Mit dem Puppen-Horror 'Annabelle' gelang Regisseur John R. Leonetti ein erfolgreiches Spin-of im Universum der 'Conjuring'-Filmreihe. Der Mit-Sechziger ist allerdings schon ein alter Hase im Filmgeschäft und wirkte schon an Filmen wie 'Chucky 3', 'Insidious 1&2', aber auch TV-Serien wie 'Sleepy Hollow' oder 'Geschichten aus der Gruft' mit - also alles Projekte, in denen das Gruseln eine zentrale Rolle spielt. Das soll sich auch bei seiner aktuellen Regie-Arbeit, dem hier vorliegenden Horror-Thriller nicht ändern. Dabei klingt das Konzept, seine Hauptdarsteller in die einsame Stille zu verdammen, nicht neu - konnte doch der gleichartige 'A Quiet Place' schon für positive Resonanzen in Genre-Kreise sorgen. Ob 'The Silence' hier ebenfalls Erfolge verbuchen kann, prüft das nachstehende Review der Blu-ray Disk, welche von Universal Pictures Home Entertainment bzw. Constantin / Highlight Communications in den Handel gebracht wird.
Story
Bei einer Höhlenexpedition entdecken Forscher eine Spezies, die Millionen von Jahren verborgen im Dunkeln lebte und welche dem Aussehen nach Fledermäusen gleicht - vom aggressiven Verhalten aber wie eine Wespe auftritt. Die sogenannten 'Vesps' attackieren die Bevölkerung, welche ihnen fortan als Nahrungsquelle dient. Doch sie haben auch eine Schwäche, denn die Augenlosen Kreaturen verlassen sich komplett auf ihren Hörsinn, den man mit absoluter Stille austricksen kann. So gelingt es auch Familie Andrews einigermaßen gut zu überleben. Sie können sogar noch einen positiven Nutzen aus der Behinderung ihrer Tochter Ally (K. Shipka) ziehen: diese verlor bei einem Unfall ihr Gehör, weshalb die Familie inzwischen zu großen Teilen in Gebärdensprache kommuniziert. Auf der Flucht von den Kreaturen wird Mutter Kelly (M. Otto) dennoch verletzt, weshalb sich die Andrews in einem einsamen Landhaus verschanzen. Auf der Suche nach Medikamenten stoßen Ally und ihr Vater Hugh (S. Tucci) auf einen stummen Priester, der sich jedoch schon bald als unberechenbare Bedrohung herausstellen soll. Doch wie soll man sich zur Wehr setzen, wenn man keinen Laut von sich geben darf? Denn die geringste Geräuschentwicklung ruft sofort die tödlichen Kreaturen auf den Plan.
Basierend auf dem gleichnamigen Roman aus der Feder des Autors Tim Lebbon, beginnt der Horror-Thriller zunächst recht gut. Dem Höhlenfund der Kreaturen schenkt man eine kurze Einleitung, ehe man Familie Andrews und ihre Mitglieder etwas genauer vorstellt. Vater Hugh und Mutter Kelly, gespielt von Stanley Tucci und Miranda Otto, sind die Eltern der beiden Teenager Ally und Jude, welche wiederum von Kiernan Shipka und Kyle Breitkopf in Szene gesetzt werden. Ebenfalls zum Familie-Clan gehören Kellys Mutter Lynn und Hughs Bruder Glenn, in deren Rollen Kate Trotter und John Corbett zu sehen sind. Sie alle haben ein ziemlich enges Verhältnis zu einander und so kommt es dann auch, dass nach dem Ausbruch der Kreaturen allesamt in die Wälder flüchten möchten. Eine Unachtsamkeit führt jedoch zu einem folgenschweren Unfall, der schon erste Opfer fordert. Hier lernt die Familie jedoch zwangsweise, wie sie sich vor den Kreaturen schützen können, denn in absoluter Stille gelingt es den gefräßigen Biestern nicht, ihre vermeintliche Beute wahrzunehmen. Fortan bewegt man sich also mit aller Vorsicht und unterhält sich möglichst nur in Gebärdensprache. Eben jene musste die Familie auf Grund der Behinderung ihrer Tochter erlernen - ein nun unbezahlbarer Vorteil. Die erste Stunde des knapp 90 Minuten laufenden Films gestaltet sich dann auch recht spannend, gelingt es dem Thriller doch hier einige gut gelungene Jumpscares einzubauen. Diese profitieren dabei sehr gut von der Laut/Leise-Dynamik des Films. Etwas Potential verschenkt man hier allerdings bei der Familien-Darstellung, denn so richtig ans Herz wachsen will einem eigentlich nur der sehr gut gespielte Charakter von Kiernan Shipka. Sie mimt die gehörlose Ally sehr überzeugend, was man hingegen von Stanley Tucci in seiner Rolle als Familien-Oberhaupt nicht unbedingt behaupten kann. Tucci wirkt hier die meiste Zeit sehr kühl und distanziert, eher wie ein guter Bekannter der Familie. Seine wenig emotionale Ausstrahlung vermittelt jedenfalls nicht wirklich einen sich sorgenden Vater. Auch Miranda Otto bleibt hier hinter ihren Möglichkeiten, ist sie zudem durch ihre Verletzung doch ans Bett gefesselt und hat unter dem Strich gar nicht so viel Screen-Time.
