Zeitgleich mit Stephen Kings Werwolf von Tarker Mills erscheint auch die Kurzgeschichten-Anthologie Stephen Kings Katzenauge hierzulande auf Blu-ray Disc. Koch Media bringt auch diesen Titel sowohl in einer Standard-Keep-Case-Verpackung, als auch in einer auf 1.000 Stück limitierten Mediabook-Version auf den Markt. Inhaltlich sind die beiden Blu-ray Discs dabei jedoch identisch. Was die Disc technisch zu bieten hat, und was uns in filmischer Hinsicht erwartet, klärt die nun folgenden Rezension.
Story
Bevor eine Katze der jungen Amanda in ihrem verzweifelten Kampf gegen einen bösartigen Kobold zur Seite stehen darf, wird sie Zeugin zweier unglaublicher Geschichten: In „Quitters Inc.“ holt sich James Woods als leidenschaftlicher Raucher professionelle Hilfe beim Aufhören, hat aber nicht mit den resoluten Methoden der von ihm beauftragten Agentur gerechnet. In „Der Mauervorsprung“ büßt ein Tennislehrer seine Affäre mit der Frau eines Gangsterbosses auf besonders perfide Weise: Er muss einen Wolkenkratzer umrunden – auf der Außenseite und einem denkbar schmalen Mauervorsprung... (Pressetext Koch Media)
Zwar ist Stephen King vor allem dank seiner dicken Wälzer bekannt, aber gerade am Anfang seiner Karriere verfasste er auch zahlreiche Kurzgeschichten und Novellen, die in vielen Fällen ebenfalls den Weg auf die Kinoleinwände oder zumindest die TV-Bildschirme fanden. 1985 entstand die hier vorliegende Ansammlung von drei Geschichten, von denen sich die ersten beiden in der Kurzgeschichtensammlung „Nachtschicht“ wiederfinden, und die dritte exklusiv von King für den Film geschrieben wurde. Regie führte der King-erfahrene Lewis Teague, der zwei Jahre zuvor bereits sehr erfolgreich Kings Tierhorror-Geschichte „Cujo“ auf die Leinwand gebracht hatte, und dem tollwütigen Bernhardiner auch in Katzenauge einen Gastauftritt beschert. Überhaupt gibt es hier – wie auch in Kings geschriebenen Geschichten – viele Anspielungen auf weitere Werke des Autors. Der Witzigste ist dabei, wie Dick Morrison über die King-Verfilmung „Death Zone“ schimpft, und die Frage aufwirft, wer sich solch einen Mist ausdenkt.
Mist sind die drei Geschichten in Katzenauge dabei keineswegs, allerdings bieten sie auch nicht unbedingt das, was man vom „King of Horror“ erwarten würde, zumindest dann nicht, wenn man nur die großen Horrorwerke kennt. „Der Mauervorsprung“ ist beispielsweise ein spannender Survial-Thriller und „Quitters Inc.“ eine völlig durchgeknallte Geschichte über eine äußerst fragwürdige Raucherentwöhnung. Am besten kann man die Geschichten als „fantastisch“ beschreiben, auch wenn der übernatürliche Einschlag – bis auf die dritte und letzte Geschichte mit dem Titel „Der General“ - fehlt. Am ehesten kann man die Geschichten mit den typischen Episoden der Erfolgsserie Twilight Zone – Unglaubliche Geschichten vergleichen, denn dort wie hier werden Alltagssituationen ad absurdum geführt und mit einer teilweise unerwarteten Schlusswendung zu einem unerwarteten Abschluss gebracht.
Darstellerisch tummeln sich hier ein paar der bekannteren Gesichter der 1980er und -90er Jahre, darunter James Woods, Alan King, Robert Hays, Kenneth McMillan und natürlich Drew Barrymore, die zwei Jahre zuvor bereits die Hauptrolle in „Stephen Kings Feuerkind“ übernommen hatte. Die darstellerischen Leistungen sind dabei recht ordentlich und wirken selten überzogen, obwohl die Situationen stellenweise durchaus Anlass dazu gegeben hätten.
