Während Marvel inzwischen bereits mitten in der dritten Welle an Superheldenfilmen steckt und das große Avengers Event Infiniti War bereits erste Schatten wirft, befinden sich die Kollegen von DC noch in den Startlöchern. Nachdem „Man of Steel“ und das erste Crossover Batman vs. Superman – Dawn of Justice (an dem die Titelheldin dieses Films bereits beteiligt war) nicht zur Gänze überzeugen konnte, startet Wonder Woman, die erste weibliche Superheldin, nun mit ihrem Soloabenteuer durch.
Der von Patty Jenkins inszenierten Spielfilm, mit Gal Gadot in der Hauptrolle erscheint wahlweise in 2D, auf Blu-ray 3D und in 4K-Auflösung inklusive HDR auf Ultra HD Blu-ray. Alle drei Versionen der erfolgreichen Comicverfilmung werden im Kaufhandel als Standard Editionen in herkömmlichen Keep Cases und wahlweise auch in limitierten Steelbooks zum Kauf bereitstehen. Weiterhin erscheint auch noch eine Ultimate Collector's Edition, die in einem Set den Spielfilm im Steelbook und eine Wonder Woman Figur vereinen wird. Die Ultimate Collector's Edition wird es exklusiv nur bei Amazon.de geben und auch andere Produkt-Varianten werden teilweise Händler-exklusiv vermarktet. Was der Film allerdings zu bieten hat, und wie die technische Seite der Standard-Blu-ray-Disc ausschaut, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Die Amazonenprinzessin Diana (G. Gadot) lebt auf der Tropeninsel Themyscira, die lediglich von Frauen besiedelt ist. Eines Tages strandet der Pilot und Spion Steve Trevor (C. Pine) auf ihrer Heimatinsel und berichtet von den globalen Kriegen, hinter denen Diana sofort das Werk des vor Jahrhunderten verbannten Kriegsgottes Ares vermutet. In der Annahme, dass die Kriege ein für alle mal beendet wären, wenn sie Ares finden und töten würde, macht sie sich mit Trevor auf den Weg nach England, und wird mit einer völlig fremden Welt konfrontiert…
Der Plan, einen Wonder Woman Film auf die Leinwand zu bringen, geistert schon seit Jahren durch die Köpfe der Verantwortlichen bei Warner. Als Regisseure früherer – nicht verwirklichter – Filme waren Größen wie Ivan Reitman und Joss Whedon im Gespräch. Mit dem Start des DCEU (DC Extended Universe) war jedoch von vorneherein klar, dass man auf dem Regiestuhl eine Frau haben wollte, und die Wahl fiel auf Patty Jenkins, die sich gegen starke Konkurrentinnen wie Kathryn Bigelow, Catherine Hardwicke und Mimi Leder durchsetzen konnte.
Die Filme des DC-Universums waren bisher immer sehr düster, kantig und dreckig, während man bei Marvel gesteigerten Wert auf Humor, Geschwindigkeit und Action legte. Wonder Woman vereint derweil das Beste von Beidem, und zeigt sich als homogenes Ganzes. Die Titelheldin ist eine starke Persönlichkeit mit Charme und Kraft, welche die leisen Töne ebenso trifft wie ihre Waffen die Gegner, wenn es erst einmal zur Sache geht. Die teilweise drastisch dargestellte Dramatik des ersten Weltkriegs sorgt für Bodenständigkeit und Ernsthaftigkeit, während die Ankunft und das Aufeinandertreffen der Kulturen – Diana als Amazone im England vor der Emanzipation – einige gute Lacher und eine gewisse Unbeschwertheit in die Geschichte zaubert. Ganz nebenbei bekommen wir natürlich auch noch eine kleine Liebesgeschichte geboten, die sich allerdings sehr im Rahmen hält und nicht in den Vordergrund drängt.
Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle auch die Optik des Films, denn diese erinnert mit ihren ikonischen Bildern stark an die Comicvorlage. Hier hat man zu keiner Zeit das Gefühl, es handle sich „nur“ um einen Fantasy-Actionfilm. Dieser Film zeigt derart viele Bilder, die direkt aus einem Comicalbum hätten stammen können, dass es vor allem Fans der Vorlage die Freudentränen in die Augen treiben dürfte.
