Den meisten ist es sicherlich kein Geheimnis mehr, Zeichentrick aus Japan kann stellenweise ganz großes Kino sein und ist auch seinem amerikanischen Konkurrenten Disney in vielerlei Hinsicht voraus. Statt auf CGI wird eher auf handgezeichnete, klassische Animationen gesetzt und auch im Hinblick auf die stellenweisen unglaublich kreativen Geschichten, beweist man Ideenreichtum. Anime sind auch in Deutschland schon lange keine Nische mehr und „Black Clover“ will jetzt ebenfalls bei den Großen mitmischen, aber gelingt ihm das auch?
Story
In einem kleinen Dorf werden zwei Babys vor der Kirche abgelegt, die verschiedener nicht sein könnten. Der dunkelhaarige Yuno wächst zu einem besonnenen, klugen und talentierten Jungen heran, während Blondschopf Asta ein lauter, kraftstrotzender, aber herzensguter Wildfang ist. Obwohl er keine Magie besitzt, will er zum König der Magier werden. Schon als Kinder schworen sich die Zwei, ewige Rivalen auf ihrem Weg zum Thron der Magier zu sein. Doch zunächst gilt es, die Aufnahmeprüfung in einen der magischen Ritterorden zu meistern. Zu zweit brechen sie auf in die Hauptstadt des Königreichs und in eine ungewisse Zukunft.
Hut ab, Black Clover hat das geschafft, was nicht viele Anime bisher geschafft haben. Die Serie hat mich stark dazu motiviert, nach jeder Folge abbrechen zu wollen. Das ist sicherlich alles andere als eine gute Voraussetzung für einen Anime, der in die gleiche Kategorie wie „One Piece“, „Naruto“ oder auch dem von mir regelmäßig rezensierten „Fairy Tail“ gehören will. Doch woran liegt das? Zum einen haben wir mit Asta einen unglaublich nervigen Hauptcharakter, er ist laut, er ist eindimensional und letztendlich auch absolut langweilig. Er ist zwar ein klassischer Shonen-Held, also ein Außenseiter und in diesem Fall kann er als Einziger keine Magie anwende, was ihn logischerweise nicht abhält seine Träume zu verwirklichen. Zudem steht er immer für seine Freunde ein, in diesem Fall vor allem für Yuno.
Fragt sich nur was eigentlich mit dem schwarzhaarigen Schönling so abgeht? Leider ist er ebenfalls aus dem Baukasten der Shonen-Klischees zusammengefügt. Außerordentlich talentiert, schweigsam, sieht gut aus, zeigt kaum Emotionen. Eigentlich hat er für diese Entwicklung oder diese Eigenschaften aber nicht mal eine wirkliche Motivation. Die Kindheitsgeschichte um einen Botengang, die wir im Verlauf der ersten drei Folgen als Side-Story erzählt bekommen, ist weder dramatisch, noch rechtfertigt diese eine so starke Wandlung vom „Milchbubi“ zum coolen Sprücheklopfer. „Black Clover“ wirkt nicht nur in diesen Momenten unglaublich ungelenk erzählt, denn auch der Humor ist leider ein Griff ins Klo.
So läuft der Running-Gag um Astas Heiratsversuche immer mehr ins Leere und man wünscht sich sowieso, dass er endlich mal die Klappe hält. Nicht umsonst polarisiert die Serie auch bei der Community so sehr. Das ist leider nicht die einzige Komponente, die nervt. Innerhalb der ersten drei Folgen bekommen wir ziemlich viel Exposition, im Grunde nicht verkehrt, wenn man eine komplexe Welt etablieren will. Aber erstens ist Clover das nicht und zweitens werden uns stattdessen immer wieder dieselben Handlungselemente nähergebracht, bis zum Erbrechen. So sagt Asta über zwanzig Mal, dass er unbedingt „König der Magier“ werden will. So oft, dass man es einfach nicht mehr hören kann oder sich fragt: „Ach, echt?“.
