Dass den Studios nichts Neues mehr einfällt und man statt frischer Ideen lieber Remakes, Reboots und Fortsetzungen auf den Weg bringt, ist ja inzwischen allgemein bekannt. Disney treibt dieses Spiel gar so weit, dass man dort inzwischen begonnen hat, die großen Zeichentrickklassiker als Live-Action-Realverfilmungen neu in die Kinos zu bringen – und das mit teilweise beachtlichem Erfolg. Neben „The Jungle Book“, „Aladdin“, „Die Schöne und das Biest“ und ganz aktuell „Der König der Löwen“ wurde auch der 1941 entstandene Klassiker „Dumbo“, der seinerzeit als erster Zeichentrickfilm überhaupt mit einem Oscar für die beste Filmmusik ausgezeichnet wurde, als Realfilm adaptiert. Das von Regisseur Tim Burton inszenierte und mit Colin Farrell, Michael Keaton, Danny DeVito, Eva Green und Alan Arkin prominent besetzte Drama erscheint nun in diversen Veröffentlichungen, sowohl in regulärem HD auf Blu-ray Disc, also auch in UltraHD 4k oder wahlweise in 3D.
Story
Nachdem er im Krieg den Arm verlor, kehrt der einstige Zirkusstar Holt Farrier (C. Farrell) zu seinen beiden Kindern Milly (N. Parker) und Joe (F. Hobbins) nach Hause zurück. Faktisch mittellos und außerstande an seine frühere Karriere anzuknüpfen, bittet er seinen alten Freund, den Zirkusdirektor Max Medici (D. DeVito), um einen Job. Aus Respekt stellt Medici ihn als Betreuer des neugeborenen Elefanten Dumbo ein, der wegen seiner übergroßen Ohren und leicht tollpatschigen Art von den anderen Tieren gemieden wird. Schnell freunden sich Milly und Joe mit Dumbo an und machen eines Tages eine erstaunliche Entdeckung: Dank seiner Ohren ist das kleine Tier in der Lage zu fliegen! Schnell wird Medici klar, welch Potenzial in einem fliegenden Elefanten liegt und so wird Dumbo zur großen Attraktion der Manege gemacht. Allerdings ruft der plötzliche Ruhm um den schwebenden Dickhäuter den Geschäftsmann V. A. Vandemere (M. Keaton) auf den Plan, der den Zirkus kurzentschlossen aufkauft, um mit Dumbo ein Vermögen zu scheffeln. Als dieser Plan jedoch zu scheitern droht, zeigt sich das wahrhaft skrupellose Gesicht Vandemeres, der bereit ist über Leichen zu gehen, um sein Vermögen zu sichern...
Nachdem Ausnahmeregisseur Tim Burton bereits vor einem knappen Jahrzehnt mit „Alice im Wunderland“ einem Disney-Zeichentrickklassiker neues Leben eingehaucht hatte, widmet er sich nun dem nicht minder prestigeträchtigen Kultzeichentrickfilm „Dumbo“. Der größte Gewinn dabei ist, dass Tim Burton im Gegensatz zu den meisten anderen aktuellen Live-Action-Adaptionen keine 1:1 Realfilm-Versionen der jeweiligen Zeichentrick-Pendants abliefert. Anders als beispielsweise Jon Favreaus „König der Löwen“, der sich bis auf wenige Ausnahmen akribisch an dem Zeichentrickfilm orientiert, erzählt Tim Burton eine komplett neue Geschichte, beziehungsweise rückt andere Figuren in den Fokus seiner Erzählung, so dass der Film sowohl eingefleischten Fans als auch komplett neuen Zuschauern etwas verhältnismäßig Neues kredenzt. Trotzdem entdeckt man immer wieder kleine Hinweise auf den Originalfilm, die sich allerdings eher als „Easter Eggs“ verstehen (ein entsprechender Beitrag hierzu findet sich im Bonusmaterial).
Im Zeichentrickfilm drehte sich quasi alles nur um die Tiere, und so wurde die Geschichte nahezu ausschließlich aus deren Sichtweise erzählt. Bei Tim Burton stehen indessen die Menschen im Mittelpunkt, und – völlig untypisch für Disney – nicht etwa nur die Kinder, sondern vor allem auch die Erwachsenen! Das ist aber auch nicht wirklich weiter verwunderlich, denn auch wenn die aktuellen Live-Action-Disney-Filme durchaus für Kinder geeignet sind, sind es doch eher die Erwachsenen, die sich diese Filme im Kino und zu Hause ansehen, teils aus nostalgischen Gründen, teils weil die Geschichten – egal wie oft man sie hört, sieht oder liest – immer wieder aufs Neue begeistern. Anders lässt es sich wohl auch nicht erklären, dass die Disney-Realfilme nicht selten die einst magische „eine Milliarde Dollar“-Einspielmarke knacken.