Auch darstellerisch wurde hier alles richtig gemacht. Gal Gadot macht als Amazonenprinzessin eine verdammt gute Figur – aber das wissen alle, die bereits „Batman vs. Superman – Dawn of Justice“ gesehen haben. Man kauft ihr sowohl das verletzliche, als auch die taffe Kriegerin vollends ab, und im Original spricht sie obendrein mit einem entzückenden Dialekt – hier lohnt es sich, den Film einmal im Original anzusehen. An ihrer Seite spielt der neue Captain Kirk Chris Pine, und er spielt seinen Steve Trevor ähnlich wie er den Kommandanten der Enterprise spielt – was auch in gewisser Weise sehr gut passt, da die beiden Charaktere ähnlich gestrickt sind. Als Antagonist fungieren ein perfekt besetzter Danny Huston als General Ludendorff und Elena Anaya als Dr. „Poison“ Maru, die allerdings nicht ganz so überzeugend wirkt, was zum Teil an der unvorteilhaften Halbgesichts-Maske liegen dürfte.
Damit kommen wir auch schon zum winzigen Kritikpunkt, der bei aller Begeisterung zum Film nicht ungenannt bleiben soll: Die Spezialeffekte.
Im Großen und Ganzen gehen diese zwar in Ordnung, wirken aber stellenweise sehr künstlich. Angefangen bei dem Sprung ins Wasser am Anfang des Films, über die Maske der Antagonistin bis hin zu den Flug-Szenen, wobei Diana nicht wirklich fliegt, sondern nur sehr weit springt. Dieses Manko trifft übrigens ausschließlich auf die wenigen Kampfszenen zu, die NICHT in Slow Motion gedreht worden sind.
Dazu kommt, dass der Film – bei aller dargestellten Gewalt – fast keinen Tropfen Blut zeigt, was sicherlich der angestrebten Altersfreigabe geschuldet sein dürfte. Trotz allem ist und bleibt Wonder Woman der bisher beste und vor allem unterhaltsamste Film des DECU, und steigert die Erwartungen auf den bevorstehenden „Justice League“-Film erheblich.
Bildqualität
Das Bild der vorliegenden Scheibe aus dem Hause Warner Home Video ist durch und durch perfekt, und selbst dem kritischsten Beobachter wird es schwerfallen hier ein Manko zu finden. Die Schärfe bewegt sich überwiegend auf einem phantastischen Niveau, wovon nicht nur die tollen Schauplätze, sondern auch die tollen Kostüme und die verspielte Ausstattung profitieren. Gerade Nahaufnahmen strotzen vor Detailreichtum und bilden selbst kleinste Feinheiten mühelos ab. Die Farben sind – je nach dem wo sich die Handlung gerade abspielt – mal sehr kräftig und bunt, und mal sehr trist und dreckig, dabei jedoch jederzeit sehr natürlich. Der Kontrast ist auch sehr gut eingestellt und lässt das Bild bereits in 2D sehr plastisch und dreidimensional wirken, wobei einige Szenen schon erahnen lassen, dass es bei der 3D-Version des Titels an Pop-Out-Effekten nicht mangeln wird.
Tonqualität
Auch akustisch gibt es nicht viel Schlechtes zu sagen – eigentlich sogar überhaupt nichts. Der Ton liegt sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Synchronfassung im Format Dolby Atmos vor (Deutsch mit TrueHD 7.1 Kern, Englisch: Dolby Digital Plus 7.1), was per Se schon mal eine feine Sache ist. Als erstes fällt die heroische Musik des britischen Komponisten Rupert Gregson-Williams („Hacksaw Ridge“, „The Crown“) auf, wobei das bekannte Thema der Titelheldin bereits in „Batman vs. Superman – Dawn of Justice“ zu hören war, und für meinen Geschmack das musikalische Highlight des Films darstellte. Bei den zahlreichen Actionszenen fliegen einem die Kugeln, Pfeile und Speere mit einer atemberaubenden Direktionalität um die Ohren, und die Dialoge werden selbst im größten Getümmel noch perfekt verständlich wiedergegeben – wobei, wenn überhaupt, in diesen Szenen ohnehin eher gebrüllt wird. Auch die Dynamik ist gut gelungen und lässt selbst feine und leise Details erreichen das Ohr des Zuschauers in einer hohen Qualität. Der Subwoofer geht dank des bombastischen Soundtracks und der zahlreichen Explosionen szenenweise an seine Grenzen. Alles in allem haben wir es hier mit einer referenzwürdigen Klangkulisse zu tun – allerdings sind solche Filme auch dazu prädestiniert neue Maßstäbe zu setzen.
