Fragt man Fans nach Meilensteinen des Horrorfilms wird ein Beitrag unter Garantie häufiger genannt werden: Sam Raimis Tanz der Teufel (im Original The Evil Dead) aus dem Jahr 1981. Obwohl in Deutschland in der ungekürzten Version sogar beschlagnahmt, genießt der Streifen auch hierzulande natürlich Kultstatus. Woran das liegt, dürfte sich dem neutralen Beobachter nicht auf den ersten Blick erschließen. Mit einem Budget von unter 400.000 $ und einer Drehzeit, die sich dank notorisch knapper Kasse auf mehrere Jahre erstreckte, ist grundsätzlich erst einmal nicht davon auszugehen, einen weltweit anerkannten Kultfilm zu produzieren. Doch manchmal erscheint ein Film eben einfach zum richtigen Zeitpunkt. So wie Anfang der Achtziger Jahre, als der Horrorfilm insgesamt eine erste Blütezeit erlebte. Danach versuchte das Team um Regisseur Raimi, Hauptdarsteller Bruce Campbell und Produzent Scott Spiegel den Erfolg ihres Debüts zu wiederholen – vergeblich. Also entschloss man sich, dem Überraschungshit eine Fortsetzung folgen zu lassen. Tanz der Teufel 2 aus dem Jahr 1987 ist das Ergebnis. (ml)
Story
Gemeinsam mit Freundin Linda (D. Bixler) freut sich Ashley (B. Campbell) auf ein romantisches Wochenende in einer abgelegenen Waldhütte. Doch die Idylle währt nur kurz. Im Haus findet Ash seltsame Tonbandaufzeichnungen eines Altertumsforschers, der vor kurzem das Buch der Toten, das so genannte „Necronomicon Ex Mortis“ entdeckt hat. Leider begeht der Forscher den Fehler und rezitiert aus dem uralten Buch, wodurch teuflische Wesen erwachen und Besitz von den Lebenden ergreifen. Dieses Schicksal wiederfährt auch Linda, die von nun an Ash nach dem Leben trachtet. Nur mit Mühe (und einer Schaufel) entledigt sich Ash seiner blutrünstigen Freundin. Doch das ist erst der Startschuss für eine Nacht des Grauens, die noch so manches Opfer fordern wird.
Tanz der Teufel 2 ist eine recht eigentümliche Mischung aus Fortsetzung und Remake des Originals. Da man nicht mehr die Rechte am Bildmaterial des ersten Teils besaß, war eine kurze Rekapitulation der Ereignisse nicht möglich. Also drehte man bis zu dem Punkt, an dem Ash von den Dämonen aus dem Wald „angefahren“ wird, alles neu. Diesmal nicht mit einer ganzen Gruppe junger Leute, sondern nur noch mit Ashs Freundin. Letztlich funktioniert der Film aber am besten, wenn man ihn sich einfach als Remake des Originals vorstellt. Das macht auch Sinn, denn Teil 2 ist in jeder Hinsicht professioneller inszeniert. Nicht nur, dass sich das Budget nahezu verzehnfacht hat, auch der produktionstechnische Aufwand entspricht nun eher einem vollwertigen Kinofilm. Die Effekte (Stichwort: Kurtzman, Nicotero, Berger – Fans wissen Bescheid) sind ebenso blutig wie realistisch. Die schauspielerischen Leistungen fallen ebenfalls deutlich überzeugender aus. Allen voran natürlich Bruce Campbell, der dem Film ohne Rücksicht auf Verluste seinen Stempel aufdrückt. Nicht zuletzt seiner geradezu entfesselten One-Man-Show verdankt Campbell seinen Kultstatus, der bis heute anhält. Sein Schauspiel balanciert dermaßen am Rande des Wahnsinns, so dass schnell deutlich wird, dass man es hier eher mit einer Komödie, als mit einem ernsthaften Horrorfilm zu tun hat. Wie eine Comicfigur wird der Held durch die Hütte geschleudert, von seiner eigenen, besessenen Hand traktiert, zieht Grimassen und haut coole One-Liner raus, dass es eine wahre Freude ist. Die Gewaltdarstellung ist gleichzeitig nicht mehr ganz so explizit wie noch sechs Jahre zuvor.
