Lang, lang hat es gedauert, bis der Tanz der Teufel auch in heimischen Wohnzimmern stattfinden konnte, zumindest mit einem legal in deutschen Kaufhäusern oder Fachmärkten erstandenen Datenträger in ungekürzter Form. Die Freigabe und anschließende De-Indizierung des Films, sogar mit einer relativ niedrigen FSK-Einstufung, ist hingegen ein kleines Wunder, immerhin wurde der Titel, der bereits kurz nach der deutschen Uraufführung indiziert und anschließend wegen Gewaltverherrlichung beschlagnahmt wurde, zuletzt im Jahr 2015 (!!!) folgeindiziert. Nun also ist der Film rehabilitiert, und wird vom Rechteinhaber Sony Pictures auf den deutschen Blu-ray Markt gebracht. Bleibt nur die Wahl, in welcher Fassung man den Film in die Sammlung stellen möchte. Neben der Standard-Version erscheint der Kultschocker auch noch in der sogenannten „Limited Vintage Edition“, wahlweise auch mit zusätzlichen Goodies wie einer Büste, einem Poster und einem 70-seitigen Booklet über die Zensurgeschichte des Films. Von Nameless Media erscheinen darüber hinaus zahlreiche Mediabook-Versionen des Films mit unterschiedlichen Artworks und einer zusätzlichen Bonus-Disc, welche den Film in seiner ursprünglichen (nicht remasterten) Version enthält, und Media Markt hat eine exklusive Steelbook-Version des Titels im Angebot. Der Film hingegen ist in allen Versionen gleich, und aus diesem Grund werfen wir nun einen Blick darauf, und schauen gleich einmal nach der Qualität des Titels, der uns so lange vorenthalten wurde.
Story
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Für die fünf Freunde Ash (B. Campbell), Cheryl (E. Sandweiss), Scotty (H. Delrich), Linda (B. Baker) und Shelly (T. Tilly) sollte es nur ein Trip voll Spaß und Erholung werden. Doch die einsam im Wald gelegene Hütte ist alles andere als ein Erholungsparadies. Als sie im Keller ein mysteriöses altes Buch und eine Tonbandaufnahme finden, wecken sie damit das Böse in den Wäldern. Kurz darauf ist die Erste von einer dämonischen Macht besessen, und „das Böse“ beginnt langsam damit, die Freunde nach und nach zu dezimieren...
39 Jahre ist es inzwischen her, dass der damals noch unbekannte Regisseur Sam Raimi mit seinen einer Handvoll Freunde, darunter auch Bruce Campbell, und einer Super8-Kamera im Wald verschwand, um den Splatter-Kurzfilm „Within the Woods“ abzudrehen. Der Film sollte dazu dienen Investoren für einen „echten“ Splatter-Horrorfilm zu finden, und 3 Jahre später war es dann auch so weit. Raimi drehte den gleichen Film erneut, diesmal mit etwas mehr Geld und einer 16mm Filmkamera, aber erneut mit Bruce Campbell als Hauptdarsteller. Der Rest der Darsteller wurde mittels einer Zeitungsanzeige angeworben. Das Ergebnis wurde einer der kontroversesten Horrorfilme seiner Zeit und trug den schlichten Namen „The Evil Dead“, woraus im deutschen Tanz der Teufel wurde.
