Mit Die Dämonischen veröffentlicht die Al!ve AG nun die erste Verfilmung von Jack Finneys Roman „The Body Snatchers“, der 1956 von Regisseur Don Siegel auf die Leinwand gebracht wurde. Und weil wir so lange darauf warten mussten, bringt die Al!ve AG den Film sowohl in Form eines limitierten Mediabooks, als auch zeitgleich in einer Standard-Version im Keep Case in den Handel. Das Mediabook enthält zusätzlich noch den Hauptfilm auf DVD. Die im Set enthaltene Blu-ray Disc ist hingegen identisch mit der Keep Case Veröffentlichung. Was der Filmklassiker inhaltlich und die dazugehörige Blu-ray Disc technisch zu bieten haben, klärt die nun folgende Rezension.
Story
- In dem kalifornischen Städtchen Santa Mira gehen seltsame Dinge vor: Die Einwohner benehmen sich merkwürdig und sind ausgesprochen gefühlskalt und emotionslos. Der Arzt Peter Bennell (K. McCarthy) findet nach einiger Zeit heraus, dass die Einwohner Opfer einer außerirdischen Lebensform geworden sind, welche die Bewohner des Ortes im Schlaf kopiert und in seelenlose Wesen verwandelt. Gemeinsam mit seiner Freundin Mary (D. Wynter) nimmt er den Kampf gegen die Invasoren auf, doch diese haben bereits große Teile des Ortes und vor allem auch die Polizei und sonstige Ämter infiltriert…
Regisseur Don Siegel liefert hier die erste Verfilmung des Science-Fiction-Romans von Jack Finney ab, und auch wenn spätere Verfilmungen technisch ausgereifter oder inhaltlich dramatischer und zeigefreudiger waren, ist das Original dennoch schlicht und einfach der bessere Film. Die einzige Verfilmung, die hier noch annähernd atmosphärisch und darstellerisch heranreicht ist die 1978er Version mit Donald Sutherland, Jeff Goldblum und Leonard Nimoy in den Hauptrollen.
Der Film entstand zur Zeit der McCarthy-Ära (gemeint ist damit der US-Senator und nicht der Hauptdarsteller). Die Angst vor einer Verfolgung durch den Kommunismus-Hetzer war allgegenwärtig. Gleichzeitig sorgte sich das gesamte Land um eine mögliche Infiltration durch die Sowjetunion, denn der „kalte Krieg“ befand sich auf seinem Höhepunkt. Es ist daher also schwer genau zuzuordnen, welcher dieser beiden Umstände letztendlich ausschlaggebend für die Inszenierung des Films war und was genau von Regisseur Siegel und Drehbuchautor Daniel <
Mainwaring angeprangert werden sollte. Beides ist denkbar und vielleicht ist der Film auch eine Mischung aus beiden - wir werden es wohl nie mit absoluter Gewissheit herausfinden. Was wir allerdings feststellen können ist, dass der Film das Genre maßgeblich geprägt hat, und das, obwohl dem Film von vorneherein nur sehr begrenzte Mittel zur Verfügung standen, die dann während der Produktion sogar noch weiter reduziert wurden. Die ursprünglich veranschlagten 420.000$ wurden auf 350.000$ gekürzt, wobei das ursprünglich angestrebte Budget bereits sehr knapp bemessen war.
Trotzdem ist Siegel ein Film geglückt, der fast gänzlich ohne reißerische Schauwerte und großartige Spezialeffekte auskommen musste, und doch genau den Nerv der Zuschauer traf – bis heute! Die außerirdische Bedrohung wird nur einmal kurz gezeigt, die Invasoren selbst quasi überhaupt nicht, und auch ansonsten findet man hier fast nichts, was die Science-Fiction-Filme der damaligen Zeit ausmachten. Keine überlegene Technik, keine fliegenden Untertassen, keine Laserstrahlen, keine Roboter, keine Aliens. Die Angst entsteht aus der Normalität, aus dem abweichen von der Norm, aus der Überlegenheit der Masse.
Dass der Film trotzdem so gut funktioniert ist zum größten Teil der unglaublich intensiven Arbeit der Darsteller geschuldet, die hier allesamt grandiose Leistungen vollbringen. Dazu kommen die zeitlose Story, die lähmende Angst vor der unausweichlichen Gefahr, und die Tatsache, dass der Feind seine Opfer im Schlaf holt, also dann, wenn er am wehrlosesten ist. Kein Wunder also, dass der Film auch heute, 62 Jahre nach seiner Uraufführung, ein absolut mitreißendes Stück ist, das alte und neue Zuschauer in seinen Bann zieht.
