Dass er ein gutes Händchen für düstere Crime-Geschichten hat, konnte der irische Autor und Regisseur Anthony Byrne ja unter anderem bereits mit den beiden Serien Peaky Blinders und Ripper Street eindrucksvoll beweisen. Nachdem sein letzter Spielfilm How about you (2007), der für das britische Fernsehen produziert wurde, nun doch schon einige Jahre auf dem Buckel hat, will es der talentierte Mann mit dem neuesten Mystery-Thriller In Darkness (2018) noch einmal wissen. Im Vertrieb von Universum Film erschien nun auch hierzulande der Film mit der bezaubernden Natalie Dormer (vielen besser bekannt als Margaery Tyrell aus dem George R.R. Martin Epos Game of Thrones) in der Hauptrolle in den hiesigen Händlerregalen auf DVD und auf Blu-Ray Disc im herkömmlichen HD Keep-Case.
Story
Sofia (N. Dormer) meistert mit Bravour ihren Alltag und das obwohl die junge Frau blind ist. Sie übt sogar den Beruf einer Pianistin aus, was sie ihrem unglaublich guten Gehör zu verdanken hat. Eines Tages jedoch ist es eben dieses gute Gehör, das Sofia Zeugin eines Verbrechens werden lässt. In der Wohnung über ihr wird ihre Nachbarin Veronique (E. Ratajkowski) ermordet und Sofia bekommt alles mit. Sie findet später heraus, dass Veronique eine dunkle Vergangenheit hatte. Doch davon und von der zunehmenden Gefahr für sich selbst lässt sich Sofia nicht abschrecken und geht dem Verbrechen auf eigene Faust weiter nach, bis sie schließlich auf Veroniques Vater Milos Radic (J. Bijvoet) trifft und damit der Wahrheit einen entscheidenden Schritt näher kommt. Milos ist ein serbischer Geschäftsmann, dem zur Last gelegt wird, während des Bosnienkrieges am Völkermord beteiligt gewesen zu sein...
Den Großteil des Thrillers trägt, ohne mich nun zu weit aus dem Fenster zu lehnen, Hauptdarstellerin Natalie Dormer. Die 36 jährige Ehefrau des Regisseurs war auch am Drehbuch zu dieser komplizierten Geschichte über Kriegsverbrechen, Traumata und das Überwinden von Hindernissen, die der Londoner Alltag für eine blinde Person so mit sich bringt beteiligt und passte die Rolle nahezu perfekt an ihre schauspielerischen Fähigkeiten an.
Schön, sie nach Die Tudors und Game of Thrones nun auch einmal in einer etwas anderen Rolle zu sehen, denn sie spielt Sofia, eine blinde, Londoner Filmmusikpianistin, die mit ihrer zurückhaltenden Kleidung zwar eine starke Unabhängigkeit aber auch etwas Einsamkeit ausstrahlt. Sie versteht es gekonnt, dem Zuschauer zu zeigen, dass ihre Person nach dem Tod ihrer Nachbarin Veronique, gespielt von Emily Ratjakowski (I Feel Pretty) mehr als „nur“ eine Opferrolle inne hat. Man fühlt wahrlich mit ihr mit, wenn Sofia heimlich Gespräche belauscht, sich das Parfum ihrer Nachbarin ins Gedächtnis ruft und sich ihren gefährlichen Weg bahnt, weil sie gezwungen war, die Londoner U-Bahn an einer unbekannten Station zu verlassen.
Sofias visuelle Beeinträchtigung spiegelt sich auch subtil im Design des Films wider, als sie zum Beispiel von einer Gruppe von Schlägern angegriffen wird und man als Zuschauer lediglich gewaltsame Schatten an einer Wand zu sehen bekommt. Regisseur Byrne offenbart sein Gespür für die Inszenierung gewalttätigen Chaos in mehreren solcher aufwendig choreografierten Szenen, was diesen Film zu einem effektvollen und straffen Thriller macht. Nun ja, zumindest in der ersten Hälfte des Films. Leider fährt der Thriller nach seinem starken Auftakt leider etwas mit angezogener Handbremse und verkommt daher etwas im Thriller-Einheitsbrei.