Raimis Debut – wenn wir den Kurzfilm mal außen vor lassen – wurde mit dem Saturn Award als „Bester Low Budget Film“ ausgezeichnet und Tom Sullivans Spezialeffekte erhielten den „Clavell de Plata“. Horrorikone Stephen King nannte den Film gar den „härtesten und sensationellsten Horrorfilm des Jahres“. Völlig zu Recht, denn die hier dargestellten Effekte – bei denen es sich samt und sonders um handwerklich perfekt gemachte Ekeleffekte handelt – sind auch heute noch dazu in der Lage, beim Zuschauer Entsetzen und Ekel hervorzurufen. Letztendlich war genau diese Darstellung von grafischer Gewalt allerdings auch eine Art Todesurteil, denn der Film wurde wegen der drastischen Darstellung, die von den Richtern als gesetzeswidriger Verstoß gegen den Paragraphen 131 (Gewaltverherrlichung) angesehen wurden, zunächst indiziert und kurz darauf bundesweit beschlagnahmt. Sechs Jahr später legte Raimi, erneut mit seinem Hauptdarsteller Bruce Campbell, die Fortsetzung Tanz der Teufel 2 nach, der zwar nicht bedeutend harmloser, dafür aber deutlich witziger war, und machte die Geschichte um Ash, der sich mit Kettensäge und „Boomstick“ gegen die „Armee der Finsternis“ zur Wehr setzten musste, spätestens mit dem gleichnamigen dritten Teil der Reihe gesellschaftsfähig.
Aber was genau macht diesen Film eigentlich so besonders? Zunächst einmal der Reiz des Verbotenen natürlich, denn wie bei vielen ähnlichen Titel, wurden schlechte VHS-Kopien (von Kopien der Kopien der Kopien) von Hand zu Hand weitergereicht, und auch wenn man aufgrund der Qualität kaum etwas erkennen konnte – oder gerade deswegen – kam man sich beim Betrachten der „bösen Filme“ so richtig cool vor. Die Handlung ist dabei sehr banal aber im Grunde genommen ohnehin nur ein Mittel zum Zweck: Ein paar Jugendliche verbringen ein Wochenende in einer Waldhütte, erwecken dabei versehentlich „das Böse“ und werden in der Folge nach und nach zerstückelt, verbrannt, ausgeweidet und so weiter und so fort. Das Schema wurde in den Folgejahren – und bis heute! – immer wieder kopiert, aber nie erreicht. Die unermessliche Menge an Blut, die abstoßenden Masken der Besessenen und die Raimi-typischen Kamerafahrten mit der „Shaky Cam“ (einer Kamera, die auf ein Holzbrett geschnallt von zwei Kameraleuten durch den Wald getragen wird) – all das macht Tanz der Teufel zu etwas Besonderem. Im Grunde kann man mit Fug und Recht behaupten, Sam Raimi erschuf mit seinem ersten Film die Mutter aller Cabin in the Woods-Filme, ein Meilenstein des Genres.
Auch wenn die FSK inzwischen urteilt, dass der Film für Jugendliche ab 16 Jahren geeignet ist, ist der Film noch verhältnismäßig hart. Dazu kommt die furchteinflößend beklemmende Atmosphäre, die durch die hervorragende Kameraarbeit und das schöne Spiel mit der Beleuchtung, noch verstärkt wird. Dies ist umso bemerkenswerter wenn man bedenkt, dass Raimi all diese Stilmittel in seinem Spielfilmregiedebut mit einer Perfektion beherrschte, die manch ein gestandener Regisseur auch nach jahrelanger Arbeit nicht auf die Leinwand bringt.
Natürlich ist die „Jugend von Heute“ – ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal so etwas sagen würde – deutlich Härteres gewohnt, aber wenn die armen Teufel in diesem Film Augen ausgedrückt und Bleistifte in Fersen gebohrt bekommen oder von Bäumen vergewaltigt werden, dann zieht es mitunter auch heute noch ganz schön im Magen, und man fühlt sich gleich wieder in die Zeit zurückversetzt, wo man diesen bösen, verbotenen Film heimlich im dunklen Kämmerlein gesehen hat. Zugegeben: Die Darsteller, von denen außer Bruce Campbell keiner den Sprung ins Filmgeschäft geschafft hat (beziehungsweise nicht über unbeachtete Nebenrollen hinauskam), agieren derweil auf Laienniveau und neigen samt und sonders zum Overacting, aber auch das gehört hier einfach dazu und man kann und will es dem Film einfach nicht übelnehmen. Und auch wenn die Effekte hier aufgrund des mageren Budgets recht billig sind, so wirken sie doch nur selten so, und der nicht von der Hand zu weisende Trashfaktor hat sich dermaßen etabliert, das auch spätere, deutlich höher budgetiertere Titel des Regisseurs, auch heute noch gerne darauf zurückgreifen.
