Widerständler in totalitären Regimen sind nicht nur Heroen ihrer Zeit, sondern auch prädestinierte Leinwand-Helden. Vor nicht allzu langer Zeit mimte beispielsweise Tom Cruise den deutschen General Stauffenberg, der das Attentat auf den Diktator Adolf Hitler wagte und scheiterte. „Max Manus-Man of War“ wird von einem Statement der noch lebenden Witwe des norwegischen Untergrund-Aktivisten Max Manus eingeleitet. Ihr Mann wurde zu einem der bekanntesten Widerstandskämpfer gegen die Besatzung Norwegens durch die deutsche Wehrmacht. Den Worten der alten Dame lauscht man bewegt, zumal sie in keinster Weise verbittert, sondern versöhnlich spricht. Scheinbar ist sie kein Einzelfall, denn wer als Deutscher heutzutage nach Norwegen reist, wird von der dortigen Bevölkerung überaus freundlich und herzlich begrüßt.
Story
Der junge Max Manus(Aksel Hennie) ist ein „erfahrener Frontsoldat“ (Manus über Manus) und gleichzeitig glühender Patriot. Fast schämt er sich für seine norwegische Mitbevölkerung, dass die deutsche Wehrmacht sein Vaterland so mühelos besetzen und kontrollieren konnte. Er fasst den Beschluss, diesem Zustand als Widerstandskämpfer zu begegnen. Gemeinsam mit ein paar Freunden veröffentlicht er heimliche Propaganda und lässt sich mithilfe konspirativer Kontakte zur britischen Regierung in Schottland militärisch fortbilden. Schließlich weiß Manus, dass er seinem Feind jetzt nicht mehr Auge in Auge gegenübertritt, sondern dass er oftmals im Schatten agieren wird. Manus plant Sabotageakte im großen Stil. Bald wird er gewaltige, deutsche Militärschiffe im Osloer Hafen sprengen und zur entscheidenden Figur des norwegischen Widerstands aufsteigen.
Hennie liefert eine ordentliche schauspielerische Leistung ab, ohne sich für „höhere“, internationale Produktionen zu empfehlen. So richtig nimmt man dem jungen Norweger die Darstellung des sich aufopfernden Patrioten nicht ab. Aber auch dem übrigen Cast fehlt es ein wenig an Charisma, so dass sich das Mitgefühl beim Bildschirmtod einiger Widerständler deutlich in Grenzen hält. Lediglich Gestapo-Chef Kehmer (Ken Duken) kann wirklich Akzente setzen und verströmt eine gewisse unheilvolle und furchterregende Aura. Sein Schauspiel ist dabei jedoch ein gutes Stück von der überwältigenden Bildschirmpräsenz eines Christoph Waltz entfernt. Bei „Inglorious Basterds“ durfte der Zuschauer zugegebenermaßen hemmungslos lachen, beim „Man of War“ soll Ernsthaftigkeit im Mittelpunkt des Geschehens stehen, schließlich hat man noch die Worte der alten Dame im Ohr. Doch leider plätschert der Film bis zu seinem Finale im zwar sehenswerten, aber nie mitreißenden Fahrwasser dahin. Auch die wiederholten inneren Rückblenden Manus‘ an seine Erlebnisse als „Frontsoldat“ wirken etwas aufgesetzt und in keinster Weise dramatisch.
Wer einmal den Beginn von Spielbergs Kriegsdrama „Saving Private Ryan“ gesehen hat, wird das hier gesehene höchstens mit einem Schulterzucken quittieren. Immerhin gelingt ab und zu mal ein dramaturgisch dichter Moment, in dem wirklich Spannung aufkommt. Der Großteil der von Manus und seiner Organisation verübten Sabotageakte erscheint erstaunlich unspektakulär. Zum Glück kommt es zumindest zu einer echten Ausnahme, die den Zuschauer wirklich zu fesseln versteht. Positiv könnte man anmerken, dass diese norwegische Produktion nicht allzu sehr auf reißerische Effekte Wert legt, sondern stattdessen bemüht ist, die stillen Helden ihrer Nation in ein korrektes historisches Bild einzurahmen. Der Streifen ist zwar von einem starken nationalen Pathos durchsetzt, bleibt dabei aber ein friedvoller und gänzlich unaggressiver. Im Grunde genommen beschreibt er damit auch das heutige Nationalempfinden der Norweger sehr gut.