Trotz fehlender Gruselmomente ist Katzenauge eine tolle Anthologie, die das vielfältige Schaffensspektrum des Autoren zeigt, und dabei auf anständigem Niveau unterhält. Inhaltlich und vor allem auch darstellerisch sticht das Werk daher aus der Masse der eher dürftigen King-Verfilmungen heraus und kann sich auch 30 Jahre nach seiner Uraufführung durchaus noch sehen lassen. Das liegt vor allem auch daran, dass hier mit Spezialeffekten sehr sparsam umgegangen wurde und die Geschichten nahezu zeitlos sind. Für King-Fans eine ganz klare Empfehlung, und für Freunde des Phantastischen Films sowieso.
Bildqualität
Optisch hinterlässt der rund 30 Jahre alte Titel einen hervorragenden Eindruck, zumindest wenn man die Erwartungen an das Alter und das geringe Budget anpasst. Die Schärfe des dezent körnigen Bilds bewegt sich auf einem angenehmen Niveau, zeigt in Nahaufnahmen einige Details und vermittelt ein schönes HD-Gefühl. Die Farben sind etwas dezent, dafür aber sehr natürlich und vor allem sauber. Der Schwarzwert kann sich ebenso sehen lassen wie der gut eingestellte Kontrast, der das Bild stellenweise sogar sehr plastisch wirken lässt. Alles in allem eine wirklich gute Präsentation, die der DVD um Längen voraus ist. Zusätzlich soll an dieser Stelle noch erwähnt werden, dass das Bild von sämtlichen Alterserscheinungen, Verschmutzungen und Beschädigungen befreit wurde.
Tonqualität
Akustisch bleibt die Scheibe leider sehr zurückhaltend und präsentiert sich in einer zwar klaren, aber eben bestenfalls als zweckmäßig zu bezeichnenden LPCM 2.0 Abmischung in deutscher und englischer Sprache. Die Dialoge sind dabei zwar jederzeit klar und deutlich verständlich, klingen zuweilen aber etwas hohl und blechern. Die Dynamik ist leider sehr begrenzt und an hörenswerten Effekten mangelt es natürlich ebenfalls. Dafür klingt der 1980er-typische Synthesizer-Soundtrack von Starkomponist Alan Silvestri sehr gut und untermalt die Bilder hervorragend. Die gelungene deutsche Synchronfassung mit bekannten zeitgenössischen Stimmen wie denen von Niels Clausnitzer, Michael Ande, Dagmar Heller und Sabine Bohlmann kann sich ebenfalls hören lassen und bewegt sich auf einem sehr guten Niveau.
Ausstattung
Das Bonusmaterial bringt leider keine neuen Extras mit, sondern beinhaltet lediglich den Audiokommentar mit dem Regisseur (in englischer Sprache und ohne deutsche Untertitel), der bereits auf der DVD enthalten war, und eine Galerie mit Werbepostern und Filmbildern. Schade, denn hier wäre etwas mehr wünschenswert gewesen. Wie schon bei Stephen Kings Werwolf von Tarker Mills kann an dieser Stelle keine verbindliche Auskunft über den Inhalt des im limitierten Mediabooks enthaltenen Booklets getroffen werden, da man uns leider nur die Filmdisc zur Bewertung zugesandt hat.
Fazit
Bild und Ton der blauen Scheibe aus dem Hause Koch Media sind dem Alter und Budget des Films angemessen gut. Das Bild punktet mit einer angenehmen Schärfe, sauberen Farben und einem guten Kontrastverhältnis, der Ton bleibt allerdings sehr unauffällig, lässt sich aber auch nichts Unverzeihliches Zuschulden kommen. Das Bonusmaterial entspricht leider dem der DVD-Version und bietet keinen wirklichen Kaufanreiz, zumal der informative Audiokommentar nicht Deutsch untertitelt wurde und somit nur einem englischsprachigen Publikum zugänglich ist.
Der Film verbindet drei unterhaltsame Kurzgeschichten zu einer ansprechenden Anthologie im Stil der Twilight Zone, und kann – nicht zuletzt dank der fähigen Darsteller und zeitlosen Geschichten – mit einem gewissen Nostalgiebonus auch heute noch vollends zufriedenstellen. Für King-Fans eine unbedingte Kaufempfehlung.
(Michael Speier)
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