bewertet am 06.10.2017 um 08:29
#4
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Panasonic DMP-BDT310
Darstellung:
Panasonic TX-P65VT20E (Plasma 65")
1
Au weia. Was war das denn?! Ich warne vor dem Weiterlesen dieses Textes ausdrücklich vor SPOILERN. Dennoch muss einiges angesprochen werden, da es zu kreuzdämlich ist, um es zu verschweigen.
Bereits in der Storybeschreibung erwähnt sieht das Kaff Denton in der texanischen Einöde schwer nach Kulissendorf bei amerikanischen Nukleartests aus, im ganzen Örtchen sieht man außer dem Marshal, seinem Sohn, seinen drei Kumpanen und den zwei verhaltensauffälligen, minderjährigen Hotelbetreiber-Schwestern (die jüngere, gerade mal Sechzehnjährige würde sich übrigens gerne von Paul flachlegen lassen) gerade mal einen Klischee-Opa, der auf dem Sidewalk im Schaukelstuhl herum oxidiert. Offensichtlich sind alle anderen Einwohner in die nahe gelegene Stadt zur Arbeit gependelt. Ach ja: ein ständig hackedichter Priester taucht auch immer wieder auf, ohne je auch nur einen einzigen verwertbaren Akzent zu setzen. Warum Denton im "Valley of Violence" liegt bzw. warum der Film so heißt kapier´ ich nicht: kein Berg weit und breit, der ein Tal begrenzen würde, geschweige denn eine Bergkette links und rechts.
Ja,ja; Paul hat Frau und Kind verloren; sein Hund Abbie ist alles was ihm geblieben ist. Klar war es nicht wirklich gastfreundlich den Hund abzustechen, aber deshalb macht sich der Antiheld auf, um einfach alle umzulegen (wtf?!)? Beim drohenden finalen Duell, als sich der Marshal zwischen die Gegner stellt hätte jeder nur einen Schritt zur Seite gehen müssen, um das Feuer ungehindert zu eröffnen, aber nein: lieber erschießt man den Marshal/ den eigenen Vater so etwa 10 Mal, es könnte ja eine Kugel durchgehen und den Gegner treffen. O weh...
Sämtliche Charaktere sind bis zur Groteske überzeichnet und wären in einem Tarantino-Western gut aufgehoben, wobei die ebenfalls satirisch überzeichnete Coolness eines Tarantinos nicht im Ansatz erreicht wird. Im Gegenteil: durch den verzweifelten Versuch, diese Coolness zu imitieren wird allenfalls eine unfreiwillige Komik erzeugt. Auch die an Spaghetti-Western angelehnte Einleitung wirkt bemüht und überzeichnet, genauso wie der extrem westernige Soundtrack. Insgesamt betrachtet ist "In a Valley of Violence" beinahe schon Ärgernis, wenn man es als Zuschauer nicht schafft, sich über die Peinlichkeiten zu amüsieren.
Die Filmemacher haben alle Register gezogen, um das Bild nicht allzu gut werden zu lassen. Diese Bemühungen waren des Öfteren durchaus von Erfolg gekrönt: wirklich 100%-ig scharf ist das Bild nie; und in mindestens einer Szene im Halbdunklen war ich mir nicht sicher, ob es in Texas nicht doch ab und zu schneit: die Körnung und das Rauschen waren extrem. Der Film wurde anscheinend auf 35mm Zelluloid gedreht, da gibt es nun mal Korn, aber hier ist es nicht selten deutlich zu viel des Guten. Kontrast, Schwarzwert und Farbgebung: alles höchstens Durchschnitt. Sieben von zehn Punkten hätte ich auf einer Zehnerskala gegeben, so runde ich auf (ich weiß gar nicht, warum ich so wohlwollend punkte).
Der in Deutsch vorliegende DTS-Sound macht weitestgehend alles richtig, ohne in irgendeiner Weise besonders hervor zu stechen. Bass, Dynamik, direktionale Effekte, Surroundkulisse: alles in zufriedenstellender Weise abgebildet.
Extras habe ich nicht angesehen, ich schließe mich den Vorbewertern an. Die Scheibe hat ein Wendecover und eine Digital Copy.
Mein persönliches Fazit: anderen schien der Film zu gefallen, wie man den unten stehenden Bewertungen entnehmen kann. Mir gefiel "In a Valley of Violence" gar nicht. Western-Fan bin ich ohnehin nicht per se, und von alten Western schon gar nicht. Allerdings finde ich eine Vielzahl von modernen Western recht gut, so z. B. "Der mit dem Wolf tanzt", "Open Range", "3:10 to Yuma", "The Salvation" oder "Sweetwater". Gar nicht gut fand ich "The Hateful 8", und in der gleichen Liga ist für mich "In a Valley of Violence". Der Film ist zu angestrengt skurril und driftet dabei des Öfteren ins Groteske ab, bietet allerlei unglaubwürdige Charaktere auf und wirkt besonders durch die Kulisse absurd. Von mir definitiv keine Sehempfehlung, auch nicht für Western-Fans. Vielleicht besonders für die nicht.