In der deutschen Filmindustrie steht kein Zweiter so konstant für Erfolg wie das Multitalent Michael Bully Herbig. Seit mehr als zehn Jahren agiert das Kreativgenie Bully bei Kinofilmen hinter der Kamera als Drehbuchautor und Regisseur und liefert einen Hit nach dem anderen. Zudem beweist er meist noch vor der Kamera sein komödiantisches Talent, auch schon mal in mehreren Rollen. Mit der „Bullyparade“ etablierte sich Ende der 90er Jahre das Comedy-Dreamteam Herbig, Tramitz, Kavanian im deutschen Fernsehen und schaffte mit dem erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten „Der Schuh des Manitu“ den Sprung auf die große Leinwand. Seitdem hat sich Bully mit seiner offenen, sympathischen Art und seinem witzig charmanten Schauspiel zu einem der beliebtesten Personen im Showbusiness gemausert. Da er sich immer eine amüsante Kindlichkeit bewahrt hat, überrascht es nicht, dass er sich 2008 der Realverfilmung einer Trickfilmserie wie „Wickie und die starken Männer“ annahm, die 2009 mit über 5 Mio. Zuschauern im Kino lief. Der Erfolg kam nicht unerwartet, denn Bully nutzte eigens eine erfolgreiche Castingshow für seine Schauspieler als vorgezogene Filmwerbung im Fernsehen.
Story
Wikingeruntypisch und ganz zum Missfallen des Häuptlings Halvar (Waldemar Kobus) benutzt ausgerechnet dessen Sohn Wickie (Jonas Hämmerle) zur Problemlösung grundsätzlich lieber den Kopf, als die Muskeln. Während die Einwohner des Dorfes Flake sich noch über den letzten erfolgreichen Beutezug freuen, werden sie von einem bedrohlichen Geisterschiff angegriffen, deren unheimliche Mannschaft ihre Kinder entführt. Allein Wickie kann durch einen Zufall dem Angriff entgehen. Doch die mutigen Männer Flakes machen sich, in Begleitung von Wickie, auf die Suche nach den Kindern. Dabei begegnen sie nicht nur ihrem Erzfeind, dem schrecklichen Sven (Günther Kaufmann), sondern auch der schönen Lee Fu (Ankie Beilke), die ihnen bei der Suche hilft.
„Wickie und die starken Männer“ ist ein Klassiker der Kinderunterhaltung und es war zu erwarten, dass Michael Bully Herbig im Stil seiner bisherigen Filme eine Parodie aus seiner Verfilmung macht. Obwohl er dabei immer das nötige Feingefühl bewiesen hat um Fans des Originals nicht zu brüskieren, verzichtet er erstmals darauf. Stattdessen bewegt sich Herbig diesmal erstaunlich nah am Original und übernimmt sogar einzelne Szenen vollständig. Trotzdem schafft er einmal mehr massentauglichen Familienspaß, der generationsübergreifend auch ohne Vorkenntnisse unterhält. Mit dem Bully-typischen Wortwitz und allen bekannten Elementen aus der Zeichentrickserie gibt es ein amüsantes Wiedersehen mit großem Wiedererkennungswert. Natürlich reibt sich Wickie die Nase beim Nachdenken und schnippt mit dem Finger, wenn er eine Idee hat. Bully hat diese Szenen selbstverständlich auch mit den bekannten Sternen im Hintergrund unterlegen lassen. Das Wikingerschiff, das Dorf und die gesamte Crew entsprechen nicht nur optisch, sondern auch in jeder ihrer Reaktionen den Zeichentrickvorlagen und lassen erwachsene Zuschauer in Kindheitserinnerungen schwelgen. Dabei fehlt auch die typische Musik nicht. Herbig liefert so eine detailgetreue Umsetzung mit kindgerechtem Humor.
Trotz aller Kindheitserinnerungen ist der Film jedoch für Erwachsene weniger witzig, als Bullys bisherige Filme. Sie enthielten einfach mehr Anspielungen und Wortwitz. Als Kinderfilm ist „Wickie und die starken Männer“ allerdings uneingeschränkt geeignet.
Bildqualität
Der Bildtransfer mit VC-1 Codec (1080p/24p; 2,35:1) leistet sich keine echten Schwächen. Abgesehen von leichten Unschärfen bei schnellen Bewegungen und einem gelegentlichen, dezenten Grauschleier der Innenaufnahmen von Halvars Haus gibt es nichts zu kritisieren. Enorm kontrastreich werden alle Aufnahmen mit einwandfreier Bildschärfe bis in die Tiefe präsentiert. Mit hohem Detailgrad ist dabei das Bild sehr plastisch und bringt auch kleine Feinheiten wie die Holzmaserungen der Schiffe, die Barthaare der Crew, die Wellenbewegungen des Meeres, Grashalme, Hautporen und Sand sehr schön zu Geltung. Ohne erkennbaren Farbstich strahlt das Bild rauschfrei in satten Farben. Auch Bildflecken und Artefakten sind keine vorhanden.
