Jennifer Lawrence ist wohl eine der Schauspielerinnen, mit den steilsten Karrieren. In jungen Jahren schon für den Oscar nominiert und ein paar Jahre später auch gewonnen. Sie polarisiert zuletzt mit öffentlichen Auftritten und spielt in zahlreichen Hollywood-Blockbustern, als auch zuletzt in krasseren Filmen wie Darren Aronofskys Mother!. Welche Facette zeigt sie uns denn als oder in Red Sparrow!? (tos)
Story
Wehrlos gegen die sturen Hardliner der Regierung, lebt die russische Agentin Dominika Egorova (J. Lawrence) ein Leben voller Frustration und Angst in ihrem Heimatland und ordnet sich entsprechend nur widerwillig dem „Red Sparrow“-Programm, einer Initiative zur Verführung und Spionage fremder Regierungsmitarbeiter, unter, dem sie eines Tages zugeteilt wird. Allerdings bringt sie gleich ihr erster Auftrag mit dem hochrangigen CIA Agenten Nathaniel Nash (J. Edgerton) zusammen, von dem sich die russische Regierung Information zu einem mutmaßlichen Maulwurf im Kreml erhofft. Doch anstatt lediglich Informationen aus Nash heraus zu kitzeln, verliebt sie sich tatsächlich in ihn. In der Hoffnung die Dinge in ihrem Land zum Besseren wenden zu können, beginnt Dominika ein gefährliches Spiel als Doppelagentin, das das ungleiche Paar bald schon in höchste Lebensgefahr bringt ...
Spionagethriller gibt es zuletzt nicht mehr so häufig, daher und wegen dem Umstand das Jennifer Lawrence die Hauptrolle spielt, habe ich mich ziemlich auf den Film gefreut. Man merkt ihr in ihrer Rollenwahl an, sie hat ein Faible für starke Frauencharaktere. Nach Die Tribute von Panem ist der Film bereits die vierte Zusammenarbeit mit ihrem Regisseur und Namensvetter Francis Lawrence, wobei sich der Mockingjay und der rote Spatz nicht weiter voneinander unterscheiden könnten.
Der Streifen nimmt ganz langsam Fahrt auf, versucht eine vornehmlich ruhige und behutsame Erzählweise an den Tag zu legen und hat damit, zumindest für mich, genau das richtige Pacing. Obwohl der Film mit 140 Minuten nicht grade kurz ist. Dominika erhält ein paar Motive, für ihre Tätigkeit als Spionin, sie scheitert, kämpft sich wieder voran und steht schlussendlich auch wieder über den Dingen. Sie leidet und muss einige harte Rückschläge, sogar Demütigungen über sich ergehen lassen. Sie wirkt geheimnisvoll und agiert so als wenn sie ihre Zielperson bereits mit dem ersten Blick durchschaut hat. Jennifer Lawrence spielt diese Rolle wirklich glaubhaft, zeigt eben jene Facetten und zeigt wiedermal was für eine großartige Darstellerin sie ist.
Nachdem sie schlussendlich als Sparrow ausgebildet wurde, wartet bereits ihre erste Mission auf sie. Nathaniel Nash, ein CIA-Agent, der von Joel Edgerton die nötige Undurchdringlichkeit erhält. Kann sie ihn durchschauen, oder denkt sie es nur? Auf welcher Seite steht er? Ist sie vielleicht sogar das Ziel seiner Ermittlungen? Es macht großen Spaß sich während der Verlauf der Geschichte sich immer mehr zuspitzt, sich genau diese Fragen zu stellen.
Glücklicherweise werden uns auch sehr harte Szenen und rohe Gewalt nicht vorenthalten. Außerdem auch erotische Szenen in denen wir Jennifer Lawrence komplett entblößt zu Gesicht bekommen, ohne es aufgesetzt wirken zu lassen. Das liegt vor allem daran, dass diese Szenen eben „keinen Spaß“ machen, sondern in eine ganz andere Richtung gehen. Sie zeigen uns die rohe Seite des Menschen, die Lust und auch das Überschreiten von Grenzen, um dem Drang nach Befriedigung seiner Bedürfnisse nachzukommen. Hier wird draufgehalten, keine „ami-typisch“ konsumierbare oder unterhaltsame Gewalt.
Genau die richtige Darstellungsweise und sicherlich einer der Gründe, warum der Film vom Publikum stellenweise etwas abgestraft wurde. Die Handlung ist sehr glaubwürdig erzählt, was auch daran liegt das man sich hier keine Sets gebaut hat, sondern an Originalschauplätzen in Wien, Bratislava, London und Budapest gedreht hat. Das verleiht dem Film zusätzlich einiges an Authentizität. Leider ist der russische Dialekt stellenweise etwas aufgesetzt und ich verstehe nicht, warum man ihn für den Film genutzt hat. Schließlich sollten russische Spione genau darauf trainiert sein, eben nicht als solche erkannt zu werden. Das beinhaltet auch eine dialektfreie Aussprache.
