Twin Peaks - A Limited Event Series (Limited Edition) Blu-ray

„Wir sehen uns in 25 Jahren wieder“ teilte die verstorbene Laura Palmer Agent Cooper mit und lieferte damit einen der größten und vor allem längsten Cliffhanger in der TV Geschichte. Rund ein Viertel Jahrhundert nachdem Twin Peaks die Serienwelt revolutionierte wird nun ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die 18-teilige Showtime-Serie macht genau dort weiter, wo sie vor 25 Jahren aufhörte und führt uns an neue, seltsame und zugleich wunderbare Orte. (Pressetext) Wie soll man Twin Peaks jemandem beschreiben, der noch nie in den Genuss der Serie, sei es in den 90ern oder mit der aktuellen Staffel von 2017, kam? Eins vorweg: Ungeduldige Naturen, die Serien wie Fast Food konsumieren oder ständig nach einer Logik suchen, sollten besser einen weiten Bogen um Twin Peaks machen. Die Serie kommt extrem entschleunigt daher, erfordert stetige Aufmerksamkeit und zwingt das Publikum, sich in ihrer Surrealität regelrecht zu verlieren. In Twin Peaks – A Limited Event Series verwebt Lynch ein Spektrum von Tönen und Erzählungen, während er gleichzeitig eine Zeit- und Dimensions-Reise-Geschichte, inklusive hunderten von intimen Momenten erzählt. Besagte Momente reichen in den 18 Folgen zu je 55 Minuten von humorvoll bis tragisch, von lustvoll bis verstörend und auch von tiefgründig bis hin zum absurden. „Kafkaesk“ beschreibt es noch am verständlichsten. Inhaltlich und technisch ist die Serie in der Gegenwart angekommen. Waren die Schauplätze in Staffel 1 und 2 nur in Twin Peaks angesiedelt, bringt nun der häufige Ortswechsel über den ganzen Kontinent, unter anderem Las Vegas und Buenos Aires, frischen Wind, neue Charaktere und neue Handlungsstränge mit sich. Man merkt einfach, dass Lynch, im Gegensatz zur 2. Staffel, nun freie Hand hatte und sich komplett austoben durfte. Alles wirkt noch verrückter und die Story noch größer als es bisher den Anschein hatte. Jeder noch so wichtige und geheimnisvolle Wink kann und wird auch des öfteren ungeklärt bleiben, nur um den Zuschauer für lange Zeit im Unklaren zu lassen. Auch auf politischer Ebene schlägt die Serie, zwar subtil aber dennoch, mehr denn je ihre Wellen: Zum Beispiel deutet die Zersplittung der Seele von Special Agent Dale Cooper auf eine Zerschlagung und Hoffnungslosigkeit im Land der unbegrenzten Möglichkeiten insgesamt hin. Genau so auch, als er auf dem Polizeirevier wehmütig auf eine amerikanische Flagge, scheinbar auf der Suche nach der Bedeutung derer, starrt, während leise die amerikanische Nationalhymne zu hören ist. Es wimmelt also von solchen „Kleinigkeiten“ die man für sich selbst entdecken kann und wird. Selbstverständlich darf auch in der aktuellen Staffel der Cast von damals nicht fehlen. Allen voran natürlich Kyle MacLachlan als Agent Cooper in der Rolle seines Lebens. Auch David Lynch selbst darf in einigen Folgen wieder den schwerhörigen FBI Chef spielen. Überhaupt tummeln sich eine ganze Menge Stars in der Serie herum, ob für mehrere Folgen oder nur für einen Kameo-Auftritt. Sei es Naomi Watts (Mulholland Drive, Birdman), David Duchovny (Akte X, Californication) oder Jim Belushi (Red Heat,Mein Partner mit der kalten Schnauze), alle wollten sie bei Paramounts Prestige-Serie mitmischen. Serienneulinge können aufatmen, denn auch Kenner der ersten beiden Staffeln werden bei den ersten paar Folgen der dritten Staffel gehörig ins Grübeln kommen und über Sinn und Unsinn derer diskutieren. Empfehlenswert ist die Serie auf jeden Fall auch Genre-Neulingen, denn immerhin lebt Twin Peaks ja auch von all seinen obskuren Entscheidungen und absurden Genre-Tabubrüchen.

Das Bild, das uns im bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis 1.78:1 (1080p) präsentiert wird, ist ein atemberaubender Farb- und Detailteppich. Die berühmten Twin Peaks Landschaften zeigen üppige Braun- und Grüntöne. Die kalten Industrielandschaften hingegen, die die seelenlose Moderne darstellen sollen, sind extrem scharf und sauber, mit kräftigen Schwarzwerten und einem Mix aus silbernen Farbtönen dargestellt. Mikrotexturen von Alltagsgegenständen, Gesichtern und Textilien lassen sich jederzeit feststellen und erfreuen jeden Full-HD-Fan. Einziger Kritikpunkt sind einige wenige Szenen, die im Dunkeln spielen, denn die verschlucken schon mal das ein oder andere Detail. Gut möglich, dass dies so beabsichtigt wurde und so auch wieder zur Mystik von Twin Peaks passt.

