Georg wird als Tagschichtleiter der "Super"-Tankstelle gefeuert und zum Leiter der Nachtschicht degradiert. Tagsüber liegt "sein altes Reich" nun in den Händen der bezaubernden Jana. Das will Georg auf keinen Fall auf sich sitzen lassen und schmiedet die abstrusesten Pläne, um zu beweisen, dass er ins höhere Management gehört. Doch bei seinem Versuch, die Schicht zu leiten, stehen ihm seine beiden Mitarbeiter im Weg: Studienabbrecher Daniel und der verhinderte Rockmusiker Olaf betrachten ihre Jobs eher als Auszeit.
Ich hatte eigentlich keine besonderen Erwartungen, an die neue deutsche „Sitcom“ von ZDFNeo. Ein altes isländisches Format, diente als Aufhänger für die Comedy-Show und Letterbox Filmproduktion übernahm die deutsche Umsetzung. Generell klingt die Serie, auf dem Papier, auch nicht verkehrt, sowohl vor, als auch hinter der Kamera sind Leute aktiv, die bereits gezeigt haben, dass sie durchaus was draufhaben. Leider fällt die so schön gestaltete Studio-Tankstelle, mit den tausenden von extra hergestellten Fake-Produkten, aber vor allem durch die langweiligen, stupiden Drehbücher auseinander.
Was hier „Mehr als Super“ sein soll, erschließt sich mir, nach Schauen der stellenweise quälend lang wirkenden Folgen nicht. 25-30 Minuten klingen eigentlich schön kurzweilig, aber sowohl die Storys, als auch die Figuren locken mich nicht hinterm Sofa hervor. Eine Komödie braucht klare Figuren, ein Antiheld in der Hauptrolle umso besser, her damit! Die Stromberg-Formel hat schließlich auch wunderbar funktioniert. Nur ist die Kultfigur von Christoph Maria-Herbst, wesentlich interessanter, sie hat Ausbrüche nach oben und nach unten, während Georg Bergstedt penetrant langweilig ist und in jeder Folge genau die gleiche Dynamik bedient.
Stefan Haschke gibt da noch sein Bestes, aber auch ihm fällt es zunehmend schwerer, etwas mehr aus der Rolle herauszuholen. Natürlich darf so eine Figur auch nervig sein, aber dann bitte unterhaltsam nervig, sodass wir mit ihr mitleiden und vor allem auch mitlachen. Bergstedts ständiges schlechtes Englisch und seine Catch-Phrase: „Teambesprechung, Zack, Zack!“, gehen leider nur auf den Zeiger, im negativsten Sinne. Daniel Zillmann ist als als Olaf der „lustige Dicke“ und Ludwig Trepte ist, naja, nicht mehr als eine weitere blasse Figur ohne Charakter. Beide bleiben hinter ihren Möglichkeiten und agieren stellenweise arg bemüht.
Christina Petersen und Vita Tepel komplettieren den Hauptcast und sind die „starken Frauen“ an der Tanke. Petersen, als die von Georg verhasste Tagschichtleiterin Jana und Tepel als Daniels bestimmende Freundin Charlotte. Ihre Rolle ist zunächst noch spannend, nimmt dann aber eine unangenehme Wendung und wird ebenfalls zum langweiligen Anhängsel. Leider schafft es keine der tragenden Figuren, auch nur irgendwie mein Interesse zu wecken, ich kann mir kaum vorstellen, dass das Trio überhaupt bei jemandem funktioniert. Sie sind alle viel zu farblos und schlichtweg uninteressant.
Kommen wir nun zum zweiten großem Schwachpunkt, den Geschichten. Mir ist klar, dass man in einer Sitcom eben nicht den Anspruch hat, immer alles logisch und konsequent durchzudenken und auch mal den Gag für sich stehen lässt. Doch wie schaffen es vergleichbare Serien wie „How I met your mother“ oder „Modern Family“ immer wieder fast jede Folge frisch und gleichzeitig abgeschlossen wirken zu lassen. Weil sie „gut konstruiert“ sind. „Tanken“ ist nur konstruiert.
Die Serie ist nicht nur auf den dümmsten Zuschauer geschrieben, wo einem die Charaktere alles erklären müssen, wie z.b. als Bergstedt sich Zwiebeln in die Augen schmiert, Dialog: „Zwiebeln?“. Außerdem sind die verschiedenen Stricke, bis zu einer erlösenden und trotzdem versemmelten Pointe, endlos lang. Doch wäre das noch nicht genug, gesellt sich auch echter Fremdschäm-Humor dazu, bei dem ich mich frage, wer sowas schreibt und dann ehrlich lachen muss. So z.b. als Olaf Jalapenós, „Jalapenisse“ nennt. Mehrfach. Bis zum Erbrechen. Lustiger wird´s trotzdem nicht.
Kein Klischee bleibt hier aus, die typischen Rocker aus Olafs Band, die allesamt Memmen sind und Gesichtsmasken auftragen, Eine Frau mit einer Burka, die für eine Terroristin gehalten wird und Nonnen, Nonnen, lustig! Selbst dann nicht, wenn Bergstedt sie für Test-Ladendiebe, seiner neuen Kameraüberwachung hält und ihnen unter die Robe guckt. „Security is Safety“. Leider haben die Autoren sich für ihre Storys keine Alleinstellungsmerkmale geschaffen, der Humor ist meistens grenzdebil und peinlich.
Vielleicht hätte ich das schon bei der ersten Folge merken müssen, als Olaf und Bergstedt, die Schiebetür zur Tankstelle nicht aufbekommen, da der Sensor nicht richtig funktioniert. Dieses „Schauspiel“ zieht sich ebenfalls quälend in die Länge, bis zum erlösendem Intro, wäre da nicht noch die Folge an sich. Nervig werden dann auch noch die „Running-Gags“, keiner davon ist wirklich lustig und allenfalls etwas für die Schmerzgrenze des Nervengespanns. Beispielsweise wenn die Vorgesetzten wieder Georgs Nachnamen vergessen oder er seinen: „Ich leite dieses Unternehmen“ – Spruch zum Besten gibt.
Klar, das mag jetzt alles etwas zynisch klingen, doch vor allem ärgere ich mich, dass das Potenzial des Ganzen, nicht ansatzweise ausgeschöpft wurde. Dem Machwerk die Krone auf, setzt dann ein peinlicher Gastauftritt des Youtubers „Simon Desue“. Da will man mit der Brechstange auch noch seine grenzdebile Youtube-Gefolgschaft an Bord holen. Das Team hinter „Tanken – Mehr als Super“ wünscht sich bis zu zehn Staffeln, nach den enttäuschenden Einschaltquoten, folgte aber das Nachtprogramm und letztendlich wohl auch keine Fortsetzung, die den Cliffhanger der letzten Folge auflösen kann. Ist eigentlich auch egal.
RSS Feeds