Während sich bei Marvel im Kino das große „Endgame“ abspielt wird seitens Warner mit „Aquaman“ der erste Superheldenfilm aus dem DC-Comicuniversum nach dem eher enttäuschenden Gruppenfilm „Justice League“ nachgereicht. Der Film erscheint dabei sowohl in Form einer herkömmlichen Blu-ray, einer 4K-Version auf Ultra HD Blu-ray, sowie als Blu-ray 3D in unterschiedlichen Verpackungsvariationen. Was der eigentliche Film indessen zu bieten hat und wie sich die reguläre Blu-ray Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension. (ms)
Story
Nach dem kräfteraubenden Kampf gegen Steppenwolf kehrt Arthur Curry (J. Momoa) in seine Heimat Atlantis zurück, wo sich bereits der nächste Ärger ankündigt: In seinem Bestreben den Thron von Atlantis zu besteigen und Herrscher über die sieben Weltmeere zu werden, versucht Arthurs machthungriger Halbbruder Orm Marius (P. Wilson) König Nereus (D. Lundgren) davon zu überzeugen, die Menschheit vom Angesicht der Erde zu radieren. Arthur, der durch seine atlantische Mutter Atlanna (N. Kidman) und seines menschlichen Vaters Thomas Curry (T. Morrison) ein Kind beider Welten ist, ist nicht gewillt eine der beiden für das Wohl der anderen zu opfern und stellt sich gemeinsam mit Mera (A. Heard) gegen die Pläne Orms. Doch diesem gelingt es tatsächlich mittels einer Intrige einen Krieg heraufzubeschwören. Und während Mera alles versucht, um ihren Vater umzustimmen und ihre Welt zu retten, hetzt Orm einen besonders heimtückischen Gegner auf Arthurs Fährte, der dem Aquaman all sein Können abverlangt...
Nach dem inhaltlich und inszenatorisch eher enttäuschenden „Justice League“-Abenteuer setzt DC jetzt wieder auf Solofilme der einzelnen Superhelden. Den Anfang macht dabei Aquaman, und auch wenn es sich dank „The Big Bang Theory“ bereits herumgesprochen hat dass die Comicfigur Aquaman „Scheiße“ ist, so würde man das wohl kaum dem imposanten Jason Momoa ins Gesicht sagen wollen. Mit Regisseur James Wan wurde das Steuer obendrein an einen Filmemacher vergeben, der für seine überraschenden Wendungen und einen atmosphärischen Inszenierungsstil bekannt ist. Ein perfekter Handwerker eben. Da kann der Film doch eigentlich nur gut werden, oder?
Leider versucht Wan erst gar nicht eine wendungsreiche oder interessante Geschichte zu erzählen, sondern blendet den Zuschauer mit knallbunten Unterwasserbildern, rasanter Action und so viel Humor, dass man fast meinen könnte, man würde einen Film der Konkurrenz sehen, denn DC war im Vergleich zu den Filmen des Marvel Cinematic Universe stets etwas düster und dramatisch.
Bei Aquaman sieht das ganze allerdings anders aus. Bereits im Vorgängerfilm „Justice League“ wurde dezent lockerere Töne angeschlagen und der (rechtmäßige und zukünftige) König von Atlantis sorgte bereits dort für aufhellende Stimmung. Der Solofilm schöpft dabei aus den Vollen und bringt lockere Sprüche im Minutentakt – zumindest dann, wenn Aquaman auf der Bildfläche erscheint, was glücklicherweise oft und lange der Fall ist. Und erstaunlicherweise funktioniert dieses Konzept sogar in gewisser Weise, zumindest dann, wenn man sich auf diese kunterbunte Wundertüte einlässt, der man zumindest nicht vorwerfen kann etwas vortäuschen zu wollen was nicht da ist.
Wir bekommen jede Menge Action, Haufenweise Humor, grandiose CGI-Effekte (wobei es im Finale in dieser Hinsicht ein wenig übertrieben wird, aber das ist ja leider keine Seltenheit bei den Filmen des DC-Universums) und einen perfekt aufgelegten Hauptdarsteller. Mit Jason Momoa wurde ein charismatischer Darsteller für diese grundsätzlich eher lächerliche Figur gewonnen, welcher mit augenzwinkerndem Charme über alle eventuellen Unzulänglichkeiten hinwegtröstet. Der Hawaiianer war allerdings auch aufgrund seiner bisherigen Rollen die perfekte Wahl für den König von Atlantis, begann er doch seine Filmkarriere als „Rettungsschwimmer von Malibu“ bei „Baywatch“, zeigte als „Conan“ das mit ihm nicht gut Kirschen essen ist und machte sich als Ronon Dex in „Stargate: Atlantis“ bereits auf die Suche nach jenem sagenumwobenen Königreich dessen Thron er nun besteigt – eine Gelegenheit, die ihm als Khal Drogo in „Game of Thrones“ allzu früh genommen wurde.
