Die Blu-ray von Gladiator wurde seinerzeit herbei gesehnt, wie kaum eine andere. Viele Käufer wollten allerdings ihren Augen nicht trauen, als das Warten im September 2009 endlich vorüber war. Denn das Endprodukt war bildtechnisch eine herbe Enttäuschung: fehlende Schärfe, sowohl in Nah-, als auch in Panoramaaufnahmen, kaum Plastizität durch eine unzureichende Farbtiefe und einen geringen Kontrastumfang, ein mangelhafter Schwarzwert und grobes Rauschen in hellen Bildbereichen, waren einige offensichtliche Mängel, durch die sich die Veröffentlichung disqualifizierte. Nicht zuletzt den unzähligen Unmutsäußerungen verärgerter Kunden ist es zu verdanken, dass sich die Publisher Universal Pictures und Paramount zum Handeln gezwungen sahen. Bereits ein halbes Jahr später wurde verkündet, dass es in naher Zukunft eine Neuauflage von Gladiator geben werde, die auf einem neuen Bildmaster basieren sollte. Diese Neuauflage liegt nun vor.
Story
Im Jahre 180 A. D. sucht der todkranke römische Kaiser Marcus Aurelius (Richard Harris) nach langer und erfolgreicher Herrschaft einen Nachfolger für seinen Thron. Seine Wahl fällt auf den ebenso ruhmreichen wie beliebten Feldherrn Maximus (R. Crowe), dessen Bescheidenheit und umsichtiges Handeln den alten Kaiser beeindruckt. Doch der machthungrige Commodus (Joaquin Phoenix), Sohn des Kaisers und damit eigentlicher Thronfolger, will diese Demütigung nicht akzeptieren und ermordet seinen Vater. Maximus wird verhaftet und soll ebenfalls getötet werden, kann jedoch fliehen und in seine spanische Heimat entkommen. Er erreicht sein Ziel zu spät. Commodus Häscher haben bereits seine Frau und seinen kleinen Sohn ermordet.
Von Trauer und Erschöpfung überwältigt, wird Maximus von Sklavenhändlern aufgegriffen und an die Gladiatorenschule des alten Proximo (O. Reed) verkauft. Nach langer Irrfahrt durch die Arenen des römischen Reichs, erreichen die Gladiatoren schließlich Rom, wo der tyrannische Commodus versucht, das Volk mit Brot und Spielen auf seine Seite zu bringen. Maximus, mittlerweile ein gefeierter Held der Arena, sieht seine Chance auf Rache gekommen. Ridley Scotts Gladiator ist ein monumentales Epos, das dem Zuschauer alle Zutaten eines aufwendigen Blockbusters bietet. Überwältigende Bilder und dramatische Gladiatorenkämpfe versetzen das Publikum in die Welt des antiken Rom.
Russel Crowe liefert in der Rolle des Titel gebenden Gladiators eine brillante Leistung ab, die ihn endgültig zum Superstar und Oscarpreisträger machte. Ebenso glänzt Joaquin Phoenix als paranoider Tyrann Commodus, unter dem seine Schwester Lucilla, mit königlicher Würde überzeugend dargestellt von Connie Nielsen, besonders leidet.Was man dem Film jedoch vorwerfen muss, ist der für Hollywood-Verhältnisse typische, hier leider besonders offensichtliche, unbedarfte Umgang mit historischen Fakten. So werden die Germanen zu Beginn des Films als „besiegtes Volk“ bezeichnet. Das ist schlicht falsch, wurde doch der größte Teil des von germanischen Stämmen besiedelten Mitteleuropa von den Römern weder betreten, geschweige denn erobert. Darüber hinaus ist in der Geschichte des römischen Reiches kein Fall überliefert, in dem ein Kaiser einen Feldherrn zum Nachfolger ernennt, und seine eigene Familie dabei übergeht.
Die Idee, dass sich ein Imperator, einem Gladiator im Kampf auf Leben und Tot stellt, ist wohl auch eher der Absicht geschuldet, dem Film einen möglichst dramatischen Entscheidungskampf zu bescheren. Zu guter Letzt sei noch Maximus erstaunliche Leistung erwähnt, zielgenau von der römischen Ostgrenze bis zu seiner westspanischen Heimat zu gelangen und das ohne Proviant, Ausrüstung und darüber hinaus auch noch verletzt. Hier werden die Gesetze der Wahrscheinlichkeit bis zum Äußersten strapaziert. Wer über derartige Unstimmigkeiten jedoch hinwegsehen kann, dem wird mit Gladiator ein spannendes, actionreiches, teils emotionales und gut besetztes Historienepos geboten
Bildqualität
Das Bild liegt unter Verwendung des Codecs MPEG-4 AVC im Seitenverhältnis 2,35:1 vor und präsentiert sich in voller HD-Auflösung von 1080p. Schon ab der ersten Minute wird deutlich, dass sich bei der Neuauflage bildtechnisch etwas zum Positiven gewandelt hat. So ist aus den Nebelschwaden, die die Texttafeln zu Beginn des Films unterlegen, sämtliches Banding verschwunden. Der Rauch wabert flüssig und natürlich über den Bildschirm. Bei der Schlacht im germanischen Morgengrauen stellt sich allerdings bereits eine kleine Ernüchterung ein. So zeigt sich sehr deutlich, dass der Schwarzwert immer noch nicht optimal dargestellt wird.
