Die Verfilmung von Comics befindet sich momentan auf dem Zenit. Captain America aus dem Hause Marvel konnte 2011 die Kinosäle erobern und legte in der ersten Phase des MCU den Grundstein für den Erfolg weiterer Blockbuster wie Guardians of the Galaxy. Die Regie übernahm damals Joe Johnston, der durch seine Arbeit an “The Rocketeer” mehr als qualifiziert für ein Superhelden-Abenteuer im zweiten Weltkrieg gewesen ist.
Story
Der Amerikaner Steve Rogers hat nur einen großen Traum: Er will für sein Land in den 2. Weltkrieg ziehen und gegen die Nazis kämpfen. Doch aufgrund seiner spärlichen Figur fällt er bei sämtlichen Musterungsuntersuchungen durch. Durch Hilfe von Dr. Abraham Erskine wird aus dem hageren Bürschchen jedoch ein Muskel bepackter Supersoldat, der es mit einem noch größeren Feind aufnehmen muss. Der abtrünnige Nazi Kommandant Red Skull will ganz nebenbei die Weltherrschaft an sich reißen und greift dafür auf die Mächte der Götter zurück. In Deutschland konnte der Comic zu Captain America nicht dieselben Erfolge erzielen wie in seiner Heimat U.S.A. So spiegelt sich das auch bei der aktuellen Kinoversion wieder. Während der Film weltweit knapp 340 Millionen einspielen konnte, interessierte der Film in Deutschland gerade mal 340.000 Kinogänger. Dabei bietet Joe Johnston mit seiner Interpretation des amerikanischen Superhelden gewohnt gute Kost.
Die Geschichte wurde hervorragend inszeniert und erzählt den Werdegang des schmächtigen Steve Rogers zum muskelbepackten Captain America. Auch wenn die Vorgeschichte ein wenig viel Platz einnimmt, nimmt der Film schnell an Fahrt auf und sobald der Superheld zum ersten Mal richtig in Einsatz tritt, steht schnell fest, was für ein Potential diese Figur besitzt. Leider gerät sein Gegenspieler Red Skull ein wenig in den Hintergrund; eine tiefe Rivalität ist zumindest nicht zu erkennen. Mit den Schauspielern Chris Evans (bereits durch Fantastic Four Comic-erprobt), Tommy Lee Jones (Men in Black), Hugo Weaving (Matrix), Stanley Tucci (Die Akte), Dominic Cooper (Die Herzogin) und Toby Jones (The Rite - Das Ritual) wurde der Cast sehr prominent besetzt. Viel Tiefgang darf man selbstverständlich nicht erwarten, geschweige denn ausgefeilten Charakterzeichnungen.
Dafür bekommt der Zuschauer perfektes Popcorn Kino der Marke Hellboy oder Iron Man geboten, bei dem mächtige und aufwändige Kulissen sowie spektakuläre und ausgefeilte Actionszenen im Vordergrund stehen. Selbstverständlich sind auch einige Logiklöcher und nicht nachvollziehbare Handlungsweisen vorhanden, doch schließlich handelt es sich um eine Comicverfilmung und da ist bekanntlich fast alles möglich. Witzig sind indes kleine und gelegentlich auch versteckte Anspielungen wie z.B. Howard Stark (dem Vater von Tony Stark a.k.a. Iron Man), dem Blut auf dem Emblem von Johann Schmidt (Red Skull) oder der Schlägerei im Hof bei dem Steve Rogers einen Mülleimerdeckel zur Verteidigung nimmt.
Auch wenn sich Captain America als personifizierter Patriotismus präsentiert (was will man bei dem Namen auch anderes erwarten?), so ist dies lediglich ein Symbol der amerikanischen Einstellung jedes Amerikaners während des Zweiten Weltkriegs, was mancher Zuschauer störend empfinden mag. Zumindest hat die aktuelle Verfilmung mehr Stärken als Schwächen, weswegen sich ein Blick durchaus lohnt.
Bild 4k UHD
- 2,35:1; 2160p
Tonqualität
- Englisch Dolby Atmos, Deutsch Dolby Digital Plus 7.1, uvm.
- Untertitel: Deutsch, Englisch, uvm.
Ausstattung
Bei den Extras wird eine Menge geboten. Darüber hinaus liegt sämtliches Bonusmaterial in Full-HD vor. Das Komplettset enthält sowohl die Ultra HD Blu-ray als auch die reguläre Blu-ray – letztere enthält das Bonusmaterial. Der Audiokommentar mit Regisseur Joe Johnston, Chefkamerafrau Shelly Johnson und Editor Jeff Ford offeriert etliche Details und Anekdoten zum Filmdreh, den Special Effects oder den Schauspielern sowie Vergleiche zum Comic. Sehr unterhaltsam ist der Kurzfilm "Etwas Lustiges geschah auf dem Weg zu Thors Hammer", während das Featurette "Ausstattung eines Helden" sich komplett um die Geschichte der Bekleidung des Superhelden dreht. Neben weiteren Specials wie "Howling Commandos", "Hinter dem Schädel" und "Captain Americas Wurzeln", die sich allesamt um die Figuren des Comics drehen, erweist sich vor allem "Die Transformation" als sehr interessant, wird hier doch die Technik präsentiert, mit der man Schauspieler Chris Evans zu einem schmächtigen Bürschchen werden ließ. "Das Zusammentreffen beginnt" gibt eine kurze Vorschau auf den kommenden Film The Avengers. Neben einigen entfernten Szenen runden die Trailer rund um den Film das Bonusmaterial sehr gut ab.
Fazit
Technisch befindet sich die Ultra Blu-ray auf solidem Niveau. Das Bild profitiert vor allem von dem erweiterten Farbraum und HDR, bietet aufgrund des 2K-Masters aber nur einen bescheidenen Zuwachs bei Schärfe und Details. Wie von der Blu-ray gewohnt, wird wird die deutsche Spur leider nur verlustbehaftet geboten – allerdings nun codiert als Dolby Digital Plus 7.1. Diese Tatsache wird durch eine sehr gute Abmischung ausgeglichen. An Ausstattung hat man sichtlich nicht gespart und liefert eine Menge Zusatzinformationen zum Film und zur Comicfigur.
Hollywood werden bis auf weiteres die Superhelden nicht ausgehen, denn bereits jetzt sind Verfilmungen zu neuen Charakteren und Fortsetzungen zu etwa „Spider-Man:Homecoming“ geplant, die noch dieses Jahr ins Kino kommen soll. Bis das soweit ist kann sich der geneigte Fan derweil mit der Ultra HD Blu-ray zu Captain America - The First Avenger eindecken und zurück in die Ursprünge des MCU blicken. Joe Johnston hat es geschafft die Comicgeschichte sehr gut auf die Leinwand zu bringen und bietet mit seiner Adaption ausgezeichnete Unterhaltung.
(André Westphal)
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