Große Erfindungen und neue Techniken fordern zumeist einen hohen Tribut. Auch, wenn sich ein Großteil der Menschheit im Nachhinein nur an die Erfolge erinnert, so sind es doch oft die vielen zuvor gescheiterten Versuche, die einen letztendlich den einen Erfolg ausmachen. Zu diesen besonderen Ereignissen, gehört mit Sicherheit auch die erste bemannte Landung auf dem Mond. Im Wettlauf gegen die russische Raumfahrt, gelang der NASA 1969 nach vielen Rückschlägen einer der größten Sprünge für die Menschheit. Maßgeblich daran beteiligt war der Astronaut Neil Armstrong, dessen unerbittlicher Antrieb schlussendlich dazu führt, dass er einen Fuß auf den Erdtrabanten setzen konnte. Diesem wahren 'Superhelden' widmet Regisseur Damien Chazelle seinen neusten biographischen Film. Ob der Mix aus Familien-Drama und Weltraum-Erkundung zündet wie eine Rakete, klärt das nachstehende Review auf Basis der Blu-ray Variante, welche neben einer 4K Ultra HD Version und einem Steelbook von Universal Pictures Home Entertainment zum Händler des Vertrauens gebracht wird.
Story
Die Familie des Testpiloten Neil Armstrong (R. Gosling) steht unter Schock: im Alter von noch nicht mal drei Jahren erliegt Tochter Karen den Folgen eines Gehirntumors. Neil stürzt sich daraufhin in die Arbeit, um mit dem Verlust klarzukommen. Dies führt ihn auf Grund seiner hervorragenden Leitungen zur NASA, wo er als einer der ersten Zivilisten ins Gemini-Programm aufgenommen wird. Während sich seine Frau Janet (C. Foy) zu Hause um die Kinder kümmert, gelingt Neil im All die erste Kopplung zwischen einer Raumkapsel und einem Zielsatteliten. Im Wettlauf mit den Russen will die NASA jedoch die erste bemannte Mondlandung für sich gewinnen. Dies soll mit dem Apollo-Projekt gelingen. Doch auch hier müssen zunächst herbe Rückschläge in Kauf genommen werden, bevor es Neill schließlich im Juli 1969 gelingt, den ersten Fußabdruck auf dem Mond zu hinterlassen. Doch was als einer der größten Sprünge der Menschheit in die Geschichte einging, erforderte besonders im Leben von Neill und seinem Umfeld mehrere großer Opfer.
Nachdem Regisseur Damien Chazelle bereits mit 'Whiplash' und 'La La Land' gute Erfolge bei Publikum und Kritikern verbuchen konnte, sollte sich sein nächster Film um einen menschlichen Superhelden drehen. Einen Menschen, der nach bzw. trotz diverser privater wie beruflicher Tiefschläge über sich hinauswächst und Großes vollbringt. Hierzu bot sich die Biographie des amerikanischen Testpiloten und späteren Astronauten Neil Armstrong bestens an. Für die Hauptrolle konnte man Ryan Gosling gewinnen, welcher den stillen und oftmals in sich gekehrten, aber stets hochkonzentrierten Armstrong sehr passend verkörpert. Zunächst erlebt der Zuschauer mit, wie Familie Armstrong mit ihrem Verlust fertig werden muss: der Tod der kleinen Karen reißt alle völlig aus dem Leben. Um seiner Trauer zu entfliehen, stürzt sich Neill in die Arbeit. Dadurch gelingt es ihm aber, in eines der wichtigsten Raumfahrtprogramme zu kommen. Für die Familie sowohl beruflich als auch privat ein zunächst willkommener Neuanfang. Nach einem Umzug freundet man sich direkt mit den Nachbarn an, deren Familienoberhaupt Edward Higgins White, hier gespielt von Jason Clarke, ebenfalls zum Astronauten-Team gehört. Doch mit der Zeit flüchtet sich Neill immer mehr in die Arbeit und entwickelt hier einen besonderen Ehrgeiz, der auch von gefährlichen Situationen und Unfällen mit tödlichen Ausgang nicht gebremst werden kann. Dafür vernachlässigt er seine Familie immer mehr und wird für sie wie ein fremder. Selbst für seine Söhne, hat er vor dem Abflug zu seiner wichtigsten Mission, lediglich ein paar Antworten parat, die er so auch der allgemeinen Presse geben würde. Wie jeder nachher weiß, haben diese privaten Entbehrungen und Verluste jedoch das Raumfahrt-Programm zum Erfolg geführt.
