Gruselfreunde dürfen sich freuen, denn Warner Home Entertainment bringt nun den dritten Teil der im Conjuring angesiedelten „Annabelle“-Reihe auf den deutschen Markt. Damit steigt die Zahl der Filme des Conjuring-Universums auf Sieben! Regie führte diesmal Gary Dauberman, der bereits die Drehbücher der vorherigen Annabelle-Filme (und des Conjuring-Spin-Ofs „The Nun“) verfasste, und auch hier wieder für das Drehbuch zuständig war.
Da die meisten Spin-Ofs des erfolgreichen Films „The Conjuring“ von James Wan aus dem Jahr 2013, eher mittelmäßig bis mies waren, sind die Erwartungen diesmal etwas geringer. Ob der Film zumindest diese niedrigen Erwartungen erfüllt, oder gar zu alter Stärke der Reihe zurückfindet, und wie sich die Blu-ray Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Normalerweise sind Ed und Lorraine Warren (P. Wilson & V. Farmiga) im Umgang mit besessenen Objekten äußerst vorsichtig, doch den neusten Zugang in ihrem ganz eigenen Horrorkabinett haben sie scheinbar doch unterschätzt. Annabelle, die von einem Dämon besessene Puppe, die bereits seit über 30 Jahren versucht sich eines menschlichen Körpers zu bemächtigen, ist hinter ihrem zerbrechlich wirkenden Äußeren, extrem lebendig. Und nach wie vor auf der Jagd nach einem Menschen, in dem sie ihren unheilvollen, dunklen Geist einnisten kann. Mittels einer List gelingt es der Puppe tatsächlich sich aus ihrem versiegelten Glaskasten zu befreien und sieht sich, umringt von allerlei verwunschenen Reliquien, bald schon in einer perfekten Position, um ihr Ziel zu erreichen: Judy (M. Grace), die zehnjährige Tochter der Warrens...
Dass es sich bei den Filmen des Conjuring-Universums um „wahre Begebenheiten“ handeln soll, dürfte inzwischen allgemein bekannt sein. Ebenso klar ist allerdings, dass der Begriff „wahre Begebenheiten“ in diesem Zusammenhang sehr großzügig ausgelegt wird, und spätestens bei dem hier vorliegenden siebten Teil werden nicht nur Zyniker und Realisten den Kopf schütteln und an dem, was sie hier zu sehen bekommen, ihre Zweifel haben. Das rege Geistertreiben im Haus der Warrens ist derart übertrieben, dass man beim besten Willen nicht glauben kann, dass das, was sich dort abspielt, tatsächlich so stattgefunden haben soll. Aber eins nach dem anderen.
Zunächst einmal soll gesagt werden, dass sich dieser Teil der Annabelle-Reihe mehr nach „Conjuring“ anfühlt als alle vorherigen Spin-Ofs der Reihe zusammen, was zu einem Teil an der Beteiligung der Warrens liegt (auch wenn Ed und Lorraine die meiste Zeit über nicht direkt in die Handlung involviert sind), und zum anderen, weil es so viele Querverweise gibt, dass alleine Das ein zweites ansehen rechtfertigt, weil man beim ersten Mal gar nicht alles mitbekommt. Ein Teil der Handlung spielt in dem, in den vorherigen Filmen nur kurz zu sehenden, „Artefaktenraum“ im Haus der Warrens, also in jenem Raum, in dem die beiden „Geisterjäger“ die verdammten Reliquien und Andenken ihrer Ermittlungen aufbewahren. Und hier zeigt sich auch die größte Stärke des Films, denn er konzentriert sich nicht ausschließlich auf die Dämonen-Puppe, sondern macht sie zu einem Magneten für Geister aller Art, und nachdem die Vitrine erst einmal offen ist, bricht das Böse über das Haus der Warrens herein und die Geisterbahnfahrt beginnt.
Der nun folgende Budenzauber bietet alles, was das Gruselherz begehrt – außer Realismus. Wir bekommen Schockmomente (wenn auch deutlich weniger als erwartet), tolle Kulissen, jede Menge Dämonen, Geister, Monster und so weiter und so fort. Ein wenig erinnert „Annabelle 3“ dabei an die beiden „Gänsehaut“-Filme, nur eben für ein erwachsene(re)s Publikum. Leider bleibt die Atmosphäre dabei ein wenig auf der Strecke, denn der Film entwickelt ein so rasches Tempo, dass dafür einfach keine Zeit bleibt. Dafür werden so viele neue Dämonen, verfluchte Gegenstände und ähnliches eingeführt, dass die Conjuring-Reihe noch auf Jahre mit Stoff für weitere Spin-Ofs versorgt sein dürfte.