Wie erwähnt spricht Diana im Original mit Akzent, was der Figur einen noch exotischeren Touch verleiht. In der deutschen Synchronfassung wurde darauf leider verzichtet. Die ansonsten durchaus gelungene deutsche Synchronfassung entstand bei der Interopa Film GmbH unter der Regie von Stefan Fredrich nach einem Dialogbuch von Klaus Bickert und setzt auf hervorragende Sprecher wie Sanam Afrashteh, Nico Sablik, Frank Röth und Klaus-Dieter Klebsch.
Leider muss an dieser Stelle auf einen Fehler hingewiesen werden, der ausschließlich die deutsche Tonspur betrifft. Während die Dialoge und Soundeffekte vollkommen synchron zum Bild auflaufen, gerät die Musiktonspur leider etwas aus dem Rhytmus. Bei der ausschließlichen Betrachtung des Films in deutscher Sprache mag das vielleicht nicht einmal sonderlich auffallen, allerding werden die Stimmung und Spannungsmomente hierdurch ein wenig beeinträchtigt. Tatsächlich ist mir dieser Mangel nicht einmal ansatzweise aufgefallen. Vergleicht man allerdings die deutsche und die Originaltonspur, so fällt dieser Fehler deutlich auf: Die Musik läuft leicht versetzt zum Bild. Woran das liegt, und ob eine Ausbesserung oder gar ein Umtausch von Seiten des Herstellers angedacht ist, kann an dieser Stelle leider nicht gesagt werden. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Ausstattung
- Epilog: Ettas Mission (2:41 Minuten)
- Die Entstehung von Wonder Woman (16:26 Minuten)
- Die Vision der Regisseurin -Themyscira: Die versteckte Insel (4:56 Minuten) -Die Schlacht am Strand (4:56 Minuten) -Eine alte Fotografie (5:07 Minuten) -Diana in der Gegenwart (4:39 Minuten) -Wonder Woman im Krieg (5:03 Minuten)
- Die Amazonen in Wonder Woman (9:53 Minuten)
- Die drei großen Legenden (16:05 Minuten)
- Hinter den Kulissen (15:34 Minuten)
- Die Bedeutung von Wonder Woman (23:08 Minuten)
- 5 Erweiterte Szenen -Gespräch im Boot (3:37 Minuten) -Shopping bei Selfridges (2:07 Minuten) -Stufen des Parlaments (1:13 Minuten) -Morgens am Bahnhof (1:13 Minuten) -Charlie schläft nie (0:54 Minuten)
- Alternative Szene: Weg ins Niemandsland (1:04 Minuten)
- Verpatzte Szenen (5:37 Minuten)
- Wendecover
Fazit
Kurz und knapp: Der neue Film des DECU ist einfach nur phänomenal – sowohl in technischer, als auch in filmischer Hinsicht. Das Bild ist genauso wie es sein soll, überzeugt mit brillanten Farben und einer tollen Optik, und der Ton haut einen aus den Schuhen – nicht nur während der zahlreichen Actionszenen. Auch das Bonusmaterial kann sich sehen lassen, und beleuchtet so ziemlich jeden Aspekt dieser Produktion, bis hin zu den verpatzten Szenen. Perfekt wäre jetzt nur noch ein deutsch untertitelter Audiokommentar gewesen, aber das ist bereits meckern auf hohem Niveau.
Coole Schlachtszenen, eine spannende Geschichte, ein Hauch Dramatik, treffend besetzte Darsteller, tolle Musik – und fertig ist der bisher beste Titel des DCEU. Der Film vereint die Härte und Bodenständigkeit der DC Filme mit dem Humor und der Leichtigkeit der Marvel-Filme und liefert einen durch und durch gelungenen Film ab, der von vorne bis hinten rund ist. Dabei verliert die Regisseurin nie die Vorlage aus den Augen und baut derart viele Stilmittel und Comic-Relief-Szenen ein, dass es für Fans die reinste Freude ist. Wären doch nur alle Filme des DCEU so gut. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die weiteren Titel des Franchise hier eine dicke Scheibe abschneiden.
(Michael Speier)
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