Der Punisher gehört zu den weniger beachteten Anti-Helden des Marvel-Universums, der nicht so sehr im Rampenlicht und auf der Seite der Guten steht wie beispielsweise Spider-Man, Captain America oder Iron Man. Im Gegensatz zu seinen glänzenden Kollegen hat Frank Castle, so der richtige Name des Bestrafers, kein Problem damit, seine Feinde zu töten, zu foltern und zu erpressen, weshalb er auch immer wieder in die Schusslinie der „richtigen“ Helden gerät. Seinen ersten Auftritt hatte er 1974 als Gegenspieler von Spider-Man, bevor er in den frühen 1980er Jahren seine erste eigene Serie bekam. Bereits 1989, lange bevor die Marvel-Helden die Leinwand im großen Stil eroberten, brachte der Cutter Mark Goldblatt die erst Verfilmung der Abenteuer des Anti-Helden auf die Leinwand, und besetzt die Titelrolle mit dem damals sehr gefragten Dolph Lundgren. Aufgrund der ausufernden Brutalität wurde der Film, trotz Kürzungen, binnen kürzester Zeit indiziert, und konnte erst jetzt wieder rehabilitiert werden – mit einer neuen Freigabe ab 16 Jahren. So ändern sich die Zeiten! Der Film erreicht nun, nachdem bereits vor kurzem eine Steelbook-Version des Titels in den Handel kam, auch in einer Standard-Verpackung die Kaufhäuser, wobei der Inhalt der Gleiche ist. Was der Film zu bieten hat, und wie die Qualität der Scheibe aus dem Hause Koch Media ausgefallen ist, klärt die folgende Rezension.
Story
Der von der Rache an den Mördern seiner Familie geleitete ehemalige Polizist Frank Castle (D. Lundgren) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Reihen der Verbrecher Stück für Stück, als das in der Unterwelt gefürchtete Phantom „Punisher“, zu dezimieren. Seitdem sind fünf Jahre vergangen und die einst einflussreiche Mafia geschwächt. Diesen Umstand macht sich die japanische Yakuza zunutze, um mit ihren Geschäften auf amerikanischem Boden Fuß zu fassen. Castle sieht sich gezwungen für eines der beiden Übel Partei zu ergreifen und gerät unversehens in die Mühlen eines gnadenlosen Bandenkrieges...
Die Origin-Story um den Bestrafer wird in dieser 80er-Jahre-Version im Eilverfahren abgehandelt, damit Actionikone Dolph Lungren gleich zur Tat schreiten kann, und sich nicht unnötigerweise mit Vorgeplänkel aufhalten muss. Ohnehin ist er – genau wie die von ihm dargestellte Figur – kein Freund großer Worte, sondern lässt lieber die Waffen sprechen. Vergleicht man The Punisher mit aktuellen Marvel-Superhelden-Filmen, ist dieser Film eher ein knallharter, unlustiger Actioner – und das ist auch gut so und funktioniert ganz hervorragend – vorausgesetzt man weiß, was einen erwartet.
Im Grunde genommen hätte man den Film nicht notwendigerweise als Comic-Verfilmung in die Kinos bringen müssen, denn das, was Regisseur Mark Goldblatt – der mit The Punisher seine zweite und letzte Regiearbeit ablieferte – hier auf Zelluloid gebannt hat, hat bis auf die Namen und das Grundgerüst nicht viel mit der Comicvorlage zu tun. Okay, der Punisher bestraft die Bösen Jungs, aber das hat strenggenommen fast jeder Actionheld der 1980er Jahre getan. Dafür fehlt von den „berühmten“ Antagonisten der Comicvorlage jede Spur und auch auf das markante Erkennungszeichen, das Totenkopf-T-Shirt nämlich, wurde hier verzichtet, was Regisseur Goldblatt heute sehr bereut und gerne nachträglich digital ändern würde.
Statt sich mit der Mafia anzulegen gerät er zwischen die Fronten der Mafia und der Yakuza, und wird letztendlich gezwungen, mit seinen eigentlichen Feinden zusammenzuarbeiten. Die Idee, wie es dazu kommt, ist zwar typischer 1980er Jahren Kram, aber zumindest halbwegs nachvollziehbar und irgendwie auch passend.
Darstellerische kann man natürlich nicht viel verlangen. Actionstar Dolph Lundgren schaut meist mürrisch in die Gegend, verprügelt Bösewichte und lässt Blei hageln. Für den ein oder anderen witzigen Spruch sorgen indessen Louis Gossett Jr. als Detective Jake Berkowitz und Barry Otto als Frank Castles Sidekick Shake. Sämtliche Darsteller bleiben hier hinter ihren Möglichkeiten zurück, aber angesichts der seichten, primär auf Action ausgelegten Handlung, lässt sich das gerade noch verschmerzen.
Bleibt zu sagen, dass The Punisher als eigenständiger Film hervorragend funktioniert, schöne und vor allem handgemachte 80-Jahre-Action am laufenden Band und allgemein erfrischend düster-dreckige Unterhaltung bietet, die man sich als Fan keineswegs entgehen lassen sollte. Marvel-Urgestein Stan Lee, der den Film auch mitproduzierte, lies es sich übrigens auch hier nicht nehmen, sich kurz selbst in Szene zu setzten.
Bildqualität
- 1.85:1
Tonqualität
- Deutsch & Englisch Dolby Digital 2.0
Ausstattung
- Audiokommentar von Regisseur Mark Goldblatt (untated Fassung )
- Gag Reel (6:11 Minuten)
- Deutscher & englischer Trailer
- Bildergalerie
- Bonus-DVD mit Workprint-Version (93:34 Minuten)
- Wendecover
Fazit
Bild- und Ton können zwar nicht mit aktuellen Superhelden-Streifen mithalten, sind aber – eingedenk des Alters – vollkommen akzeptabel. Das Bild ist über weite Strecken sehr gut und sauber, und auch der Ton kann mit einer überraschend brachialen Soundkulisse punkten. Im Bonusmaterial sieht es leider etwas mau aus, zumal das Herzstück (der Audiokommentar) leider ohne Untertitel auskommen muss.
Der Film ist ein typischer Vertreter des 1980er Jahre Actionkinos, der auch ohne den Bezug zu Marvel funktioniert hätte, vielleicht sogar besser. Die Action kann sich auch ein Vierteljahrhundert später noch sehen lassen. Der Punisher geht ordentlich hart an die Arbeit und bestraft was das Zeug hält. Actionfans können also beherzt zugreifen.
(Michael Speier)
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