Details gehen in dunklen Bildbereichen verloren. Was sich aber trotzdem auch hier bereits andeutet, bestätigt sich im weiteren Verlauf des Films. Das starke Rauschen ist verschwunden und wird durch ein angenehmes Filmkorn ersetzt. Ebenso verzichtet das neue Bildmaster auf Filter wie Edge Enhancement oder digitale Rauschunterdrückung, was sich in einer deutlich wahrnehmbaren Verbesserung der allgemeinen Bildschärfe und des Kontrastumfangs zeigt. Nahaufnahmen bestechen überwiegend durch eine überragende Detailzeichnung. Einige Unschärfen kommen von Zeit zu Zeit allerdings dennoch vor.
Beeindrucken kann das Bild nun auch bei Panoramaaufnahmen, die im Vergleich zur Erstauflage deutlich an Plastizität und Tiefenschärfe gewinnen. Hier sei als Beispiel der Einzug der Gladiatoren in Rom erwähnt. Während die Felder im Vordergrund in warmen Farben erstrahlen, ist bis in den Bildhintergrund jedes kleine Detail klar zu erkennen. Die Szenen der Extended Version, die in der Erstauflage noch durch eine deutlich bessere Qualität auffielen, als das übrige Bildmaterial, fügen sich jetzt ebenfalls nahtlos ein. Negativ zu bewerten sind vereinzelte Verunreinigungen des Bildmaterials, die auch in der Neuveröffentlichung noch wahrnehmbar sind. Insgesamt liefert die Neuauflage von Gladiator aber nun endlich die Bildqualität, die man sich schon von der Erstveröffentlichung gewünscht hätte.
Tonqualität
Wer denkt, Universal nutzt die einmalige Gelegenheit dieser Neuauflage, auch den deutschen Kunden verlustfreien HD-Ton zu bieten, der irrt. Es wird lediglich die von der Erstauflage bekannte dts 5.1 Tonspur geboten. Diese ist trotz allem hörenswert. Druckvolle Dynamik und immer klar verständliche Dialoge zeichnen den Ton aus. Die überragenden Kompositionen von Hans Zimmer tragen entscheidend zur Atmosphäre des Films bei und werden über alle Kanäle zu Gehör gebracht. Die urbanen Umgebungsgeräusche des antiken Rom werden mit ebenso überzeugender Räumlichkeit präsentiert, wie die martialischen Gladiatorenkämpfe vor tausenden Zuschauern im voll besetzten Kolosseum. Mehr ist aus dem veralteten Tonformat nicht herauszuholen.
Ausstattung
Natürlich ist es auch bei der Neuauflage möglich, zwischen Kino- und Extended-Version zu wählen. Darüber hinaus wurde das Bonusmaterial im Wesentlichen von der Erstauflage übernommen und zeichnet sich durch einen enormen Umfang aus. Audiokommentare, entfallene Szenen und diverse Trailer sind ebenso vorhanden wie Fotogalerien oder BD-Live-Features. Nahezu jeder Bereich der aufwendigen Produktionsphase wird beleuchtet und ausführlich erklärt.
Hervorgehoben sei hier die Aufwendige digitale Gestaltung der finalen Szenen um Proximo, dessen Darsteller Oliver Reed kurz vor Beendigung der Dreharbeiten verstarb oder das Themen-Portal „Visionen aus Elysium“, welches alleine bereits 30 kurze Dokumentationen beinhaltet. Leider liegen bis auf zwei Kinotrailer alle Extras lediglich in Standard Definition vor. Sogar eine Neuerung gegenüber der Erstauflage gibt es zu vermelden. Interessierte Nutzer können sich über ein pocket BLU Feature freuen, wodurch ein kompatibles Mobiltelefon kabellos auf Inhalte der Blu-ray zugreifen kann.
Fazit
Die Erstellung des neuen Bildmasters hat sich gelohnt. Die groben Fehler der Erstauflage wurden zum größten Teil behoben. Bis auf den nicht immer optimalen Schwarzwert und gelegentlichen Unschärfen in Nahaufnahmen wird ein Transfer präsentiert, der dem Medium Blu-ray jederzeit gerecht wird. Leider wurde es versäumt, auch den Ton ins HD-Zeitalter zu transportieren. Hier wird eindeutig Firmenpolitik höher bewertet, als der Wunsch des Kunden nach einem bestmöglichen Produkt. Immerhin bietet Universal Käufern der Erstauflage einen kostenlosen Umtausch der Filmdisc an. Es bleibt jedoch die Frage, warum nicht bereits für die Erstauflage ein Bildmaster erstellt wurde, welches Ridley Scotts bildgewaltigem Monumentalepos gerecht wird. (ml)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W (Main), Teufel (Surround)