Kurzum: Tanz der Teufel ist ein Meilenstein des Splatterfilms, der auch heute noch kein bisschen altbacken wirkt. Hier stimmt alles, vorausgesetzt natürlich, man hat ein Faible für Filme aus dieser Zeit und einen starken Magen. Da der Film – im Gegensatz zu seinen beiden Nachfolgern Tanz der Teufel 2 und Armee der Finsternis – kein bisschen witzig ist (nein, nicht einmal Ash hat hier lockere Sprüche auf den Lippen!), gibt es auch quasi keine Verschnaufpause von dem bluttriefenden Terror. Wer also bisher nur die beiden Nachfolgefilme kannte, der wird hier sein blaues Wunder erleben, denn Raimi beweist mit seinem Tanz der Teufel, dass er auch mit der groben Kelle zuschlagen kann.
Bildqualität
- 1.33:1 (4:3); 1.85:1 (16:9)
Tonqualität
- Deutsch & Englisch jeweils DTS-HD Master Audio 2.0 (Mono), DTS-HD Master Audio 2.0 (Stereo), DTS 5.1
Ausstattung
- Audiokommentar
- Featurettes - Ellen and Drama Teacher (3:59 Minuten) - Make-Up Test (1:07 Minuten) - Unconventional: The Ultimate Discussion Of Gueling Horror (19:09 Minuten) - On Stage Interview (7:18 Minuten) - The Ladies Of The Evil Dead Meet Bruce Campbell (28:54 Minuten) - Reunion Panel (31:18 Minuten) - At The Drive-In (12:03 Minuten) - Discovering Evil Dead (13:05 Minuten) - Book Of The Dead: The Other Pages (1:56 Minuten)
- 2 Dokumentationen (103:07 Minuten)
- Trailer deutsch & englisch jeweils 4:3 und 16:9
- 4 TV Spots
- Poster und Bilder Galerie
- Talent Bio Bruce Campbell
- Talent Bio Sam Raimi
- Talent Bio Robert Tapert
Fazit
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Das wurde auch Zeit: Endlich ist einer der ganz großen Kultklassiker-Horrortitel im High-Definition-Zeitalter angekommen – und das Warten hat sich gelohnt. Das Bild ist – gemessen an den Produktionsumständen – absolut hervorragend und lässt kaum Kritik zu. Zwar ist die Schärfe nicht immer ganz optimal, allerdings ist dies eher auf das Ausgangsmaterial zurückzuführen. Dennoch lässt sich mit Fug und Recht sagen, dass Tanz der Teufel noch nie so gut ausgesehen hat. Auch akustisch gibt es nichts auszusetzen, auch wenn die drei Tonformate (beziehungsweise sechs, wenn man beide Sprachfassungen berücksichtigt) keine großen Überraschungen bereithalten. Das Bonusmaterial kann sich ebenfalls sehen lassen, wobei dem Fan (und dessen Geldbeutel) die Möglichkeit offeriert wird, das Bonusmaterial mit dem Kauf der zahlreichen Prestige-Editionen noch um das ein oder andere Goodie aufzustocken.
Der Film selbst ist ein absoluter Klassiker des modernen Horrorfilms, wurde nun endlich aus dem „Kerker“ der Bundesprüfstelle befreit, und erhielt prompt eine (für mich nur schwer nachvollziehbare) 16er Freigabe… wie sehr sich doch die Zeiten ändern. Wer den Film noch nicht kennt, hat nun endlich die Gelegenheit, seine Wissenslücke aufzufüllen. Derweil hat der Film kaum etwas von seinem Reiz verloren und bietet nach wie vor perfekte Unterhaltung für Horrorfans, obwohl – oder weil – er ohne jeden Anflug von Humor auskommt. Ein echtes Meisterwerk und ein Meilenstein des Horrorfilms. Unbedingt ansehen!
(Michael Speier)
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