John Badhams Vampirromanze „Dracula“ von 1979 wurde bereits vor im September 2014 von Universal Pictures Home Entertainment auf den deutschen Blu-ray-Markt gebracht. Nun erscheint die Neuauflage des Films mit Frank Langella in der Titelrolle des Grafen Dracula bei Koch Media Home Entertainment, und ob sich eine Anschaffung aus technischer Sicht lohnt, beziehungsweise wie sich der Film inhaltlich schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Graf Dracula (F. Langella) reist nach England, wo er ein verfallenes Schloss bezieht. Dort lernt er die kränkliche Mina (J. Francis), ihre Freundin Lucy (K. Nelligan) sowie Lucys Vater Dr. Seward (D. Pleasence) kennen, der seinen neuen Nachbar Graf Dracula zu sich einlädt. Nachdem es um Minas Gesundheit immer schlechter steht und diese letzten Endes an Anämie stirbt, ordnet Minas Vater, Prof. Abraham van Helsing (L. Olivier), eine Exhumierung an. Der Grund: Angeblich soll die verstorbene Mina gleich mehrere Menschen auf dem Gewissen haben. Schon bald wird Dracula für alle Ereignisse verantwortlich gemacht. Doch der gerissene Graf hat Lucy gefügig gemacht und will mit ihr das Land verlassen. Auf einem Schiff kommt es zum Showdown...
Die Anzahl der Filme über den blutsaugenden Monarchen aus dem fernen Transsilvanien gehen locker in den dreistelligen Bereich, wobei die meisten Filme mit dem Namen „Dracula“ im Titel mit der Romanvorlage von Bram Stoker nicht viel mehr gemeinsam haben als eine Handvoll Namen und die Tatsache, dass Dracula hinter dem Lebenssaft irgendwelcher jungen Frau her ist. Auch John Badhams hier vorliegende Verfilmung aus dem Jahr 1979 orientiert sich weniger an dem Roman, als vielmehr an Tod Brownings Verfilmung von 1931 mit Bela Lugosi in der Titelrolle. Diese Verfilmung wiederum basierte auf einem Theaterstück von Hamilton Deane, in welchem der Ungar Lugosi ebenfalls den Blutsauger darstellte.
Anders als Brownings Film, der immerhin zu den Universal-Monster-Klassikern gezählt wird, beginnt Badham seine Geschichte mit der Ankunft des Grafen in England, wobei uns der Untergang der Demeter (was wurde eigentlich aus dem angekündigten Film über eben jene Verhängnisvolle Schifffahrt?) und das, was sich an Bord des Schiffes abgespielt hat, in blutigen Bildern vor Augen geführt wird. Wer also geheimnisvolle Schlösser, wilde Landschaften und ähnliches erwartet, der wartet leider vergeblich.
Abgesehen von dieser starken Einleitung konzentriert sich der Film weniger auf das blutige Treiben seiner Hauptfigur, sondern stellt die Liebe zu Lucy, die in diesem Film mal eben zur Tochter von Dr. Seward gemacht wird und mit Mina, die ihrerseits auf einmal die Tochter von Professor Van Helsing ist, bereits früh das zeitliche segnet und in einer der erinnerungswürdigsten Szenen im Film von ihrem eigenen Vater gepfählt wird, die Rollen tauscht, in den Mittelpunkt.
Darstellerisch bekommen wir zahlreiche große Namen, wobei leider beinahe sämtliche Darsteller hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Donald Pleasence verzichtete auf die Rolle des Professor Van Helsing, da sie ihm zu viel Ähnlichkeit mit der Rolle des Dr. Loomis aus dem ein Jahr vorher angelaufenen Klassiker „Halloween“ von John Carpenter gemeinsam hatte, und spielt stattdessen den leicht wahnsinnigen Dr. Seward, dessen Tochter die Auserwählte Draculas ist, wodurch er so oder so ebenfalls gegen den Bösewicht ins Feld zieht. Der Vampirexperte Professor Van Helsing wird indessen von Laurence Olivier gespielt, was ja auch alles andere als eine schlechte Wahl darstellt. Die Titelrolle des Dracula wird von Frank Langella gespielt, den man sich eigentlich nur schwerlich in dieser Rolle vorstellen kann, mit seinem charmanten und zwielichtigen Auftreten aber letztendlich besser dasteht als mancher seiner Kollegen. Tatsächlich hatte Langella in dieser Rolle bereits zuvor am Broadway großen Erfolg, wenn auch in erster Linie deshalb, weil er den Grafen, dessen Bild von Lugosi und Lee zuvor stark geprägt war, gänzlich anders interpretierte – wovon auch dieser Film in gewisser Weise profitiert. Langella ist nicht Lugosi oder Lee, aber sehenswert ist er auf jeden Fall, gerade weil er so anders ist als alle vor oder nach ihm. Nur sollte man sich auch darauf einlassen, denn John Badhams Film ist nicht unbedingt das, was man von einem Film mit dem Titel „Dracula“ erwartet. Wer den Film nicht kennt sollte ihn sich daher vielleicht zuvor einmal ansehen um sicherzugehen, dass er den persönlichen Geschmack auch trifft. Aber das trifft ja eigentlich auf jeden Film zu.