Die Nebenfiguren geraten dabei leider arg ins Hintertreffen und bekommen kaum Gelegenheit sich zu entfalten. Am besten kommt in diesem Zusammenhang noch Amber Heard als Aquamans Begleiterin Mera davon, wobei auf diese natürlich auch der Stempel „Augenschmaus“ passt, womit sie sich perfekt in den restlichen Film eingliedert.
Weder James Wans Stammdarsteller Patrick Wilson (mit albern blondiertem Haar), noch Ex-Actionikone Dolph Lundgren (mit albern dunkel gefärbtem Haar), und schon gar nicht die beiden grandiosen Stars Willen Dafoe und Nicole Kidman können auch nur ansatzweise zeigen, zu welchen darstellerischen Leistungen sie im Stande sind.
Am schlimmsten hat es allerdings Yahya Abdul-Mateen II getroffen, der als Aquamans Gegenspieler Black Manta am Anfang zwar hervorragend eingeführt, dann aber leider schnell wieder vergessen wird, und nur noch zu einem im Kern völlig überflüssigen und kurzen Stelldichein auftaucht, um dann erneut von der Bildfläche zu verschwinden und den Weg für einen anderen Bösewicht freizumachen. Streng genommen hätte man auf diese Figur auch komplett verzichten können, ohne das es den Film merklich verändert hätte. Fast wirkt es so, als hätte man diesen Antagonisten, der erstaunlich gute Beweggründe für seinen Hass auf Aquaman hat und am Anfang sogar die Sympathien des Zuschauers für sich gewinnen kann, obschon er grundsätzlich als der Böse charakterisiert wird, nur schon mal kurz ins Spiel gebracht, um sich die Vorstellung der Figur bei einer etwaigen Fortsetzung sparen zu können.
Trotz aller inhaltlichen Unzulänglichkeiten und trotz übertriebener CGI-Effekthascherei macht „Aquaman“ vor allem Spaß und schafft es über die stattliche Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden zu unterhalten. Wer also keine tiefgreifende Story und keine großartige Emotionalität erwartet, sondern sich einfach nur von wundervollen Bildern und rasanter Action in den Bann ziehen lassen und gleichzeitig ein wenig lachen möchte, der kommt hier vollends auf seine Kosten. (ms)
Bildqualität
Das glasklare Bild springt immer wieder vom Ansichtsverhältnis 2,39:1 auf das Ansichtsverhältnis 1,78:1 um, wobei letzteres gefühlt ¾ der Films ausmachen und schlichtweg atemberaubend aussehen. Brillante Farben, messerscharfe Bilder und ein perfekt eingestellter Kontrast, der den Film bereits auf der Standard-Blu-ray sehr plastisch und dreidimensional erscheinen lässt und stellenweise schon den Anschein erweckt, man hätte eine UHD-Scheibe im Player. Vergleicht man den Detailgrad und die Schärfe der Blu-ray mit der Ultra HD Blu-ray, so liegen diese tatsächlich sehr nahe beieinander. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Scheibe mit Fug und Recht die Höchstwertung bekommt, denn im Blu-ray Sektor gibt es nur wenige Titel, die „Aquaman“ das Wasser reichen können.
Tonqualität
- Englisch, Deutsch Dolby Atmos / Dolby True HD; Deutsch, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
- Untertitel: Deutsch, Englisch, uvm.
Ausstattung
- Wie man zu Aquaman wird (13:03 Minuten)
- Tauche ein in die Welt von Aquaman (19:28 Minuten)
- James Wan: Erbauer einer Welt (7:42 Minuten)
- Black Manta (6:39 Minuten)
- Die Heldinen von Atlantis (5:31 Minuten)
- Schurkentraining (6:21 Minuten)
- Ein Traumpaar von Atlantis (3:12 Minuten)
- Kriegsführung in Atlantis (4:40 Minuten)
- Die Erschaffung der Tiefseekreaturen (7:15 Minuten)
- Aqua-Tech (5:42 Minuten)
- Szenenstudien: Der U-Boot Angriff (2:44 Minuten), Showdown auf Sizilien (3:54 Minuten), Die Trench (3:36 Minuten)
- Königreiche der Sieben Meere (6:59 Minuten)
- Vorschau auf „Shazam!“ (3:27 Minuten)
Fazit
Audiovisuell spielt „Aquaman“ in der Oberliga und präsentiert sich in einwandfreier Qualität. Das Bild, wobei hier insbesondere die zahlreichen IMAX-Sequenzen gemeint sind, ist schlicht und ergreifend phantastisch und lässt keinerlei Wünsche offen. Auch der Atmos-Ton sorgt für Begeisterung und lässt es im Heimkino so richtig krachen. Und der Film bietet auch so viel für Aug und Ohr, dass man über die dünne Story gerne hinwegsieht. Ein voll und ganz auf den Hauptdarsteller zugeschnittener Action-Augenschmaus mit jeder Menge Humor und gut gemachten CGI-Effekten, kurz gesagt: Eine Comicverfilmung der alten Schule, bei der es mehr um das Drumherum als um den Kern geht. Perfekte Unterhaltung für all jene, die einfach mal abschalten und sich berieseln lassen möchten. (ms)
(Michael Speier, André Westphal)
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