Nostalgie spielt auch bei „Dumbo“ eine große Rolle, nicht nur was die eigentliche Geschichte betrifft, sondern auch in puncto Inszenierung. Der Film spielt kurz nach dem Krieg, die Atmosphäre, die Kostüme, die Kulissen – all das atmet den Flair der goldenen Ära, die leider (auch zur Handlungzeit des Films) schon etwas zurückliegt. Die gesamte Dramatik der Szenerie wird allerdings durch das positive Denken aller Beteiligten, das typische „Cary-On“-Gefühl jener Zeit, und natürlich den Glauben und die Hoffnung getragen, dass irgendwann alles wieder gut wird. Und durch all diese Punkte wird „Dumbo“, trotz aller Dramatik und Melancholie, zu einem echten Feel-Good-Movie, den man am Ende mit einem wohligen Gefühl und einem Lächeln im Gesicht (und der einen oder anderen Träne im Auge!) beendet und gerne ein weiteres Mal ansieht.
Da der Fokus hier auf den menschlichen Figuren liegt, ist es von enormer Wichtigkeit, dass man auch fähige Darsteller vor der Kamera versammelt. Und genau in diesem Punkt gelingt es Tim Burton – wie eigentlich immer – sein ohnehin begabtes Ensemble zu Höchstleistungen anzuspornen. „Jack Sparrow“ in allen Ehren, aber am besten spielte Johnny Depp nun einmal, wenn sein Freund Burton auf dem Regiestuhl saß. Johnny Depp wirkt allerdings bei Dumbo nicht mit, dafür aber eine ganze Schar anderer großartiger Darsteller, die allesamt hervorragende Leistungen vollbringen.
An erster Stelle muss hier natürlich Danny DeVito genannt werden, der in seiner Rolle als Zirkusdirektor aus dem Vollen schöpft, und selten so gut und überzeugend aufspielte. Genau wie sein Gegenspieler Michael Keaton, der als fieser Geschäftsmann V. A. Vandevere seine böse Seite ausleben darf. Da werden Erinnerungen an „Batmans Rückkehr“ wach, bei dem Tim Burton die beiden Darsteller Keaton und DeVito aufeinander losgehen lies, allerdings in umgekehrter Charakterisierung. Zudem darf man den Charakter als fiese Version von Mr. Walt Disney höchstselbst betrachten, womit Tim Burton quasi ein Stückweit gegen den eigenen Herrn aufbegehrt. Wundervoll! Statt Michelle Pfeiffer steht diesmal Eva Green als Eye Candy vor der Kamera, allerdings hat die Darstellerin weitaus mehr zu bieten als einfach nur schick auszusehen, und auch Colin Farrell, der quasi die menschliche Hauptrolle spielt, füllt seine Rolle perfekt aus, und spielt seinen melanchonischen kriegsversehrten Helden mit vollkommener Überzeugungskraft.
Natürlich darf man an dieser Stelle nicht den Titelhelden vergessen, auch wenn er hier nicht ganz so viel Aufmerksamkeit bekommt wie im Zeichentrickfilm. Die Animationen sind, wie nicht anders zu erwarten, absolut phantastisch und wirken so echt und natürlich, dass man erstaunlicherweise nicht eine Sekunde daran zweifelt, dass es sich hier um echte Tiere handelt – was natürlich nicht der Fall ist!
Kurz gesagt: Der Film bietet alles, was man von einem perfekten Hollywood-Film erwartet: Eine mitreißende Story die uns zum Lachen, Weinen und Jubeln bringt. Dazu grandiose Effekte, hervorragende Darsteller, tolle Kulissen und Kostüme, und natürlich auch ein mitreißender Soundtrack. Dazu bietet der Film mehr als eine billige 1:1-Kopie des Zeichentrickfilms, und ist somit für alte und junge Zuschauer eine (zumindest teilweise) neue Erfahrung, die mehr als pure Nostalgie bietet. Unbedingt ansehen!
Bildqualität
Das glasklare Bild liegt im bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor und ist schlichtweg atemberaubend! Die Schärfe bewegt sich durchgängig auf einem Spitzenniveau und weicht nur dann ein wenig davon ab, wenn die Szenerie es verlangt und das Bild gewollt ein wenig weicher ausfallen soll. Die Farben sind von einer Intensität und Strahlkraft, wie man es nur ganz selten sieht, und die kunterbunten Kostüme und Kulissen strahlen förmlich um die Wette, auch wenn der Grundfarbton eher trist und deprimierend ausfällt, was sich mit zunehmender Laufzeit natürlich ändert. Die Burton-typischen Kulissen, die an an die expressionistischen Filme der großen Meister erinnern, passen auch hier perfekt ins Geschehen und enthalten zahlreiche Kleindetails, die allesamt messerscharf abgebildet werden. Dazu kommt ein nahezu perfekt eingestellter Kontrast und eine enorme Tiefenschärfe, die den Film bereits in der „normalen“ Blu-ray Version sehr plastisch und dreidimensional erscheinen lässt. Auch der Schwarzwert kann sich sehen lassen, zeigt dabei allerdings keine Durchzeichnungsprobleme und sorgt im Endeffekt für das letzte bisschen Perfektion.