Einzelne Elemente werden unnötig oft wiederholt, als hätte man sie innerhalb der nächsten Minute wieder vergessen. Vielleicht wurde „Black Clover“ auch für ein Publikum der „Ich chill nebenbei am Handy-Generation“ geschrieben? Jedenfalls wissen wir das Asta der Einzige ist, der keine Magie besitzt, aber wusstet ihr das Asta der Einzige ist, der keine Magie besitzt? Der einzige der keine Magie besitzt ist Asta. „Wie, Asta kann keine Magie einsetzen?“, „Nein, Asta ist der einzige der keine Magie einsetzen kann“. Dann setzt ein Erzähler ein: „Der einzige im Dorf, der keine Magie einsetzen kann, ist Asta.“. Dann kämpft Asta: „Auch wenn ich der Einzige bin, der keine Magie einsetzen kann…“. Dann feuert ihn Yuno an: „Es ist egal, dass du keine Magie einsetzen kannst...“. Ihr werdet euch wundern, ich untertreibe gewiss nicht. Leider ist nicht nur diese Information eine, die unerträglich oft in das Gehirn des Zuschauers eingehämmert wird.
Dabei könnte man die Zeit besser nutzen, etwas Neues zu erzählen. Über die Grimoires beispielsweise. Die Bücher die jeder bekommt, wenn er Magier werden will, bis auf Asta. Aber warum er nicht? Warum nur? Vielleicht weil er keine Magie einsetzen kann? Aber er wird bestimmt trotzdem „König der Magier“ werden. Zumindest hat er das sich, Yuno, seinen Gegnern und dem Zuschauer schon unlängst eingetrichtert. Natürlich vergeht einem da irgendwann der Spaß, da man sich schlichtweg nicht ernstgenommen fühlt, vor allem wenn alles auf dieser einfachen Prämisse basiert und man nur spärlich zusätzliche Informationen bekommt, um vielleicht doch noch eine Verbindung zu den beiden Protagonisten aufzubauen.
Bildqualität
Das Bild macht einen insgesamt ordentlichen Eindruck und kommt mit einem AVC-kodierten 1080p Transfer in 1.78:1 daher. Auf Blu-Ray kommt der Anime auf jeden Fall gut zur Geltung, die Farben sind schön bunt und durch die verschiedenen Animationsebenen haben viele Bilder eine schöne Tiefe. Die Kontraste lassen sich gut sehen, ob in hellen oder dunklen Szenen, auch in Totalen bekommt man eine ordentlich scharfe Abbildung geboten. Die Farben sind jederzeit schön klar. Nervige Bildfehler wie Artefakte oder Schlieren, konnte ich nicht ausmachen. Insgesamt sind ist die Animationsqualität aber nicht die Beste und eher einfach gehalten.
Tonqualität
Der Ton ist, typisch für Anime-Serien, in DTS-HD MA 2.0. auch im japanischen Original. Das macht aber auch gar nichts, denn der Klang ist fehlerlos, angenehm abgemischt, kommt unkomprimiert aus den Boxen und lässt sich ziemlich gut hören. In seltenen Fällen macht sich auch mal der Subwoofer bemerkbar, schwingt aber größtenteils im Hintergrund mit. Der Soundtrack ist eher im Hintergrund und zeichnet sich bisher nicht durch Originalität aus. Selbst das Intro hat keine besonderen Ohrwurmqualitäten. Bei der deutschen Fassung sprechen Maximillian Artajo und Jannik Endemann die beiden Hauptrollen. Asta ist übrigens im Deutschen schon gleich etwas angenehmer zu ertragen, da man die Schreie und den Laustärkepegel seiner Sprache etwas eingedämpft hat.
Ausstattung
Als Extra liegt der Blu-Ray ein Booklet und ein kleines Artbook bei, wirklich schöne Beilagen. Zudem ein Bonusclip und die üblichen Trailer. Umhüllt wird das Ganze von einem schicken Digipack im Pappschuber.
Fazit
„Black Clover“ macht es selbst einem hartgesottenem Anime-Fan schwer. Der Anfang ist zäh, die Figuren sind ein (unangenehmer) Haufen Unsympathen und womöglich ist die Serie für den minderbemitteltsten Zuschauer geschrieben. Exposition die sich ständig wiederholt, eine klischeehafte Magier-Welt und nicht wirklich viel Neues. Ob sich das in den kommenden Folgen noch ändert? Ich wage es fast zu bezweifeln…
(Tom Sielemann)
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