Hier büßt der Film leider etwas davon ein. Auch bei Nebenfiguren verschwendet er sein Potenzial, so bleiben eigentlich fast alle bis auf die die Hauptdarsteller recht blass und ihre Handlungen und Motive werden nicht schlüssig erklärt, dafür tragen die Drei aber auch jede ihrer Szenen. Denn zu erwähnen sei auch der belgische Schauspieler Matthias Schoenaerts, als Ivan, dem Bruder von Dominika. Ebenfalls macht der Film ein paar wirklich nette, dramaturgische Wendungen durch und kann immer wieder für Überraschungen sorgen. Sogar gerade dann, wenn man denkt, das „Spiel“ durchschaut zu haben - raffiniert. (tos)
Bildqualität
Das Full HD Bild hinterlässt einen insgesamt sehr guten Eindruck. Insgesamt lässt sich schnell erkennen, dass Lawrence hier viel mit Farbfiltern hat arbeiten lassen. Diese erscheinen immerhin noch insoweit recht natürlich, dass auch mal ordentliche Farbakzente gesetzt und erkannt werden. Allerdings erscheint die Darstellung schon eher trist und auch entsättigt, was aber für eine stimmige Atmosphäre sorgt. Die Schärfe bewegt sich dazu auf einem guten bis sehr guten Niveau bei entsprechender Durchzeichnung. Hin und wieder erscheint das Bild etwas weich, was aber nicht zum Regelfall gehört, sondern die Ausnahme bleibt. Der Kontrast könnte klar ausgewogener sein. Der Schwarzwert ist auch in den meisten Momenten wirklich klasse, wobei es aber dennoch Momente gibt, in denen der Schwarzwert satter sein könnte. (sah)
Tonqualität
Was den Ton betrifft, bietet hier 20th Century Fox das bekannte Procedere: Während der englische Originalton verlustfrei komprimiert in DTS HD Master Audio (Blu-ray) bzw. sogar Dolby Atmos (4K UHD Blu-ray) vorliegt, gibt es für die deutsche Synchronisation sowohl auf der Blu-ray als auch auf der 4K UHD lediglich eine DTS 5.1 Codierung. Schade, denn auch wenn der Ton der deutschsprachigen Fassung alles andere als schlecht klingt und mitunter sogar richtig kräftige Bässe liefert, erkennt man zumindest bei der DTS HD MA Abmischung, dass der Bass doch noch mehr Überzeugungskraft besitzt und der Ton natürlicher, auch etwas dynamischer klingt. Ok, das fällt nicht permanent auf, aber dessen ungeachtet ist definitiv ein Unterschied in den relevanten Szenen zu erkennen. So oder so, werden die meisten mit dem Ton der deutschen Synchronisation mehr als nur zufrieden sein, da der Subwoofer recht häufig was zu tun hat, die Surround Effekte gut aufgelöst sind und eine tolle Räumlichkeit liefern und auch die Dynamik einen guten Umfang bietet. (sah)
Ausstattung
Disc 1 Blu-ray 4K UHD:
- Audiokommentar von Regisseur Francis Lawrence (Englisch, optionale englische Untertitel)
- Audiokommentar von Regisseur Francis Lawrence (Englisch, optionale englische Untertitel)
- Ein neuer "Kalter Krieg": Entstehung und Adaption
- Agents Provocateurs: Das Darstellerensemble
- Spionagetechnik: Visuelle Authentizität
- Herz des Sturms: Am Set
- Willkommen an der Sparrow-Schule: Ballett und Stunts
- Puzzle aus Bedürfnissen: Postproduktion
- Entfallene Szenen
Fazit
Zwar könnte die technische Umsetzung klar besser aussehen, aber dennoch wird ein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht. Das Bild bietet dabei eine gute Schärfe sowie stimmungsvolle Farben, während der deutsche Ton zwar lediglich in DTS 5.1 vorliegt, aber immerhin satte Bässe und direktional gut aufgelöste Surround Effekte liefert. Die Extras sind umfangreich und interessant. (sah)
Red Sparrow ist ein schöner, klassischer, kalter Thriller mit einem recht gelungenem Katz- und Maus Spiel. Er lässt sich einerseits Zeit für seine Erzählung und überzeugt andererseits mit einer tollen Bildgestaltung, überraschenden, erotischen und brutalen Szenen, sowie einer starken Hauptdarstellerin. (tos)
(Tom Sielemann)
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