In weiteren Rollen sind noch einige gern gesehene Gesichter, wie zum Beispiel das von James Cosmo (Highlander, Braveheart) und Joely Richardson (Event Horizon, Maggie), zu sehen.
In Darkness ist im Prinzip ein großes Puzzle, in das immer wieder Stücke bzw. Wendungen hinzugefügt werden, von denen einige intelligent angedeutet sind und andere leider aus heiterem Himmel stammen. Aber Regisseur Byrne hält die Spannung aufrecht und die Kamera auf Frau Dormer, die unsere komplette Aufmerksamkeit auf sich zieht, da man ständig das Gefühlt hat, dass sie irgendwo noch ein Ass im Ärmel versteckt hält.
Thriller-Fans kommen auf alle Fälle auf ihre Kosten und werden im Laufe der 101 Minuten gut unterhalten.
Bildqualität
Das in MPEG-4/AVC codierte 1080p Bild wird im Ansichtsverhältnis 2,40:1 präsentiert und weiß, Universum Film typisch, fast durchgehend zu gefallen. Die Farben werden genrebedingt recht entsättigt und kühl serviert – Grün- und Blautöne haben hier das Sagen. Rot wird meist erst in Rückblenden eingesetzt.
Die Schärfe bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau, könnte aber in einigen Totalen mehr Details offenbaren. Die Durchzeichnung funktioniert prima und bietet einen toll eingestellten Kontrast. Der Schwarzwert ist ebenso satt, verschluckt aber hie und da einige Details in den dunklen Szenen. Kameramann Si Bell, der bereits bei Peaky Blinders mit Regisseur Byrne zusammen arbeitete, versucht es hier auch mal mit einigen unkonventionellen Kameraeinstellungen, die dem Film auch einen gewissen Charme verleihen.
Tonqualität
- Deutsch DTS-HD MA 5.1
- Englisch DTS-HD MA 5.1
Ausstattung
Das Bonusmaterial besteht zu einem großen Teil aus werbewirksamen Interviews mit einer Gesamtlaufzeit von 64:35 Minuten und einer Trailer-Show aus dem Hause Universum Film.
Interviews: (HD)
- Natalie Dormer
- Ed Skrein
- Emily Ratjakowski
- Jan Bijvoet
- Neil Maskell
- Anthony Byrne (Regisseur)
- Josh Varney (Produzent)
- Adam Morane-Griffiths (Produzent)
- „In Darkness“ (2018)
- „Peppermint“
- „Mile 22“
- „Terminal“ (2018)
- „Mollys Game“
- „Bent“
- „Luna“
- „Hurricane Heist“
Fazit
Audiovisuell schrammt der Psycho-Thriller nur knapp an der Höchstwertung vorbei. Eine sehr gute Schärfe, natürliche Farben, ein satter Schwarzwert der nur selten Details verschluckt und tolle Kontrastwerte erzeugen ein plastisches Full-HD Bild, das zu gefallen weiß.
Auch der Ton erlaubt sich so gut wie keine Fehler – im Gegenteil: klar verständliche Dialoge, immens viele direktionale Effekte und ein dezenter aber ordentlicher Einsatz des Subwoofers erfreuen jedes Heimkino.
In Darkness (2018) bemüht sich letztendlich zu sehr ein chaotisches Puzzle mit vielen Geheimnissen zu sein, was ihm leider nicht immer auf Anhieb gelingt. Doch bevor man den Film ungesehen abstraft, dürfen Genre-Freunde nicht vergessen, dass hier, zumindest in der ersten Hälfte, ein ziemlich straffer, effektiver Thriller vorliegt, der von Dormers starker Leistung als belagerte Heldin profitiert.
(Alexander Gabler)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Sony KD-55 XD 8577
Player: Sony UBP X-800
AV-Receiver: Denon AVR X-1000
Lautsprecher: Teufel Motiv 6 (5.1)