Die beliebten Taschenmonster Pokémon haben Mitte der 1990er Jahre das Licht der Welt erblickt und erstmals Gamer rund um die Welt begeistert. Später folgten neben der Videospiel-Reihe auch Anime-Serien und Animationsfilme. Mit „Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu“ folgt nun der erste Realfilm der Pokémon-Reihe, der zumindest lose auf dem gleichnamigen Videospiel aus dem Jahr 2016 basiert. „Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu“ wurde von Regisseur Rob Lettermann in Szene gesetzt und ist in der Hauptrolle mit Justice Smith besetzt. Warner Home Video wertet den Titel sowohl regulär auf Blu-ray sowie als Blu-ray 3D und Ultra HD Blu-ray aus – optional außerdem auch jeweils ins Steelbooks. Was der Film zu bieten hat, und wie sich die Blu-ray Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
In einer Welt in der Pokémons und Menschen in friedlicher Koexistenz miteinander leben, ist es der größte Traum des kleinen Tim Goodman (M. Fincham) ein echter Pokémontrainer zu werden. Neun Jahre später ist aus dem großen Tim (J. Smith) jedoch ein zynischer junger Mann geworden, der unter der Entfremdung zu seinem Vater, dem bekannten Polizeidetektives Harry Goodman (P. Kitson), leidet. Doch dann verschwindet Harry während einer Verfolgungsjagd spurlos und Tim macht sich auf nach Ryme City, um seinen Vater zu suchen. Dort stößt er allerdings erst einmal auf den früheren Partner seines Vater, das Pokémon Detective Pikachu und macht dabei eine erstaunliche Entdeckung: Im Gegensatz zu anderen Menschen, ist er imstande Pikachu zu verstehen und was die schnoddrige Großklappe zu sagen hat, ist weit weniger charmant, als es das süße Piepsen, das alle anderen Menschen hören, vermuten lässt. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Detektive Goodman und kommen dabei einer Verschwörung auf die Spur, die alle Pokémons auf der Welt bedroht...
Das irgendwann ein im Pokemon-Universum spielender Realfilm das Licht der Leinwand erblicken würde war spätestens nach dem Hype um „Pokemon Go“ zu erwarten. Das man sich dabei nicht einfach einer ordinären „Trainer/Monster/Kampf“-Handlung widmete, verwunderte dann allerdings doch ein bisschen, versprach im Umkehrschluss aber eine etwas ausgefeiltere Story. Die Trailer versprachen dann einen superlustigen Film, der den Titelhelden Pikachu, der von Ryan Reynolds gesprochen und dessen Gesichtsausdrücke via Motion Capture Verfahren für das gelbe Taschenmonster eingefangen wurden, in einem gänzlich neuen Licht zeigt und das Franchise, zumindest teilweise, zu einer coolen Comedy-Nummer macht, aber mit dem eigentlichen Franchise nicht viel zu tun hatte. Diese Vermutung stieß allerdings nicht überall auf Gegenliebe, denn manchem Fan stieß diese Interpretation der bekannten Figuren absolut vor den Kopf. Dieses Review kann allerdings all jene, die befürchteten eine reine Comedy-Show zu bekommen, beruhigen, denn der Film schlägt gänzlich andere Töne an als der Trailer, auch wenn es hie und da klar etwas zu lachen gibt. Der Verdacht, dass der Film wenig bis gar nichts mit den Comics, den Animes, der Zeichentrickserie und den Spielen zu tun hat bestätigte sich allerdings.
Die Handlung versteht sich als klassische, aber familientaugliche Crime-Story mit Humor und jeder Menge Schauwerte, allerdings ist die Story sehr einfältig, langatmig und banal. Dafür gibt es tolle Bilder! Ein wenig erinnert das Ganze dabei an „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“, allerdings war dort die Story deutlich mitreißender. Ferner stehen die Pokemon hier nicht so sehr im Mittelpunkt wie die Toons es bei Roger Rabbit taten, und mit Ausnahme von Pikachu kann auch keines der Monster reden, wobei Pikachu selbst ebenfalls nur von der Hauptfigur Tim gehört wird – warum, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.
Das absolute Highlight des Films sind natürlich die Figuren, wobei insbesondere Titelfigur Pikachu hervorsticht, während die anderen Monster verhältnismäßig blass bleiben und leider auch deutlich weniger gut animiert wurden. Pikachu allerdings ist hervorragend animiert und wirkt dank Ryan Reynolds Performance und Stimme, die in der deutschen Version nicht minder großartig von Reynolds Stammsprecher Dennis Schmidt-Foß synchronisiert wurde, fast wie ein „echter Mensch“.
Aufgrund der zahlreichen Schauwerten, des angenehmen aber selten übertriebenen Humors und der stellenweise guten Action bleiben die menschlichen Darsteller leider ein wenig auf der Strecke. Weder Hauptdarsteller Justice Smith, noch seine Filmpartnerin Kathryn Newton, und nicht einmal die beiden Superstars Ken Watanabe und Bill Nighty spielen auf dem von ihrem gewohnten Niveau. Schade.