Constantine bringt diese deutsche Produktion in erstklassiger Bildqualität auf Blu-ray macht die liebevoll detailgetreue Umsetzung zu einem Genuss für die Augen.
Tonqualität
Mit DTS-HD MA 5.1 liegt der Ton verlustfrei vor. Die Abmischung spielt dabei gekonnt die Vorzüge des Tonformats aus und bietet eine tolle Klangkulisse. Schon die Musik zu Beginn des Films kommt präzise und dynamisch aus den Lautsprechern und lässt auf eine stimmige Akustik hoffen. Diese Hoffnung wird in den folgenden eineinhalb Stunden bestätigt. Der Ton ist sehr dynamisch und setzt den Subwoofer häufig und gelungen ein. Für eine räumliche Klangkulisse werden die Effektlautsprecher fast ständig beansprucht. Von dezenten Hintergrundgeräuschen wie Blätterrauschen, bis zu wuchtigen Effekten wie Steinschlag, ist dabei alles vorhanden. Der Zuschauer wird ins Geschehen hineinversetzt und erfreut sich einer realistischen Atmosphäre, die mit präzisen Effekten auch Feinheiten nicht unterdrückt. Dabei gehen die Dialoge trotzdem nie unter und lösen sich immer klar verständlich vom Lautsprecher. Besonders der Besuch der Wikinger auf dem chinesischen Schiff begeistert unter Einsatz aller Kanäle.
Ausstattung
Die Extras verteilen sich auf der Premium Edition auf zwei Blu-ray-Discs. Die des Hauptfilms sind mit der ebenfalls beiliegenden DVD identisch. Neben Werbematerial wie Trailern/Teasern von Bully-Filmen und einer Merchandising-Seite findet sich hier auch richtiges Bonusmaterial. Das Musikvideo „Father & Son“ von Bully und Sasha, ein Gag Reel mit verpatzten Szenen und ein 42-minütiges Featurette „Bully Spezial-Making Of“ zu den Figuren mit Blick auf die Dreharbeiten stellen dabei den passiven Teil dar. Aktiv kann der Zuschauer hingegen bei den beiden Karaoke-Versionen zu „Hey, hey Wickie“ werden und mitsingen.
Die zweite Disc enthält das 26-minütige“Produktions Making Of“ mit einem umfangreichen Blick hinter die Kulissen, die Special Effects und das Casting. Das „CGI Making Of“ ist nur ein zweiminütiger Zusammenschnitt der verschiedenen Ebenen von digital nachbearbeiteten Szenen. Es finden sich zudem noch nicht verwendete Szenen und Teaser auf der Disc. Dazu gibt es eine Slide Show mit Bildern von den Dreharbeiten. „Die Promo-Presse-Kino-Tour“, „TV-Auftritte“ und „Castingshow Top 10: Bully sucht die starken Männer“ sind selbst erklärend.
Bis auf die Promotion- und Castingshow-Aufnahmen liegt das gesamte Material in HD-Qualität vor. Inhaltlich sind Making Ofs durchweg interessant, der Rest stellt aber eher belanglosen Platzfüller dar. Zusätzliche Unterhaltung bietet allerdings der Zusammenschnitt aus „Bully sucht die starken Männer“.
Fazit
„Wickie und die starken Männer“ ist für Regisseur und Drehbuchautor Michael Bully Herbig nur teilweise ein typischer Film. Er verzichtet erstmals auf eine parodistische Umsetzung mit Sketchen in Spielfilmlänge und verfilmt die Zeichentrickserie aus den 70ern detailgetreu und beindruckend nah am Original. Für Erwachsene ist der Film in erster Linie ein Wiedersehen mit einer Fernsehfigur aus der Kindheit, denn die Witze sind etwas zu platt. Trotzdem liefert Bully kindgerechte Familienunterhaltung. Constantin beweist, dass auch deutsche Produktionen mit einer hervorragenden technischen Umsetzung im Heimkino zu unterhalten wissen. Das sehr detaillierte Bild mit kräftigen Farben und satten Schwarz überzeugt genauso wie der HD-Ton mit seiner sehr räumlichen und bassdynamischen Abmischung. Die Extras fallen bei der Premium Edition angemessen aus und benötigen noch eine Bonus-Blu-ray. Dazu liegt Disc 1 nochmal identisch als DVD bei. Die Standard Edition enthält nur die Extras auf der Blu-ray des Hauptfilms.
„Wickie und die starken Männer“ ist eine gelungene Realverfilmung mit hohem Wiedererkennungswert und bietet für Kinder, Familien und Fans der Serie kurzweilige Unterhaltung. (chk)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
Fernseher: Panasonic TH-42PZ85E
BD-Player: Panasonic DMP-BD35
AV: Onkyo TX-SR806
LS: Teufel Theater 1