Regisseur Pete Walkers Filme sind vermutlich eher einem eingefleischten Genrepublikum bekannt, immerhin sind seine Werke alles andere als Allgemein verträglich. Trotzdem, oder gerade deshalb, widmete Wicked Vision Media dem Filmemacher eine Reihe, die nach „Haus der Peitschen“ nun den nächsten Titel „Haus der Todsünden“ nachlegt. Was der Film aus dem Jahr 1976 zu bieten hat, und wie die technische Umsetzung der im Mediabook enthaltenen Blu-ray Disc ausgefallen ist, klärt die folgende Rezension.
Story
Die leichtlebige Jenny trifft zufällig ihren alten Freund Bernard, der zum Katholizismus übergetreten und als Vikar tätig ist. Tatsächlich scheint sie ihn bald zu brauchen, denn ihr Freund Terry zieht nach einem Streit aus der gemeinsamen Wohnung aus. Doch als sie daraufhin Bernard in dessen Kirche aufsuchen will, gerät sie an den sonderbaren Pater Xavier Meldrum, der sich während der Beichte speziell an ihrem Liebesleben interessiert zeigt. Nachdem sie ihm zu allem Überfluss ihre Abtreibung gebeichtet hat, wird Jenny den aufdringlichen Pater gar nicht mehr los. Er steigt ihr nicht nur nach, sondern bricht auch in ihre Wohnung ein und ermordet schließlich ihren Ex-Freund. Niemand, nicht einmal ihre Schwester Vanessa, schenkt ihrer Geschichte Glauben, von einem Geistlichen gestalkt zu werden; und der Kirchenmann entwickelt sich langsam, aber sicher zum eiskalten Serienkiller … (Pressetext Wicked Vision Media)
Bereits Mitte der 1970er Jahre sah der visionäre Regisseur Pete Walker die Missstände der katholischen Kirche, zumindest hat es den Anschein, wenn man sich „Haus der Todsünden“ ansieht. Das Drehbuch zu dieser fiesen kleinen Genreperle stammt, wie so oft bei Walker, von David McGillivray, der es auf der Grundlage einer Originalstory von Walker selbst verfasste.
Wir bekommen einen erzkatholischen Priester zu sehen, der die Verfehlungen seiner Schäfchen selbst ahndet und sie übelst bestraft – mit dem Tod! Darüber hinaus ist er offenbar sehr besorgt um das Seelenheil der jungen Jenny, und so stellt er ihr nach und bedroht sie. Aber: Niemand möchte der leichtlebigen Frau glauben, denn immerhin ist Pater Meldrum ja ein angesehener Gottesmann. Selbst als die Beweise sich gegen ihn verdichten gelingt es ihm, sich immer wieder herauszureden und die Leute von seiner Unschuld zu überzeugen. Dem Zuschauer, der Zeuge der abscheulichen Taten des Gottesmannes wird, schnürt sich dabei die Kehle zu, denn es scheint kein gutes Ende zu geben – und wer die Film von Pete Walker kennt, der weiß, dass ein Happy End alles andere obligatorisch ist.
Inszenatorisch bewegt sich „Haus der Todsünden“ auf sicherem Boden. Die Darsteller, allen voran Susan Penhaligon als gepeinigte Schönheit in Nöten und Anthony Sharp als diabolische Bestrafer in Soutane, spielen glaubhaft und überzeugend, auch wenn Sharp anfangs ein wenig über das Ziel hinausschießt. Nicht unerwähnt bleiben sollte die wieder einmal phantastisch aufspielende Sheila Keith, die in keinem guten Pete Walker Film durfte und Norman Eshley als Pater Bernhard, der zwischen dem blinden Gehorsam gegenüber dem Pater und der Freundschaft zu seiner Jugendfreundin hin und hergerissen ist.
Bleibt die Frage, ob der Film auch von seiner Machart und von den Effekten her aus heutiger Sicht noch zu überzeugen versteht, und diese Frage kann ebenfalls ganz klar mit „Ja“ beantwortet werden. Natürlich sind die Spezialeffekte, insbesondere die Mordszenen, die stellenweise an die Glanzzeiten des Italienischen Giallo-Films erinnern, etwas „over the Top“, aber gerade diese übertriebene Zurschaustellung von abgerissenen und verdrehten Körperteilen, literweise Blut und ähnlichem, machen einen Teil des Reizes dieser Filme aus. Das der Film noch immer keine Freigabe der FSK besitzt und daher ungeprüft in den Handel kommt, spricht ebenfalls für sich. Genrefreunde können also getrost zugreifen, allerdings ist auch „Haus der Todsünden“, wie die meisten Filme des Ausnahme-Regisseur, absolut nicht für Jedermann geeignet.