Bildqualität
Das leichtkörnige Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,35:1 vor und dürfte manchen Zuschauer ein wenig vor dem Kopf stoßen. Die Schärfe bewegt sich auf einem mehr als anständigen Niveau und bildet haufenweise Kleinstdetails der wunderbaren Kostüme und des schönen Settings ab, allerdings setzt Badhams Kameramann Gilbet Taylor hin und wieder auf weichere Bilder, die mitunter fast schon ein wenig wie weichgezeichnet ausschauen. Der größte Kritikpunkt seitens der Zuschauer dürften die Farben sein, denn diese wurden – im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen und der TV-Ausstrahlung – deutlich reduziert, so dass der Film von Zeit zu Zeit schon fast wie ein Scharzweißfilm aussieht. Allerdings ist diese zurückhaltende Farbgebung vom Regisseur so gewollt, mutmaßlich um näher an der Filmvorlage von 1931 zu sein, und ehrlich gesagt wirkt der Film dadurch auch etwas wertiger, düsterer und vor allem stimmiger. Der Kontrast bewegt sich dabei auf einem guten Niveau, altersbedingte Fehler, Verschmutzungen oder Beschädigungen sucht man dafür vergeblich, und da der Film letztendlich so ausschaut wie er ausschauen soll, irrelevant ob es dem Publikum gefällt oder nicht, ergibt sich unterm Strich die verdient hohe Wertung.
Tonqualität
Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprachfassung in dts-HD Master 2.0 vor und hält dementsprechend keine großartigen Überraschungen breit. Dadurch dass weder der Subwoofer noch die hinteren Kanäle angesteuert werden bleiben Surroundeffekte unmöglich, trotzdem breitet sich der Ton über eine verhältnismäßig „breite Bühne“ aus. Da der Film ohnehin sehr dialoglastig ist, bzw. auf Szenen mit möglicher Rundumbeschallung verzichtet, ist die 2.0 Abmischung auch nicht weiter tragisch, zumal der Ton recht passabel und anständig klingt. Die Dialoge sind jederzeit gut verständlich, die stimmungsvolle musikalische Untermalung von Starkomponist John Williams passt perfekt ins Geschehen und alles in allem gibt es nicht viel zu bemängeln. Die deutsche Synchronfassung entstand bei der Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke nach einem Dialogbuch und unter der Regie des renommierten Sprechers Arne Elsholtz, der im Film dem Darsteller Trevor Eve in der Rolle des Jonathan Harker auch seine Stimme lieh. Des Weiteren erklingen die bekannten und fähigen Stimmen von Norbert Langer für Frank Langella als Dracula, Siegfried Schürenberg lieh Laurence Olivier in der Rolle des Professor Van Helsing seine Stimme, und für Donald Pleasence als Dr. Seward spricht Wolfgang Spier. Die weiblichen Hauptrollen sprechen Alexandra Lange und Susanna Bonasewicz.
Ausstattung
- Deutsche Super 8-Fassung des Films (ca. 36 min)
- Deutscher und Originaltrailer
- Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
Fazit
Bild und Ton der Neuveröffentlichung aus dem Hause Koch Media sind ausgesprochen gut, auch wenn sich mancher Fan des Films mit Sicherheit etwas anders gewünscht hätte. Gerade die zurückhaltenden Farben werden manchem vor den Kopf stoßen, sind aber vom Regisseur so gewollt und lassen den Film so aussehen, wie John Badham es sich vorgestellt hat. Das Bonusmaterial ist leider etwas mager.
Der Film selbst ist eine etwas eigenwillige Interpretation der Dracula-Geschichte, wobei man sich hier mehr an dem, auf einem Theaterstück basierenden, Klassiker mit Bela Lugosi orientiert hat als an Bram Stokers Roman. Obendrein ist Hauptdarsteller Frank Langellas Darstellung etwas sehr eigenes, was nicht jedem Fan des Blutsaugers zusagen dürfte. Sehenswert ist John Badhams Dracula allemal, aber wer den Film noch nicht kennt, sollte ihn vielleicht vorher ausleihen, bevor er einen Kauf in Betracht zieht.
(Michael Speier)
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