Mit Auftreten des geheimnisvollen Priesters und seiner mysteriösen Gefolgschaft, nimmt der Film dann jedoch eine Wendung, welche die zuvor aufgebaute Spannung wieder über den Haufen wirft. Was die Sektenartige Gruppe im Schilde führt und warum sie es gerade auf Tochter Ally abgesehen haben, wird hier nur sehr unzureichend erklärt. Sie tauchen aus dem Nichts auf und sind einfach da. Schade, dass man hier nicht einfach nur auf die Bedrohung durch die Vesps setzte und stattdessen auch noch einen menschlichen Gegner mit ins Spiel bringen musste. Hier hat man stark das Gefühl, dass man sich auf TV-Serien wie 'The Walking Dead' beziehen wollte, in denen die permanente Gefahr durch die Kreaturen in den Hintergrund gestellt wird, dafür aber die Zwischenmenschlichen Beziehungen in den Fokus geraten. Doch das will eben hier an dieser Stelle gar nicht so wirklich passen, denn die Sekte ist fast so schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht ist - doch damit ist dann leider auch schon der Film vorbei. Einen wirklichen Sinn ergab dieser Handlungsstrang also nicht. Diese Dinge sind es dann auch, die den ansonsten recht soliden Film etwas abwerten - denn an Erklärungen bekommt man hier eben nicht viel geliefert. Vieles muss man sich daher selbst zusammenreimen bzw. einfach als gegeben hinnehmen. Immerhin bietet man auch einige sehr nette Ideen, zumindest wird man zukünftig beim Klingeln seines iPhones noch des Öfteren an diesen Film denken. Auch das Kreaturen-Design ist recht gut gelungen - diese kommen zum großen Teil aus dem Computer und nur für einige Close-Ups wurde auf Puppenmodelle zurückgegriffen. Die Maskenbildner verstehen hier ihr Handwerk ebenfalls und präsentieren einige recht unappetitlich abgenagte Körper. Für einen kurzweiligen und recht spannenden Filmabend reicht es somit dann doch noch.
Bildqualität
Das Bild des Films präsentiert sich recht kühl, aber dennoch natürlich. Es liegt in einem Ansichtsverhältnis von 2,39:1 vor und wird somit von den Formatbedingten schwarzen Balken am oberen und unteren Bildrand begleitet. Die Schärfe liegt auf einem sehr guten Niveau und bringt vor allem in der Natur sehr detaillierte Pflanzen zum Vorschein. In Close-Ups sieht man dann feine Härchen der Protagonisten, sowie vernarbte Hautpartien der Kreaturen. Dass diese wie schon angemerkt aus dem Computer kommen, sieht man nur in einigen wenigen Fällen. Doch auch der Stunt eines Auto-Unfalls ist hier klar als CGI-Effekt zu erkennen. Der Rest des Films kommt aber ohne große virtuelle Unterstützung aus, zumindest ist diese hier nicht mehr deutlich merkbar. Bei der Farbenauswahl griff man auf erdige Brauntöne, sowie das satte Grün der Pflanzenwelt zurück - so wie es nun einmal in ländlichen Gegenden der Fall ist. Der Schwarzwert liefert ebenfalls solide Werte, wobei es hier jedoch zu keinen großen Herausforderungen kommt, da der Film den größten Teil tagsüber spielt. Kurz um: das Bild entspricht einer modernen Produktion, hier gibt es insgesamt also keine großen Beanstandungen.
