bewertet am 25.06.2017 um 13:33
#1
Player:
Panasonic DMP-BDT310
Darstellung:
Panasonic TX-P65VT20E (Plasma 65")
2
"T 2" setzt tatsächlich zwanzig Jahre nach dem Kulthit von Danny Boyle an und zeigt die "neuen Helden" von damals auch zwanzig Jahre älter, und das schon vorweg: sicherlich keine zwanzig Jahre weiser. Bereits kurz nach dem Erscheinen des Erstlings riefen zahllose Fans nach einer Fortsetzung, und gleichwohl Irvin Welsh mit "Porno" eine Quasi-Fortsetzung geschrieben hatte, konnten Boyle und seine Darsteller sich nicht so recht auf eine filmische Umsetzung einigen. Und noch eins gleich vorweg: Kult lässt sich nicht programmieren, und demzufolge sollten die Fans des ersten Films ihre Erwartungen herunterschrauben.
"T 2" ist lange nicht so witzig, so schockierend und die britische und schottische Gesellschaft so entlarvend wie der Erstling. Wo "Trainspotting" noch ein deprimierendes Bild der Gesellschaft mit dominanter Arbeitslosigkeit und Drogensucht entwarf, das durch seine Schocks und die darauf folgenden, befreienden Lacher so satirisch wirkte ist "Trainspotting 2" hauptsächlich (Sozial-) Drama, und solche unvergessenen Szenen wie die "dreckigste Toilette Schottlands", Spuds Auftritt beim Frühstück der Eltern seines One Night-Stands oder der angeschossene Hund des Skinheads fehlen leider ganz. Nur selten erscheint die im ersten Teil trotz aller Tristesse immer wieder aufblitzende Lebensfreude, und nur selten ist eine vergleichbare Kameraarbeit oder Farbgebung erkennbar, die "Trainspotting" so einzigartig machte. Seine stärksten Momente hat "Trainspotting 2", wenn Mark etwa in der Mitte des Films seinen Eingangsmonolog aus "Trainspotting" zum Thema "Wähle das Leben" hält oder Mark und Sick Boy auf Koks Veronika das Leben erklären. Dennoch: so wirklich ist "T 2" nicht der würdige Nachfolger geworden, den ich mir erhofft habe.
Immer, wenn die Anfangsakkorde von Underworlds "Born Slippy", DEM Song aus dem Erstling, erklangen bekam ich Gänsehaut; leider wurde der Song nie gespielt. Dennoch ist der Soundtrack wieder herausragend.
Das Bild ist da hervorragend, wo es nicht stilistisch verfremdet wurde, was aber im Vergleich zum Vorgänger eher selten vorkommt. Wo der Erstling rau, roh, körnig und mitunter dezent unscharf war ist nun alles durchaus HD-würdig. Gleichwohl gilt es zu sagen: Die „Bildfehler“ passten ungemein gut zu "Trainspotting", "T 2" wirkt da ungleich steriler.
Den in DTS HD MA 5.1 vorliegenden deutschen Track fand ich hervorragend. Besonders auffällig war, wie stark (und beinahe schon ein wenig überbetont) die Surrounds einbezogen wurden. In den wenigen "Actionszenen" wie z. B. der Schlägerei geht’s schon mal etwas dynamischer zur Sache, und beim Soundtrack und in der Clubszene werkelt der Sub ordentlich mit. Kein absoluter Hammer-Track, aber auf jeden Fall ein sehr guter, der die volle Punktzahl mit zugedrückten Augen bekommt.
Extras habe ich nicht angesehen, daher vergebe ich einen Mittelwert. Die Scheibe hat zwar kein Wendecover, aber einen Digital Code.
Mein persönliches Fazit: Danny Boyle ist für mich eigentlich ein ganz großer Regisseur der Moderne, und das nicht erst seit seinem preisgekrönten Hit "Slumdog Millionaire" oder dem ebenfalls oscarprämierten "127 Hours". Gerade seine frühen Filme wie "Shallow Grave", "28 Days Later", "The Beach" und eben "Trainspotting", aber auch seine eher unbekannteren Filme wie "Trance" und "Sunshine" finde ich nach wie vor genial. "Trainspotting 2" ist eine kleine Enttäuschung und für mich Boyles schwächster Film bisher.