Bildqualität
Der Film erscheint im HD-Widescreenformat 16:9, bzw. 2.35:1. Verwendung finden die klassische Full-HD-Auflösung von 1920*1080p sowie der AVC/MPEG-4 Video-Codec.
„Max Manus-Man of War“ ist auf der technischen Ebene durchaus gelungen. Das Bild ist stets plastisch, detailreich und von einer durchgehend hohen Schärfe gezeichnet. Im Schneegestöber wird dieser hohe Grad an Detailreichtum besonders sichtbar, wenn man beim Standbild schon einzelne Schneeflocken zählen könnte. Ein sehr guter Schwarzwert ist jedem Film in punkto Atmosphäre zweckdienlich und liegt auch hier erkennbar vor.
Die Farbgebung ist stets absolut natürlich gehalten. Dennoch enthält der Streifen durch die häufige Präsenz von Blau- und Grau-Tönen einen sehr kühlen Look, was aber zum Inhalt passt. In nur wenigen Einstellungen tritt das zumeist angenehm dezente Bildrauschen etwas zu stark in den Vordergrund und lässt die eine oder andere Einstellung etwas verrauscht aussehen. Einen zweiten kleinen Kritikpunkt verdient sich die Bildqualität aufgrund eines häufiger sichtbaren milchig-trüben Effektes, der vermutlich beabsichtigt, aber leider nicht immer von ästhetischem Vorteil ist.
Tonqualität
Für die gut synchronisierte deutsche DTS-HD Audio-Spur gilt im Prinzip das gleiche wie für die Bild-Qualität. Auch hier gibt es auf der rein technischen Ebene wenig Kritikpunkte. Sämtliche Dialoge, egal ob geflüstert, gesprochen oder geschrien, sind für das Ohr angenehm abgemischt und halten eine gute Balance zueinander. Wenn es mal heftiger zur Sache geht, z.B. irgendein Sprengsatz gezündet wird, braucht man nicht hektisch zur Fernbedienung zu greifen, um die plötzliche Lautstärke zu drosseln.
Ebenso wenig muss man beim konspirativen Flüsterton nachhelfen. Wenn Manus im finalen Triumphzug durch die Innenstadt Oslos eskortiert wird oder Gewehrsalven durch die Straßen fegen, stellt sich zudem ein gutes räumliches Feeling ein. Gleiches gilt für den Tieftöner, der besonders beim dumpf und verhallt klingenden Anbringen diverser metallischer Sprengsätze an die Wände der Militärschiffe eine spannende Atmosphäre ermöglicht.
Ausstattung
Im Bereich der Extras lässt sich diese Veröffentlichung nicht lumpen. Satte 4 Stunden an Zusatz-Informationen und historischem Hintergrundwissen bieten sich für all diejenigen an, die noch mehr über die Zeit der deutschen Besatzung und den Stellenwert des Films für das norwegische Kino erhalten möchten. Besonders interessant ist eine knapp 50-minütige Podiumsdiskussion, die sogar in HD-Qualität vorliegt. Zwar liegt die Bildqualität hierbei deutlich unter der des Hauptfilms, aber selbstverständlich sind HD-Zusatzinhalte anno 2010 noch immer nicht.
Desweiteren gibt es hier diverse entfallene Szenen und auch missglückte Cuts zu sehen, die die Stimmung am Set gut vermitteln. Die Hintergrundberichte um die Entstehung sind insofern interessant, da Norwegen international gesehen wohl nicht den höchsten Stellenwert in Bezug auf Filmproduktionen genießt. Dass „Max Manus“ als bis dato teuerste einheimische Produktion für die norwegische Szene eine enorme Bedeutung hat, wird hier ebenfalls portraitiert und vielleicht hilft dieser Release, diesbezüglich etwas mehr Aufmerksamkeit auf das Land der Fjorde zu richten.
Fazit
Wer sich für skandinavische, speziell norwegische Geschichte interessiert, erhält mit „Max Manus-Man of War“ einen sauber recherchierten und handwerklich ordentlich in Szene gesetzten Film. Man kann sich an der zumeist wenig dramatischen Inszenierung stören oder sie akzeptieren und begrüßen. Die Schauspielerriege um Aksel Hennie agiert sympathisch, bleibt aber leider etwas blass. Technisch gibt es wenig zu bemängeln, die Bildqualität ist gut, die Tonspur sauber und auch die Steelbook-Variante mit abziehbaren FSK-Logo könnte den einen oder anderen Heimkino-Besitzer zum Kauf bewegen. (dkr)
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