Schade ist auch dass man dieses Kinoabenteuer ohne die bekannten Figuren der Anime-Serie auskommt. Kein Ash, keine Misty, kein Rocko, kein Professor Eich und leider auch kein Team Rocket, dafür aber eine Vielzahl an Pokemon, und eigentlich geht es ja auch darum. Trotzdem bleibt ein etwas fader Beigeschmack, denn es wäre hier sehr viel mehr möglich gewesen.
Bildqualität
Das Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,40:1 vor. Der Film besticht mit einer guten Schärfe, die insbesondere während Nahaufnahmen zahlreiche Details abbildet, satten aber nicht übertrieben bunten Farben und einer bereits in der 2D-Version vorzüglichen Tiefenschärfe und Plastizität. Allerdings ist das Bild nicht ganz so scharf wie man es von einer aktuellen Big-Budget-Produktion unter Umständen erwarten würde, dafür fallen die zahlreichen CGI-Effekte nicht in dem Umfang auf, wie es bei manch anderer Produktion der Fall ist. Zwar sind die Effekte nicht ganz auf der Höhe der Zeit, können sich aber absolut sehen lassen und springen dem Zuschauer nicht immer sofort ins Auge. Alles in allem schaut der Film in seiner Standard-Blu-ray Auflösung sehr gut aus, lässt aber noch etwas Luft nach oben.
Tonqualität
Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache in Dolby Atmos (mit Dolby TrueHD 7.1-Kern) sowie in deutschem dts-HD Master 5.1 mit optional zuschaltbaren deutschen und englischen Untertiteln für Hörgeschädigte auf der Disc vor.
Obwohl wir es hier mit einer hochwertigen Tonspur zu tun haben werden die hinteren und oberen Kanäle nur selten angesteuert, dafür aber mit gut ortbaren und sehr direktionalen Effekten. Die Musik unterstützt das Geschehen, bleibt aber – bis auf ein, zwei Ausnahmen – eher unauffällig. Der Subwoofer bekommt ebenfalls nur wenig zu tun, obschon es an Möglichkeiten nicht mangelte. Die Dialoge sind dafür jederzeit glasklar und gut verständlich. Trotzdem ist es so, dass von einer solchen Produktion ein wenig mehr zu erwarten gewesen wäre. Hier zeigt sich deutlich, dass nicht alles Gold ist was Glänzt, beziehungsweise nicht jede Dolby Atmos Tonspur automatisch das Non-Plus-Ultra im akustischen Sektor darstellt. Die deutsche Synchronfassung entstand bei der FFS Film- und Fernseh-Synchron GmbH in Berlin unter der Dialogregie von Solveig Duda nach einem Dialogbuch von Marius Claren. Hierin kommen bekannte und begabte Sprecher wie Dennis Schmidt-Foß, Marco Eßer, Sascah Rotermund, Katrin Fröhlich und Frank Glaubrecht zum Einsatz, wodurch die Synchronfassung der Originalversion in Nichts nachsteht.
Ausstattung
- Audiokommentar
- Detektiv-Modus
- Alternativer Anfang
- Mein Pokemon-Abenteuer
- Die Welt von „Meisterdetektiv Pikachu“
- Ryan Reynolds außerhalb des Studios
- Musikvideo
Das Bonusmaterial besteht aus einer Fülle interessanter Hintergrundinformationen und einer gehörigen Portion Spaß. Der sogenannte Detektiv-Modus erlaubt es während des Films auf interaktive Features, Hinter-den-Kulissen-Filmmaterial und Fun-Facts und Eastereggs zuzugreifen, was den Filmgenuss einerseits erhöht, sich aber erst beim zweiten Anschauen empfiehlt, da der Filmfluss dadurch extrem gestört wird. Ein winziges Kleinod ist auch „Ryan Reynolds außerhalb des Studios“, in dem der eingefleischte Method-Actor erzählt, wie er voll und ganz in die Rolle des Pikachu eintauchte und dabei seine Familie vernachlässigte. Auf ein Wendecover wurde leider verzichtet.
Fazit
Audiovisuell ist die blaue Scheibe aus dem Hause Warner Home Entertainment zwar gut, lässt aber noch etwas Luft nach oben. Die Schärfe bewegt sich auf einem guten Niveau, erreicht aber zu keiner Zeit Spitzenwerte. Und auch akustisch wird nicht das geboten, was man von einer Dolby Atmos Tonspur erwarten würde. Das Bonusmaterial bietet eine schöne Mischung aus Unterhaltung und Information.
Der Film orientiert sich sehr lose an der Spiele- und Comicreihe, bringt die beliebten Figuren anständig auf die Leinwand, bewegt sich aber inhaltlich in ganz anderen Sphären. Alle, die aufgrund des Trailers eine Comedy-Show erwartet oder befürchtet haben, können beruhigt aufatmen: So witzig wie der Trailer ist der Film (leider) nicht, macht aber trotzdem Spaß und bietet spannende Unterhaltung für die ganze Familie. Aber auch hier bleibt ein fader Beigeschmack, immerhin hätte man deutlich mehr aus dem Stoff herausholen können.
(Michael Speier)
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