Warner Bros. Home Entertainment veröffentlicht den neuesten Ableger der Harry-Potter-Reihe, Phantastische Tierwesen: Grindlewalds Verbrechen, erneut neben einer herkömmlichen Blu-ray und einer Ultra HD Blu-ray auch als stereoskopische 3D-Variante. Hat die kleine aber feine 3D-Gemeinde hier einen Grund sich zu freuen?
Story
Der dunkle Zauberer Gellert Grindelwald (J. Depp) ist aus seinem Gewahrsam entkommen. Da er weiterhin eine steigende Zahl von Zauberern wie Vinda Rosier (P. Corby-Tuech) um sich schart, die wie er die Überlegenheit der Zauberer über alle andere Wesen und Muggel propagieren, wird er nun zur großen Gefahr für die internationale Gemeinschaft. Stoppen kann ihn eigentlich nur ein Mann: sein Jugendfreund Albus Dumbledore (J. Law), Professor in Hogwarts. Doch Dumbledore kann seinem Freund nicht gegenübertreten und rekrutiert seinerseits den einzigen Mann, dem er diese Aufgabe zutraut: Newt Scamander (E. Redmayne), Experte für den Umgang mit magischen Kreaturen und einst Schüler von Dumbledore. Mit seinen Verbündeten und Freunden (D. Fogler, A. Sudol, K. Waterston) macht sich Newt auf nach Paris um die Spur des gerissenen Grindelwald aufzunehmen und ihn zur Strecke zu bringen...
Bei der ersten Sichtung des Films im Kino war ich noch ein wenig verwirrt. Die nun erfolgte Zweitsichtung auf Blu-ray Disc konnte meine Verwirrung leider nicht aufheben, denn das, was wir hier zu sehen bekommen, ist eine komplett überladene Geschichte mit viel zu vielen Nebenhandlungen, neuen Figuren mit neuen Hintergründen und jede Menge Ungereimtheiten, Zeitsprüngen und Ortswechseln, die sich dem Zuschauer nur schwer erschließen wenn er nicht permanent seine volle Konzentration auf den Film lenkt – und selbst dann fällt es sehr schwer der Handlung zu folgen. Es bestand ja die Hoffnung, dass der angekündigte (und hier enthaltene) Extended Cut ein wenig mehr Licht in das Dunkel der undurchsichtigen Handlung bringt, aber dieser liegt ausschließlich in englischer Sprachfassung vor, so dass der Eindruck entsteht, dass er überhaupt nicht für das deutsche Publikum gedacht war.
Eines muss man dem Film allerdings lassen: Er ist handwerklich gut gemacht und die Darsteller spielen überzeugend auf. Allen voran natürlich Johnny Depp als Titel-Bösewicht, der endlich mal aus seiner gewohnten Rolle als kunterbunt gekleideter und überdrehter Sonderling ausbricht und stattdessen einen schwarzgekleideten und hinterhältigen Sonderling spielt. Das aber mit Bravour! Leider fällt seine Rolle sehr klein aus, was vor allem an den zahlreichen anderen Figuren liegt, welche die Leinwandzeit für sich beanspruchen. Allein die Tatsache dass es hier, zumindest vom Titel her, um eben jenen von Depp gespielten Grindelwald gehen sollte, der dann aber eigentlich kaum gezeigt wird (ebensowenig wie seine Verbrechen oder aber die „Phantastischen Tierwesen“), fühlt sich ein wenig nach Etikettenschwindel an.
Auch sont gibt es leider nicht viel Gutes über den neuen Film aus der „Zauberhaften Welt der J.K.Rowling“ zu sagen. Die Harry-Potter-Filme hatten den Vorteil einer gut ausgearbeiteten und doch recht simplen Romanvorlage, aus denen man dann entsprechende Filme stricken konnte, welche die ganze Familie in ihren Bann zogen.
Die „Phantastischen Tierwesen“ sind hingegen weitaus düsterer, hintergründiger und sprechen damit ein reiferes Publikum an – zumindest von der Grundidee her. Diese ist aber leider nicht weit genug ausgearbeitet – oder vielleicht auch zu gut, dass kann man zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit letzter Sicherheit sagen, da uns ja noch drei weitere Filme bevorstehen – und dieses Manko macht den Film nur schwer nachvollziehbar.