Im Mittelpunkt der Handlung steht diesmal die Tochter der Warrens, gespielt von Mckenna Grace, die ihre Sache ausgesprochen gut meistert. Ihr zur Seite stehen Madison Iseman als Kindermädchen Mary und deren Freundin Daniela, gespielt von Katie Sarife, die ein persönliches Interesse an der Welt der Geister hegt, und damit die Handlung erst ins Rollen bringt. Die drei harmonisieren hervorragend und sind ideale Identifikationsfiguren für jüngere Zuschauer, auf die der Film auch ganz klar zugeschnitten ist. Viel neues erfahren wir hier zwar nicht, und die Handlung ist ebenfalls eher banal, aber die Inszenierung und die Masse an Ideen, Effekten und Einzelmomenten machen „Annabelle 3“ zu einem Must-See für Freunde der Reihe.
Bildqualität
Das glasklare Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,39:1 vor. Die Schärfe bewegt sich dabei auf einem durchgängig guten Niveau, bildet zahlreiche Kleinstdetails ab (und davon gibt es im Haus, insbesondere im Artefaktenraum zu Hauf!), ohne dabei künstlich und übertrieben zu wirken. Die Farben orientieren sich, wie die Vorgängerfilme, an dem Look der 1970er-Jahre, wodurch ein angenehmer, einheitlicher Flair der Filme entsteht. Die Natürlichkeit bleibt trotz der warmen, erdigen Farbpalette weitestgehend erhalten. Der Kontrast ist gut eingestellt und zeigt selbst in dunklen Szenen keine Durchzeichnungsprobleme, allerdings hätte der Schwarzwert stellenweise etwas knackiger sein dürfen.
Tonqualität
Der Ton liegt in deutscher Sprache in dts-HD Master 5.1 und in Englisch in Dolby Digital 5.1 mit optional zuschaltbaren deutschen und englischen Untertiteln auf der Disc vor. Obendrein kommen O-Ton-Fans in den Genuss einer Dolby Atmos Tonspur mit Dolby TrueHD 7.1 Kern. Für Blinde und Sehbehinderte Menschen wurde eine deutsche Audiodeskription in Dolby Digital 2.0 mit auf die Disc gepresst.
Die deutsche HD-Masters Tonspur klingt sauber und ordentlich, ist aber allgemein etwas zu zurückhaltend. Zwar bekommen wir immer wieder mal dezente Surroundeffekte zu hören, aber in der Summe sind derer einfach zu wenige vorhanden, wobei es an Möglichkeiten nicht gemangelt hätte. Immerhin ist die Abmischung sehr angenehm und ein permanentes Nachregeln, wie bei manch anderem ähnlichen Titel, ist hier nicht vonnöten. Lediglich die wenigen Jump-Scares lassen die Lautstärke kurzzeitig in die Höhe schießen. Die Dialoge sind jederzeit glasklar, die wenigen Subwoofer-Einsätze satt und alles in allem haben wir es hier mit einer hochwertigen Tonspur zu tun. Die englische Atmos-Tonspur hingegen fällt im direkten Vergleich ein wenig ab, zumindest wenn man die Messlatte entsprechend hoch setzt. Ein echter Mehrwert ist hier nur selten bis überhaupt nicht zu verzeichnen und die Deckenlautsprecher bleiben überwiegend unauffällig.
Ausstattung
Im Bonusmaterial erwarten uns eine Handvoll nicht verwendeter Szenen und drei Features, die sich primär mit den neuen Figuren und deren Hintergründen befassen. Zum einen dürfen wir in „Der Artefaktenraum und das Okkulte“ einen etwas genaueren Blich auf die Exponate werfen und erfahren hier durch die Blume, dass nicht alle (eigentlich sogar recht wenige) der hier ausgestellten Stücke auf „wahren Begebenheiten“ beruhen. „Das Licht und die Liebe“ befasst sich indessen mit einem weiteren Aspekt der Handlung, die an dieser Stelle nicht gespoilert wird, und die drei kurzen „Hinter den Kulissen“-Features „Der Fährmann/Dämon“, „Die Blutige Braut“ und „Der Werwolf“ erklären grob die Hintergründe der genannten Figuren, was den Verdacht nahelegt, dass wir zumindest von diesen drei Wesen in Zukunft noch etwas zu hören, beziehungsweise zu sehen bekommen werden.
Fazit
Bild und Ton bewegen sich auf dem Niveau, das man von einer aktuellen Produktion erwartet. Das Bild ist sauber, scharf und in den typisch-erdigen Farben der Reihe gehalten. Akustisch bekommen wir ebenfalls einiges zu hören, allerdings nicht ganz so viel, wie man es vielleicht erwartet. Das Bonusmaterial erlaubt einen kleinen Einblick in die Produktion und eräutert einige neue Film-Monster, die uns mit Sicherheit demnächst häufiger über den Weg laufen werden.
Der Film ist grandioser Budenzauber für Genrefreunde. Eine Geisterbahnfahrt mit tollen Momenten, einigen Schocks und fähigen Darstellern. Inhaltlich bekommen wir nicht viel zu sehen, aber Spaß macht das Ganze trotzdem – und zwar mehr, als die sämtliche vorherigen Spin-Ofs des bisherigen Conjuring-Universums.
(Michael Speier)
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