Tonqualität
Die Blu-ray bietet folgende Tonspuren zur Auswahl:
- Deutsch DTS-HD High Resolution 5.1
- Englisch DTS-HD High Resolution 5.1
- Deutsch Dolby Digital 2.0
Die tonale Umsetzung macht es einem bei der Bewertung nicht einfach. Dabei ist noch nicht einmal das verlustbehaftete Format der beiden Sprachfassungen das Problem, denn dieses zeigt an vielen Stellen, dass es sehr gut platzierte Surround-Effekte bieten kann und in den Schock-Momenten mit der richtigen Dynamik unterstützt. Ursache des Problems sind die vielen geflüsterten Unterhaltungen im Film. Denn neben der Gebärdensprache, die durch Untertitel für Nichtwissende verständlich gemacht werden, kommt es auch zu vielen Dialogen, die nur geflüstert werden. Hier ist die Lautstärke dermaßen niedrig, dass man kaum ein Wort versteht. Nun kann man dem sicherlich durch die Erhöhung der Lautstärke entgegenwirken, jedoch fällt man dann beim nächsten Jumpscare fast von der Couch, da dieser dann mit einem richtigen Knall daherkommt. So bleibt einem fast nichts anderes übrig, als die Fernbedienung in Griffweite zu halten und permanent hin und her zu regeln. Das reißt einen immer wieder raus und führt ein ums andere Mal dazu, dass man auch etwas zurückspulen muss, wenn man wirklich alles verstehen möchte. Dies ist dann auch in beiden Sprachfassungen der Fall, womit es zwischen der deutschen Synchronisation - welche durch die Berliner Cinephon Filmproduktions GmbH, unter der Leitung von Pierre Peters-Arnolds entstand - und der englischen Originalspur keine nennenswerten Unterschiede gibt.
Ausstattung
Folgende Beiträge sind im Bereich der Extras zu finden:
- Making-Of (3:38 Min.)
- Interviews (37:36 Min.)
- Trailer Deutsch (1:55 Min.)
- Trailer Englisch (1:55 Min.)
- Trailershow: Welcome Home, Lying and Stealing, A Beautiful Day, Zoe, Backtrace, The Bouncer
Das kurze Making-Of bietet einen schnellen Einblick in die Entstehung des Horror-Thrillers. Der recht Werbemäßig inszenierte Beitrag liefert noch einmal eine Zusammenfassung der Hauptereignisse, bietet dafür aber immerhin synchronisierte Interview-Schnipsel. Diese werden dann in der Interview-Sektion noch einmal separat beleuchtet und bieten hier eine Auswahl an kurzen Gesprächen, welche im Schnitt zwischen 1 und 5 Minuten liegen. Vor die Kamera bekam man unter anderem Regisseur John R. Leonetti, die Hautdarsteller Stanley Tucci, Miranda Otto, Kiernan Shipka, Kate Trotter, John Corbett und Kyle Breitkopf, aber auch verschiedene Produzenten, Special-Effects Künstler und Maskenbildner. Diese Interviews liegen dann jedoch nur in untertitelter Form vor. Abgerundet wird das Bonus-Material dann durch eine Reihe von Trailern, welche sowohl die deutsche und englische Vorschau zum Film selbst liefern, aber auch einige Produktionen aus dem Hause Universal Pictures Home Entertainment bzw. Constantin / Highlight Communications anbietet.
Die Blu-ray wird in einem blauen Standard-Amaray-Case geliefert und verfügt über ein Wendecover.
Fazit
Nach anfänglicher Spannung, welche zu fast 2/3 des Films anhält, bricht die Handlung dann überraschend ein und wirft mit einem unnützen Handlungsstrang die zuvor aufgebaute Spannung über den Haufen. Zwar hält dieser Handlungsstrang nicht lange an, allerdings erscheint danach dann leider schon der Abspann. Schade, hier hätte man ein deutlich bessere letztes Drittel bieten müssen, um den ansonsten doch recht soliden Horror-Thriller würdig zu Ende zu führen. Bei der technischen Umsetzung leidet vor allem der Ton unter einigen viel zu leise abgemischten Passagen. Denn sobald in dem Film geflüstert wird, versteht man nichts mehr und kommt um einen Dreh am Lautstärkeregler nicht drum herum. Den sollte man kurz drauf aber wieder zurückdrehen, möchte man nicht von der Couch hochgeschreckt werden, wenn die normal-lauten Abschnitte einsetzen. Bildlich liefert man sich hingegen keine Blöße und präsentiert eine durchaus moderne und damit zeitgemäße Produktion. Unter dem Strich also eine ambitionierte Roman-Verfilmung, bei der man aber einiges an Potential verschenkte.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989