ist das höchste Lob, das mir gerade einfällt.
Tonqualität
Da darf dann eine Vertonung nicht nachstehen. Mit der Authentizität machen wir weiter, denn die in Dolby TrueHD kodierten Tonspuren im deutschen und im englischen Originalton (Tipp: reinhören), verbreiten durch ihre empfindsam abgemischte Balance den gleichen Eindruck wie die Bilder.
Die akustisch und damit lebensnah erzeugte Filmmusik bewirkt ihr Übriges. Sparsam aber nicht spartanisch, treffend und western-like wird hier ein topmodernes Arrangement zu Gehör gebracht. Wie das Bild, drängt sich aber der Ton nicht ungebührlich in den Vordergrund, die Akustik lässt den Zuschauer und diesbezüglich Zuhörer am Geschehen teilhaben; sie lässt ihm gleichzeitig den Raum und die Tiefe, sich selber in die Geschichte und den Plot zu vertiefen.
Die Stimmen wirken echt und lebensnah, die deutsche Synchronversion ist wirklich gelungen und macht schnell vergessen, dass hier nicht die Originalstimmen der Schauspieler zu vernehmen sind. Wenn man eine sehr gute Note für einen Soundtrack vergeben muss, dann hier. Sowohl die englische Originalfassung als auch die deutsche Synchronisation zeugen von der Qualität und Sorgfältigkeit der Filmschaffenden.
Ausstattung
Oft ein wunder Punkt so vieler Produktionen: Die Neugierde der Interessierten in den Extras wird auf viele einzelne Aspekte des Filmschaffenden und seiner Intention hingewiesen.
Die Schauspieler und viele Filmausschnitte erläutern und ergänzen das Repertoire. Erstaunlich kurzweilig und trotzdem insgesamt umfangreich kommt auch in den Extras der Stolz der Crew zum Ausdruck. Trotzdem verkommt hier nichts zur üblichen Selbstbeweihräucherung, als es der enttäuschte Tester schon viel zu häufig zu sehen bekam.
Diese Extras sind kein Muss und keine Offenbarung, aber ein rundherum willkommener Mehrwert. Information zum Film, zur Zeit, zur Idee und zur Realisation findet derjenige, der sie sucht und auch genießen kann.
Fazit
Meine Freunde meinen, dass ich zu gern zu viele Worte mache. Allerdings bin ich ein Freund der Worte und bringe ihnen deshalb auch einigen Respekt entgegen. Aber bisher habe ich über die Beste Sache dieses Filmes geschwiegen. Unabsichtlich hat sich jede Bemerkung bis zu diesem Punkt zurückhaltend aufgestaut: dem Schauspiel.
Christian Bale und Russell Crowe spielen in diesem Film mit ganzer Leidenschaft, sichtlichem Vergnügen und ausgeprägtem Sendungsbewusstsein. Sie reißen das gesamte Set mit sich, verleihen ihren Figuren Tiefe und Wahrhaftigkeit. Die unzähligen Facetten der Persönlichkeiten werden im Verlauf dieses Plots immer greifbarer und spannender – was gar nicht nötig wäre, weil die Story an sich doch schon genug Spannung bietet.
Aber auch alle Nebendarsteller - allen voran der grandiose Ben Foster, der Charlie Prince, den zweiten Mann der Wade-Gang mimt - sind am Set voll in ihrem Element. Erstaunlich, aber absolut ins Bild passend, ist ebenfalls die Leistung des jungen Logan Lerman als 14jähriger Sohn des Farmers zu nennen; zusammen mit Peter Fonda komplettieren sie mit einigen Ungenannten das unfreiwillige Zweiergespann Ben Wade und Dan Evans. Zwei Männer, die sich in ihrem Lebenswandel und ihren Ansichten so diametral gegenüberstehen, aber im Verlaufe dieses knappen Tages eine seltsame Mischung aus Respekt und Freundschaft zueinander entwickeln.
Mein Sohn ist stolz auf mich. Mein Freund ein Spiegelbild, zumal er gerade das Gegenteil dessen sein sollte, was er darstellt. Ich habe alles gegeben, aber fühle mich nicht als Verlierer. Ich bin pünktlich – und seltsamerweise muss ich schon fast bedauern, dass der Zug nur mit einer kleinen Verspätung ankommt. Diesmal hätte es auch noch etwas länger dauern dürfen, zumal das Ende ja nun gar nicht happy ausfällt. Das ist das, was vielleicht den besonderen Charme dieses Moments ausmacht. Wahrscheinlich einer der guten Gründe, warum ich diesen Film immer wieder erleben möchte. (tb)
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