Twin Peaks – A Limited Event Series ist großteils Dialoglastig, selten aber auch ganz ruhig, um sich komplett dem Moment zu widmen. Die Dialoge werden klar, verständlich und meist aus den vorderen Lautsprechern wiedergegeben. Die typischen „Lynch-Sounds“ wie elektrisches Brummen und mechanisches Pfeifen werden konsequent eingesetzt und weichen nur dem melancholischem Score von Angelo Badalamentis, der leider zu leise, oder schöner ausgedrückt, zu subtil eingesetzt wird. Was nützt einem der schönste Score, wenn er nicht zur Gänze wahrgenommen wird? Immerhin darf er auch aus den hinteren Lautsprechern erklingen. Der Subwoofer meldet sich ebenfalls bei den vielen verstörenden Szenen zu Wort, könnte allerdings etwas stärker ausgeprägt sein. Für eine TV Serie wurde hier dennoch eine ordentliche Qualität abgeliefert. Folgende Tonspuren dürfen im Hauptmenü und auch während der Folgen ausgewählt werden:

• Deutsch Dolby Digital 5.1
• Englisch Dolby TrueHD 5.1
• Französisch Dolby Digital 5.1
• Italienisch Dolby Digital 5.1
• Japanisch Dolby Digital 5.1
• Spanisch Dolby Digital 5.1

Zu den vielen unten angeführten Extras (ca. 8 Stunden und komplett in HD) wird noch ein angenehmes Abspielfeature geboten: Sind nur zwei Folgen auf einer Disc vorhanden, kann man beide kombiniert als eine Art Spielfilmversion ohne zweites Intro und fließendem Übergang abspielen.

• Eindrücke: Eine Reise hinter die Kulissen von Twin Peaks (291 Min.): - The Man with the Grey Elevated Hair (29:40 Min.) - Tell it Martin (29:08 Min.) - Two Blue Balls (24:14 Min.) - The Number of Completion (29:17 Min.) - Bad Binoculars (28:08 Min.) - See You on the Other Side Dear Friend (30:00 Min.) - Do Not Pick Up Hitchhikers (26:44 Min.) - A Bloody Finger in Your Mouth (26:49 Min.) - The Polish Accountant (28:05 Min.) - A Pot of Boiling Oil (38:32 Min.)
• Twin Peaks Phänomen (67 Min.): - Teil 1: Creation (4:40 Min.) - Teil 2: Life After Death (4:50 Min.) - Teil 3: Renaissance (4:50 Min.) - Rancho Rosa Logos (2:25 Min.) - San Diego Comic-Con 2017 Twin Peaks Panel (61:26 Min.)
• David Lynch Promos (6 Min.): - Piano (1:02 Min.) - Donut (0:32 Min.) - Woods (0:32 Min.) - People (0:32 Min.) - Places (0:32 Min.) - Albert (1:02 Min.) - In - Cinema (1:32 Min.) - Behind the Scenes Fotogalerie
• Blu-ray exklusiv (85 Min.): - A Very Lovely Dream: One Week in Twin Peaks (27:09 Min.) - Behind the Red Curtain (29:17 Min.) - I Had Bad Milk in Dehradun (28:11 Min.)

Optisch verpasst die Blu-ray Fassung nur knapp die Höchstwertung, kann sie doch mit einer hervorragenden Schärfe, satten natürlichen Farben, einem toll eingestellten Kontrast und einem homogenen Gesamtbild punkten. Lediglich der Schwarzwert könnte in einigen wenigen Szenen mehr Details offenbaren. Das Bonusmaterial ist sehr üppig ausgefallen und fesselt einen auch nach dem Serienende noch sehr lange vor den Bildschirm. Twin Peaks – A Limited Event Series möchte mit jeder Pore erlebt, verschlungen und zelebriert werden. Wer gerne einmal fernab vom Mainstream in eine groteske, surreale Serie mit ihren unzähligen schrulligen Charakteren eintauch möchte, liegt hier genau richtig. Serien-Neulinge sollten aber etwas Vorkenntnis und Geduld für die Entfaltung der Story mitbringen, werden dafür aber mit einer der besten Serien aller Zeiten belohnt. (Alexander Gabler) (weitere Reviews anzeigen)

TV: Sony KD-55 XD 8577 Player: Sony UBP X-800 AV-Receiver: Denon AVR X-1000 Lautsprecher: Teufel Motiv 6 (5.1)