Bildqualität
Das durchgehend dezent körnige Bild liegt im annähernd bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1,66:1 vor und hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Die Schärfe bewegt sich stellenweise auf einem hervorragenden Niveau, wobei sich – gerade in der Halbtotalen – auch gerne unschärfere Bilder einschleichen, was allerdings auf das Ausgangsmaterial zurückzuführen sein dürfte. Die Farben sind sauber und kräftig, hätten hie und da allerdings etwas knackiger sein dürfen. Das gleiche gilt für den Schwarzwert. Der Kontrast ist hingegen gut eingestellt und hell ausgeleuchtete Szenen erscheinen sehr frisch und plastisch. Altersbedingte Mängel wie Beschädigungen und Verschmutzungen wurden weitestgehend entfernt, allerdings flackern häufig helle Flecken auf, was dem Film jedoch auch einen gewissen Charme verleiht. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass hier sehr viel aus der Vorlage herausgeholt wurde.
Tonqualität
Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprachfassung in dts-HD Master 2.0 in Mono vor. Gleich nach dem Urheberrechts- und dem Altersfreigabe-Hinweis erscheint eine Texttafel, in welcher erwähnt wird, dass Wicked Vision die bestmögliche Tonquelle der deutschen Synchronfassung aufgetrieben hat, es aber dennoch hin und wieder zu kleineren Defekten kommen kann. Gleichzeitig entschuldigt sich das Label dafür und wünscht den Zuschauern viel Spass mit „Haus der Todsünden“. Ehrlich und offen wird hier also bereits vor Filmbeginn auf etwaige Fehler hingewiesen, so dass man diese nicht mehr ganz so arg als negativ bewerten möchte, wobei man sagen sollte, dass sich die Fehler in mehr als akzeptablen Grenzen bewegen. Abgesehen davon gibt es nicht viel an der Tonqualität auszusetzen. Die Dialoge sind jederzeit gut verständlich, die Hintergrundgeräusche vermischen sich mit der genialen musikalischen Untermalung von Stanley Myers zu einem angenehmen Klangerlebnis, das zwar keineswegs als perfekt, aber definitiv als sehr stimmig bezeichnet werden darf. Der englische Originalton ist zwar nicht ganz so klar wie sein deutsches Gegenstück, vermittelt aber dafür ein noch authentischeres Filmerlebnis.
Ausstattung
- Mediabook mit 24-seitigem Buchteil
- Audiokommentar mit Regisseur Pete Walker und Jonathan Rigby
- Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen, Dr. Gerd Naumann und Matthias Künnecke
- Featurette: "Sheila Keith: Eine nette alte Frau?" (14:28 Minuten)
- "House of Walker": David McGillivray & Kim Newman über "Das Haus der Todsünden" (20:16 Minuten)
- Interview mit Pete Walker (13:48 Minuten)
- Deutscher Trailer
- Originaltrailer
- Pete Walker-Trailershow
- Bildergalerie
Fazit
Der zweite Teil der Pete Walker Collection aus dem Hause Wicked Vision überzeugt erneut in jeder nur erdenklichen Hinsicht. Bild und Ton sind zwar nicht Perfekt, holen aber mutmaßlich das Optimum aus den gegebenen Möglichkeiten heraus. Das umfangreiche und teilweise weltexklusive Bonusmaterial rechtfertigt alleine bereits die Anschaffung dieses schicken Mediabooks.
Der Film ist sicherlich nicht für jedermann geeignet, aber das trifft auf die meisten von Pete Walkers Filmen zu. „Haus der Todsünden“ bietet für Genrefans durchweg spannende und vor allem (auch nach heutigen Maßstäben) schonungslos brutale Unterhaltung mit guten Darstellern und einem atmosphärischen Setting. Darüber hinaus ist die Geschichte furchtbar nah an der Realität angesiedelt, was den Film nur noch eindringlicher werden lässt.
(Michael Speier)
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