Bildqualität
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Das dezent gekörnte Schwarz-Weiß-Bild liegt im Superscope-Format von 2.00:1 vor und ist im Großen und Ganzen sehr ordentlich ausgefallen. Ursprünglich wurde der Film im Format 1.33:1 aufgenommen und sollte nach Wunsch des Regisseurs auf das amerikanische Breitwandformat von 1.85:1 „gestutzt“ ins Kino kommen, Allied Artist setzte jedoch seinen Wunsch nach dem anamorphotischen Superscope-Format durch, welches, trotz massiver Proteste des Regisseurs, der darin eine Verfälschung seiner Bildkomposition sah, das Format ist, in dem der Film gezeigt und vertrieben wird. Die Schärfe bewegt sich auf einem sehr guten Durchschnittsniveau und bildet in manchen Einstellungen zahlreiche Kleinstdetails ab. Die kontrastreichen Schwarz-Weiß-Abstufungen sind sehr sauber und lassen das Bild, je nach Einstellung, sehr dynamisch und plastisch erscheinen. Altersbedingte Mängel wie Beschädigungen, Verschmutzungen und Ähnliches wurden nahezu vollständig entfernt. In dieser Hinsicht macht sich das Alter des Films keineswegs bemerkbar.
Tonqualität
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Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprachfassung vor und es werden optional zuschaltbare deutsche Untertitel angeboten, die sich inhaltlich (beispielsweise die Namen der Helden betreffend) an der Originaltonspur orientiert. Die deutsche Sprachfassung ist leider bestenfalls als zweckmäßig zu bezeichnen. Die Dialoge sind zwar verständlich, klingen aber sehr dumpf und angestaubt. Die Musikuntermalung ist deutlich zu dominant abgemischt und drängt sich gerne störend in den Vordergrund, bleibt aber glücklicherweise noch leise genug, um die Dialogverständlichkeit nicht negativ zu beeinträchtigen. Nervig ist das Ganze trotzdem! Obendrein macht sich ein permanentes Hintergrundrauschen bemerkbar, welches ebenfalls unschön und nervig ist. Die englische Originaltonspur ist von all diesen Mankos nicht betroffen und daher deutlich vorzuziehen. Hier klingt alles sehr frisch und deutlich dynamischer (im Rahmen der Möglichkeiten). In der deutschen Synchronfassung bekommen wir zahlreiche bekannte Sprecher von damals zu hören, darunter Stars wie Margot Leonard, Curt Ackermann und Paul Edwin Roth. Warum in der deutschen Fassung aus den Hauptfiguren Miles und Becky nun aber Peter und Mary wurden, entzieht sich jedweder Logik.
Ausstattung
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Auf der Disc befinden sich leider nur eine Handvoll Trailer zu anderen Titeln des Labels. Die Keep Case Version ist zudem mit einem Wendecover ausgestattet. Über den Inhalt und die Beschaffenheit des Mediabooks können wir an dieser Stelle mangels Ansichtsexemplar leider keine Aussage treffen.
Fazit
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Während das Bild in einer hervorragend restaurierten Qualität vorliegt und durchaus überzeugen kann, leistet sich der Ton einige grobe Schnitzer, die ihm letztendlich bestenfalls das Prädikat „Brauchbar“ einbringt. Wer der englischen Sprache mächtig ist oder mit Untertiteln vorlieb nehmen kann, sollte daher unbedingt die englische Originalversion genießen. Das Bonusmaterial ist leider ebenfalls sehr dünn, um nicht zu sagen „Nicht vorhanden“, was für einen weiteren Punktabzug in der Gesamtnote sorgt.
Der Film hingegen ist ein unumstrittenes Meisterwerk und ein Meilenstein des Paranoia-Science-Fiction-Films. Ob nun die Angst vor einer sowjetischen Unterwanderung oder der Kommunismushatz durch Senator McCarthy – der Film kann als Zeitdokument als Metapher für beides angesehen werden. Oder einfach als ein verdammt guter Science-Fiction-Film!
(Michael Speier)
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