Die größten Gewaltspitzen werden nur noch indirekt gezeigt. Die Monstereffekte sind dennoch auch aus heutiger Sicht noch eine echte Augenweide. Hinter der „Besessenen Henrietta“ verbirgt sich übrigens Sam Raimis jüngerer Bruder Ted, der hinter seiner Latexmaske jedoch kaum zu erkennen ist. Verantwortlich für die fantasievollen Kreaturen zeichnete Mark Shostrom, der sein Talent bereits bei Nightmare on Elm Street 2 und From Beyond unter Beweis stellen konnte. Mit seinem komödiantischen Anstrich passt Tanz der Teufel 2 gut in die damalige Zeit. Filme wie Re-Animator (1985) oder The Return of the Living Dead (1985) schlugen in dieser Hinsicht in eine ähnliche, humoristisch geprägte Kerbe. Seiner comichaften Inszenierung ist es zu verdanken, dass auch Tanz der Teufel 2 heute genauso kultisch verehrt wird, wie sein Vorgänger. Und natürlich wären aktuelle Vertreter des Genres wie Cabin Fever oder gar The Cabin in the Woods ohne Sam Raimis Tour de Force absolut undenkbar.
Bild 4k UHD
Das 4K UHD Bild ist ein wahrer Hingucker geworden, denn so gut sah der Film bis dato wohl noch nie aus. Bereits die letzte Full HD Blu-ray Veröffentlichung hat eine tolle Bildqualität geboten, doch das wird hiermit noch einmal gesteigert. Ok, der Transfer ist gewiss nicht lupenrein, denn mal ist die Schärfe nicht wirklich sehr gut und lässt auch mal weichere Abschnitte zu und mal erscheint das Bild auch eher flach und lässt an Plastizität missen. Aber abgesehen davon lässt sich dennoch eine weitaus bessere Schärfe sowie sattere und lebendigere Farben und ein ausgewogenerer Kontrast deutlich erkennen, wobei da auch die Plastizität insgesamt dennoch besser ausgefallen ist. Dazu erscheint auch das Filmkorn durchweg natürlich. Kompressionsspuren oder weitere Beeinträchtigungen sind des Weiteren nicht aufgefallen.
Tonqualität
Das Manko bei dieser Veröffentlichung ist der deutsche Ton, wenn man von Manko reden kann. Die deutsche Synchronisation liegt nämlich lediglich in DTS HD Master Audio 2.0 Mono vor, während man den englischen Originalton immerhin den DTS HD Master Audio 5.1 Surround Upmix spendiert hat. Ok, der englische Ton bietet nun auch kein Surround und Tiefbass Feuerwerk, aber ist trotzdem irgendwie schade. Dennoch ist der deutsche Ton an und für sich nicht schlecht, da die Abmischung sehr sauber klingt und auch eine wirklich gute Dynamik vorliegt. Der Zweck wird hier definitiv gut erfüllt, da auch die Dialoge sauber und verzerrungsfrei wiedergegeben werden.
Ausstattung
- "Bloody and groovy, baby! - Tribute to Sam Raimi's Evil Dead 2" - Neue Featurette über den Einfluss des Films auf andere Regisseure
- „Swallowed Souls: Das Making of”
- Featurettes „Cabin Fever: Ein Blick hinter die Kulissen”
- “Road to Wadesboro: Eine Reise zurück zum Drehort mit Tony Elwood”
- „The Gore the Merrier“
- Audiokommentar von Sam Raimi, Scott Spiegel, Bruce Campbell und Greg Nicotero (dt. Untertitel)
- Interview mit Bruce Campbell
Fazit
Auch wenn der Ton auf demselben Niveau wie bei der Full HD Blu-ray bleibt, macht gerade das Bild auf der 4K UHD Blu-ray einen gewaltigen Schritt nach vorne und zeigt sich nicht nur detailreicher, sondern darüber hinaus auch wesentlich plastischer. Dazu gibt es noch eine Vielzahl an sehenswerten und interessanten Extras, die sich mitunter sogar auf einer speziell beigefügten Blu-ray befinden.
Sam Raimis Tanz der Teufel 2 ist das kongeniale Remake, bzw. die kongeniale Fortsetzung zu seinem eigenen Kultfilm. Jeder, der unbedingt schon einmal wissen wollte, warum Bruce Campbell in gewissen Kreisen derartig verehrt wird, darf sich den Streifen nicht entgehen lassen. Campbell liefert eine entfesselte One-Man-Show ab, bei der kein Auge trocken bleibt. Natürlich wird auch für Horrorfans etwas geboten, die es gerne etwas blutiger mögen, wobei der Gewaltgrad merklich hinter Teil 1 zurückbleibt. Was nichts an der Tatsache ändert, dass Tanz der Teufel 2 in Deutschland nach wie vor auf dem Index steht. Pflichtprogramm für Horrorfans und alle, die es werden wollen.
(Matthias Lischka & Michael Speier)
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