Tonqualität
Der Ton befindet sich in deutscher, italienischer und englischer Sprachfassung mit optional zuschaltbaren Untertiteln in den drei Sprachen auf der Disc. Während die deutsche und italienische Synchronfassung „nur“ in Dolby Digital Plus 7.1 vorliegt, lässt sich der Film in der englischen Originalfassung in dts HD Master Audio 7.1 abspielen. Wer zur 4k-UHD Blu-ray greift, der kann sich zudem über eine englische Dolby Atmos 7.1.4 Abmischung freuen.
Das die Blu-ray Disc keinen Atmos-Ton enthält kann man sicherlich kritisieren, aber da es nicht die Aufgabe eines Reviews ist sich über etwas Fehlendes zu echauffieren, sondern das Vorhandene zu bewerten, widmen wir uns dem, was wir zu sehen und zu hören bekommen. Und Das ist nicht so schlecht, wie es in mancher Diskussion gemacht wird. Ganz im Gegenteil.
Die einzelnen Tonspuren sind allesamt ausgezeichnet, wenn auch noch ein kleines bisschen zur Höchstwertung fehlt. Zum einen bekommen wir zahlreiche Surroundeffekte, die sich jederzeit perfekt verorten lassen und dem Zuschauer das Gefühl vermitteln, selbst mitten in der Zirkusmanege dabei zu sein. Der mitreißende Soundtrack von Tim Burtons Hofkomponisten Danny Elfman ist mal nachdenklich leise, mal pompös laut, aber immer genau passend und perfekt abgemischt, so dass die Dialogverständlichkeit zu keiner Zeit leidet – auch nicht im größten Tohuwabohu. Schön ist auch, dass sich Elfmans Musik sich an der Zeichentrickvorlage mit seinen tollen und einprägsamen Songs orientiert. Hier entsteht gleich ein herrlich-nostalgisches Gefühl. Auch der Subwoofer wird ordentlich gefordert, aber eben nicht wirklich an seine Grenzen gebracht, wobei es durchaus die eine oder andere Möglichkeit dazu gegeben hätte. Alles in allem eine wunderbare Klangkulisse, deren einziges Manko vielleicht ist, dass sie allgemein ein wenig zu leise vorliegt, wobei sich dieser Punkt ja mittels der Fernbedienung problemlos beheben lässt.
Ausstattung
- Ein spektakulärer Cast (8:20 Minuten)
- Ein besonderer Elefant (5:50 Minuten)
- Atemberaubende Sets und Kostüme (7:40 Minuten)
- 9 Zusätzliche Szenen (7:47 Minuten)
- Easter Egg Parade (3:52 Minuten)
- Gags & Pannen (1:57 Minuten)
- „Baby Mine“ – gesungen von Arcade Fire (2:59 Minuten)
- Trailershow
Im Bonusmaterial erwarten den interessierten Zuschauer drei kurzweilige aber nicht sonderlich aussagekräftige Kurzfeatures, die sich mit den Darstellern, mit dem Titelhelden und mit den tollen Kostümen und der Ausstattung beschäftigen. Hier erfahren wir zwar ein wenig, allerdings bleiben diese Features leider etwas zu oberflächlich. Hier wäre durchaus mehr drin gewesen. Abgerundet wird das Ganze noch durch eine Handvoll zusätzlicher Szenen, ein paar verpatzter Szenen und einem Musikvideo.
Fazit
Es dürfte wohl niemanden überraschen dass die blaue Scheibe aus dem Hause Disney aus technischer Sicht nahezu perfekt ist. Das Bild ist so farbenfroh und messerscharf, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt, und auch akustisch wird allerhand aufgefahren, wobei es in diesem Punkt noch ein wenig Luft nach oben gibt. Das Bonusmaterial ist leider etwas oberflächlich, dafür aber kurzweilig und einigermaßen informativ.
Was den Film angeht, so beweist Regietalent Tim Burton erneut, dass er auch altbekannten Filmen neue Facetten abzuringen vermag. Unter seiner Regie entstand ein mitreißender Film mit grandiosen Darstellern, tollen Kulissen und einer wunderbaren, herzerwärmenden Geschichte, den man sich immer wieder ansehen kann, und der sich hinter der Zeichentrickvorlage keineswegs zu verstecken braucht!
(Michael Speier)
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