Der Film konzentriert sich dabei größtenteils auf die verschiedenen, mal mehr – mal weniger erfolgreichen Missionen und Vorbereitungen im Vorfeld der berühmten Mondlandung. Dabei ist der Cast mit Schauspielern wie Claire Foy, Pablo Schreiber, Christopher Abbott, Kyle Chandler, Ciarán Hinds oder Corey Stoll bis in die Nebenrollen namenhaft besetzt. Sie alle überzeugen sehr gut in ihren Rollen und lassen zu keiner Zeit, des knapp 140 Minuten laufenden Films, Langeweile aufkommen. Die straffe Inszenierung trägt ebenso dazu bei, dass die Zeit vergeht wie im (Raketen-)Flug. Während andere Genre-Beiträge oftmals auch auf die Astronauten-Ausbildung ausführlich betrachten, wird diese hier nur immer wieder zwischendurch kurz angeschnitten. Der Focus liegt klar auf den Missionen und der Familien-Beziehung von Neil Armstrong. Letztere werden zwischendurch eingestreut und vermitteln sehr gut, dass Armstrong in dieser Zeit seinen Focus klar auf das berufliche gelegt hat. Aus dieser Sicht war der Mann eben auch zum Teil nicht der Held, für den ihn die ganze Welt hielt. Für den Zuschauer ist es daher auch einmal interessant zu sehen, welche Risiken der Astronaut bereit war einzugehen und was ihn dazu trieb, immer weiter zu machen. Wer weiß, wie alles gekommen wäre, hätte seine kleine Tochter nicht eine tödliche Krankheit gehabt. Vielleicht wollte er nach diesem Verlust aber für seine Tochter und für seine Familie durch seine Arbeit einen bleibenden Eindruck hinterlassen – denn an was erinnert man sich sonst, sollte der Mensch einmal den Weg alles irdischen gehen? Dass die verstorbene Karen ein großer, wenn nicht gar der (!) Antrieb war, beweist dann auch die Szene auf dem Mond, in der Armstrong das selbstgebastelte Namensbändchen seiner Tochter in einen Krater wirft. Dieser Moment steht dann auch Synonym für die vielen emotionalen Momente des Bio-Pics, welche im Gegenzug zu den vielen technischen Weltallszenen stehen. Neil Armstrongs abendfüllende Biographie ist damit durchweg zu empfehlen und hat auch knapp 50 Jahre nach ihren Ereignissen nichts von ihrer Faszination verloren. Und schließlich zeigt es auch, dass er selbst eben nicht nur einen kleinen Schritt gemacht hat, sonders es auch für ihn ein großer war.
Bildqualität
Bei den Aufnahmen kamen verschiedenste Kamera-Formate zu Einsatz - hier ist von analog bis digital alles vorhanden. Die Anfänge Armstrongs sind analog gefilmt und enthalten daher auch Filmkorn, was jedoch sehr gut zur damaligen Zeit passt. Aber in einigen Fällen wirkt es auch etwas störend, denn es kommt einem manchmal so vor, als läge ein leichter Schleier über der Szene. Auch einige Unschärfen sind leider vorhanden, so zum Beispiel an Armstrongs ersten Arbeitstag nach dem Tod seiner Tochter, als er mit Deke Slayton vor dessen Büro spricht. In dunklen Szenen kann nicht immer der volle Detailgrad erhalten werden, hier kommt es trotz gutem Schwarzwert zu einigen Verlusten. Die Farben sind ansonsten sehr natürlich gewählt, erst im Cockpit der Raumkapsel leuchten die vielen Kontrolllampen dann auch mal etwas kontrastreicher.
Highlight des Films sind dann aber die im IMAX-Format gefilmten Szenen der Mondlandung. Wenn Armstrong und Aldrin durch die Luke des Lunar-Moduls nach draußen schlüpfen, gibt es einen 'swoosh' und das Bild zoomt auf. Ab hier sind die Aufnahmen dann gestochen scharf und von nun an frei von Filmkorn. Jedes Steinchen auf der Mondoberfläche, jede Falte im Raumanzug und jeder Knick in der Isolationsfolie ist nun exakt zu erkennen. Es sieht einfach atemberaubend aus und man fühlt sich wirklich so, als wenn man selbst bei diesem ehrwürdigen Moment dabei gewesen ist und neben Armstrong am Rande eines Mondkraters stehen würde.
Tonqualität
Der Zuschauer hat die Wahl zwischen folgenden Tonspuren:
- Deutsch Dolby Atmos 7.1 (Dolby TrueHD Kern)
- Englisch Dolby Atmos 7.1 (Dolby TrueHD Kern)
Ausstattung
Der Bonusbereich ist mit folgenden Extras gespickt:
- Unveröffentlichte Szenen (4:17 Min.)
- Der Griff nach dem Mond (3:40 Min.)
- Bereitmachen zum Start (3:39 Min.)
- Ein gewaltiger Sprung in einem kleinen Schritt
- (4:31 Min.) Eine schiefgegangene Mission (2:42 Min.)
- Im Sitz sitzen (7:09 Min.) Die Nachbildung der Mondlandung (6:01 Min.)
- Der Dreh bei der NASA (3:11 Min.)
- Astronautentraining (4:02 Min.)
- Filmkommentar mit Regisseur Damien Chazelle, Drehbuchautor Josh Singer und Cutter Tom Cross
Fazit
Was alles geschehen musste, bis ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit gemacht werden konnte, zeigt Damien Chazelles neuestes Werk eindrucksvoll. Dabei zeigt es den Menschen Neill Armstrong eben nicht nur als den 'Superhelden', der die ersten Schritte auf dem Mond machte, sondern auch als Familien-Vater und ehrgeizigen Piloten, der sich nach persönlichen Tiefschlägen von Frau und Kindern entfernt, um in der Arbeit sein Heil zu finden. Auf technischer Seite überzeugen beim Bild vor allem die im IMAX-Format gedrehten Szenen der Mondlandung, welche spektakulär in Szene gesetzt worden. Durch Nutzung des 3D-Surroundformats Dolby Atmos werden die Raketenstarts und Testflüge lebensecht und raumfüllend ins Heimkino gebracht. Die Biographische Verfilmung überzeugt dabei auf ganzer Linie und bietet trotz 140 Minuten Laufzeit kurzweilige Unterhaltung.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Chrono 509
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS PB-1000