Wer sind diese ganzen Helden und Schurken, was wollen sie und warum? Und wie gedenken sie ihre Ziele zu erreichen? Erschwerend kommt noch hinzu, dass hier natürlich auch auf Teufel-komm-raus bekannte Figuren eingebaut werden müssen – vielleicht um dem Zuschauer ein Gefühl von Vertrautheit in dieser völlig fremden Welt zu vermitteln – die dann aber letztendlich doch nicht so recht ins Bild passen wollen. Der Auftritt des Alchemisten Nicolas Flamel (Brontis Jodorowsky) ist im Kern völlig überflüssig, aber zumindest kennen wir ihn aus den früheren Geschichten, wenn auch nur vom Namen her. Über Sinn und Zweck dieser Figur mögen die folgenden Filme entscheiden, oder auch nicht, aber was macht die junge McGonnagal im Film? Ein Fanjob? Vielleicht! Dumm nur, dass die Fans es scheinbar besser wussten als die Autorin, denn eigentlich hätte da keine McGonnagal sein dürfen.
Aber hängen wir uns nicht an solchen Kleinigkeiten auf, sondern konzentrieren uns auf das Große Ganze.
Der Film verfügt über phantastische Bilder, tolle Spezialeffekte und zahlreiche beeindruckende Szenen. Es kommt sogar etwas Spannung auf, auch wenn im ganzen Tohuwabohu nicht ganz genau ersichtlich ist, auf wessen Seite man sich denn nun schlagen sollte. Aus diesem Grund wird Grindelwald offenbar auch schon im Filmtitel zum Bösewicht erklärt, denn auch wenn sein Handeln stellenweise verabscheuungswürdig ist, so sind seine Motive doch – wenn schon nicht „Edelmütig“ - zumindest im Kern nachvollziehbar. Und unser Held Newt? Tja, der spielt brav seine Rolle, wobei er im Prinzip in jedweder Art und Weise austauschbar ist und der Film auch ohne ihn funktioniert hätte. Von den „Phantastischen Tierwesen“, die der neuen Reihe ihren Namen geben, wollen wir gar nicht erst anfangen. Diese spielen nämlich ebenfalls überhaupt keine Rolle mehr und werden nur hin und wieder in die Geschichte geworfen, damit der Titel der Filmreihe etwas Sinn ergibt. (ms)
Bild 3D
- Format: 2,40:1
Tonqualität
- Deutsch, Englisch DTS-HD MA 5.1;
- Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch, Rumänisch, Ungarisch Dolby Digital 5.1;
- Audiodeskription für Blinde Deutsch Dolby Digital 2.0
- Audiodeskription für Blinde Englisch Dolby Digital 5.1
- Untertitel: Deutsch, Englisch, uvm.
Ausstattung
Die 3D-Version des Films enthält leider keinerlei Bonusmaterial.
Fazit
Phantastische Tierwesen: Grindlewalds Verbrechen ist eine sehr gelungene 3D-Umsetzung, die sich von anderen Realfilm-Konvertierungen dadurch abgrenzt, dass viele Pop-Out-Effekte das Bild zieren. Das passt zu dem düster-verspielten Zauberer-Spektakel wunderbar. Schade ist, dass man leider für den nur in 2D enthaltenen Extended Cut auf eine deutsche Tonspur verzichtet hat. Die akustische Umsetzung der 3D- (DTS-HD Master Audio) und 2D-Kinofassung (Dolby Atmos) setzt hingegen auch die Synchronisation perfekt in Szene. Auf weiteres Bonusmaterial muss man bei der 3D-Fassung leider komplett verzichten. (anw)
Der Film ist ein heilloses Durcheinander von zwar beeindruckenden, aber völlig wirren Szenen. Zu viele Schauplätze, zu viele Figuren, zu viele Nebenhandlungen und letztendlich zu viele Ungereimtheiten machen “Grindelwalds Verbrechen” zu einer sehr anstrengenden Angelegenheit. Von der Leichtigkeit der Harry-Potter-Filme fehlt hier jede Spur – von den “Phantastischen Tierwesen” übrigens auch. Vielleicht bringen die folgenden Filme mehr Licht ins Dunkel. Wir dürfen gespannt sein. (ms)
(Andre Westphal, Michael Speier)
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