Die Berichterstattung zu Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1 war leider zu Erscheinen des Films vor allem durch den tragischen Selbstmord des Darstellers Philip Seymour Hoffman geprägt, welchem der Film schließlich gewidmet wurde. Dabei waren die Kritiken zum dritten Teil der Panem-Filme gespalten. Mancher Rezensent bemängelte die Spaltung des letzten Buches der Autorin der Romanvorlage, Suzanne Collins, in zwei Filme. Diese Teilung habe zu vielen Längen geführt. Zuschauer scheint das weniger gestört zu haben, denn das Einspielergebnis von über 750 Mio. US.Dollar spricht Bände. Im Vertrieb von Studiocanal erscheint nun in Deutschland die Fan-Edition des Films auf Blu-ray.
Story
Katniss Everdeen (J. Lawrence) wure von den Rebellen im Untergrund des Distrikt 13 untergebracht. Sie soll der Rebellion gegen das Kapitol nun als Identifikationsfigur dienen. Doch Katniss hat trotz Drängen durch Präsidentin Coin (J. Moore) und Unterstützung durch Haymitch (W. Harrelson) sowie Effie (E. Banks) Zweifel an den Propaganda-Videos für die sie herhalten soll. Dazu kommt, dass Peeta (J. Hutcherson) im Gegensatz zu Katniss in der Arena zurückgelassen wurde und nun für das Kapitol Partei zu ergreifen scheint. Hier hat ganz offenbar Präsident Snow (D. Sutherland) seine Hände im Spiel. Denn dass Peeta nicht ganz freiwillig handelt, ist unübersehbar. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zum offenen Konflikt kommen muss.
Catching Fire krankte sehr daran, dass die Story bis zum Finale im Wesentlichen einen Aufguss des ersten Teils darstellte. Zudem blieb Hauptdarstellerin Katniss erstaunlich passiv. Ihre Tätigkeit beschränkte sich weitgehend darauf wie ein kleines Kind nach Peeta zu quengeln. Nachdem ihr erster Auftritt in Mockingjay: Teil 1 zunächst in eine ähnliche Kerbe schlägt, fährt man diesen Faktor zum Glück etwas zurück. So verläuft der Film deutlich ruhiger als seine beiden Vorgänger und etabliert jenes politische Intrigenspiel, das die beiden Vorgänger in erster Linie angedeutet hatten. Dabei gibt es ironische Seitenhiebe auf die reale Politik aber auch die Werbeindustrie, so dass Mockingjay: Teil 1 phasenweise deutlich lockerer wirkt als man es erwarten sollte. Ausstattung und Effekte toppen die beiden Vorgänger und die ruhigere Erzählweise erinnert etwas an Harry Potter: Die Heiligtümer des Todes – Teil 1. Das hat sowohl seine Vor- als auch Nachteile: So erlangt Katniss hier deutlich mehr Profil und ihr Widerstreben als Galionsfigur der Rebellion herzuhalten, wirkt glaubhaft. Zugleich fehlt die Spannung der eigentlichen Spiele und in ernsthafte Gefahr gerät Katniss während des gesamten Films selten. Auch bleibt weiterhin schwer nachzuvollziehen, was sie am aalglatten und durch Josh Hutcherson hölzern gespielten Peeta denn nun genau findet. Peeta steht der ehrliche und teilweise selbstlose Gale gegenüber, welcher aus Sicht des Zuschauers die deutlich bessere Partie zu sein scheint.
Insgesamt ist Mockingjay – Teil 1 aber ein gelungener Auftakt zum Finale der Tribute von Panem. Kann man sich mit der etwas bedachteren Erzählweise anfreunden, erlebt man eine Flut toll gefilmter Bilder mit Endzeitstimmung und eine solide erzählte Blockbuster-Geschichte, die nicht nur der anvisierten Zielgruppe von 12 bis Mitte 20 Spaß machen wird.
Bild 4k UHD
- 2.40:1, 2160p
Tonqualität
Nicht nur das Bild, auch der Ton erlebt eine Aufwertung: Von DTS-HD Master Audio 5.1 der Blu-ray auf Dolby Atmos. Auch wenn der Film ruhiger inszeniert ist als die beiden Vorgänger, sorgt die Abmischung für enorme Stimmung: In der Szene, in der Katniss ein gegnerisches Luftfahrzeug vom Himmel holt, fühlt man quasi, wie die einzelnen Trümmer auf einen zustürzen. Über allem thronen die Synchronstimmen, die stets verständlich bleiben und sich von den Umgebungsgeräuschen absetzen. Dabei zeigen sich auch feine Differenzierungen, etwa in einem Panikausbruch der Bewohner des Distrikts 13, in dem man auch im Hintergrund hallende Stimmen und Schritte vernimmt. Damit zieht die deutsche Synchronisation nun mit der englischen Tonspur gleich.
Ausstattung
- Audiokommentar von Regisseur Francis Lawrence und Produzentin Nina Jacobson (Ultra HD Blu-ray)
- „Der Mockingjay lebt“ – zweistündiges, achtteiliges Making of mit Featurettes zu den Dreharbeiten, Cast, Stunts u.v.m.
- „Von ganzem Herzen“ – eine Hommage an Philip Seymour Hoffman
- „Lieder der Rebellion“ – Lorde über die Entstehung des Soundtracks
- Musikvideo „Yellow Flicker Beat“ von Lorde
- Featurettes „Schutt und Asche“
- „Utilitaristischer Chic“
- „Das Propos-Team“ und „Kampfzone: Stunts“
- Geschnittene Szenen
- TV-Spots
- Trailer
Fazit
Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1 macht auf der Ultra HD Blu-ray eine deutlich bessere Figur, als noch auf der Blu-ray. Dort litt das Bild nämlich an einer problematischen Kompression. Diese Probleme gehören der Vergangenheit an und der native 4K-Master spielt seine Stärken aus. Auch der deutsche Ton, nun als Dolby Atmos enthalten, ist referenzwürdig und macht jede Menge Spaß. Das Extrapaket mit über 200 Minuten Spielzeit ist, bis auf den Audiokommentar, nur auf der Blu-ray enthalten.
Regisseur Francis Lawrence steigert sich nach dem eher faden Catching Fire und erzählt Mockingjay – Teil 1 ähnlich ruhig wie anno dazumal den vorletzten Harry-Potter-Film, der hier ein bisschen Vorbild gewesen zu sein scheint – auch was die Spaltung der Romanvorlage in zwei Filme betrifft. Dem Ergebnis hat dies jedenfalls nicht geschadet und wer bereits die ersten beiden Panem-Filme geschätzt hat, kommt auch bei Katniss vorletztem Abenteuer auf seine Kosten.
(André Westphal)
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