Georges Simenons Jules Maigret gehört zweifellos zu den berühmtesten Ermittlern der Kriminalliteratur. Der französische Kommissar war die Hauptfigur in 75 Romanen und zahlreichen Kurzgeschichten, welche in großer Zahl auch als Comic, als Hörspiel und für Film und Fernsehen adaptiert wurden. In der Rolle des Maigret traten bereits namhafte Darsteller wie Charles Laughton, Jean Richard, Rupert Davies und Heinz Rühmann vor die Kamera. Nun schickt der britische Privatsender ITV den bekannten Komiker Rowan Atkinson als neue Inkarnation ins Rennen und die ersten beiden Filme „Die Falle“ und „Der tote Mann“ erscheinen nun im Verleih von Polyband auf dem deutschen Blu-ray-Markt. Ob „Mr. Bean“ die Rolle ausfüllt, was die beiden Filme zu bieten haben, und wie es um die technische Seite der Blu-ray bestellt ist, klärt die nun folgende Rezension.
Story
In Montmartre treibt ein Frauenmörder sein Unwesen, der Kriminalkommissar Maigret dazu veranlasst, ihm eine Falle zu stellen. Als er den vermeintlichen Serienmörder endlich dingfest gemacht hat geschieht ein weiterer Mord, womit Maigrets Reputation ernsthaft in Gefahr gerät. Später bekommt der Kommissar es mit einem mysteriösen Anrufer zu tun, der Maigret um Hilfe bittet, da ihm offenbar Mörder auf den Fersen sind...
Das Rowan Atkinson sehr viel mehr zu leisten vermag als grimassierend durch die Gegend zu albern dürfte jedem klar sein, der den wandlungsfähigen Briten jemals abseits seiner Paraderolle als „Mr. Bean“ gesehen hat. Das ihm auch ein ernsthafter Charakter mühelos von der Hand geht beweist er anschaulich als neuer Kommissar Maigret in der gleichnamigen TV-Serie des britischen Privatsenders ITV, dessen erste beiden Langfilm-Episoden „Die Falle“ und „Ein toter Mann“ nun auch auf der vorliegenden Blu-ray für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden. Atkinson beherrscht zwar sein Metier und verkörpert den kühlen Kommissar auch ausgesprochen souverän und glaubwürdig, aber das macht ihn noch lange nicht zu einem guten Kommissar „Maigret“. Gerade diese Rolle, die nicht zuletzt dank der zahlreichen vorherigen Verkörperungen der bekannten Romanfigur in Film und Fernsehen, jedem Krimi-Fan geläufig sein dürfte, passt schon rein körperlich nicht zu dem eher schlacksigen Briten. Darüber hinaus wurden bis auf die Pfeife auch alle weiteren Identifikationsmerkmale der berühmten Figur entfernt: Keine Melone, kein Mantel, und ganz streng genommen kommt selbst die eben erwähnte Pfeife nur viel zu selten zum Einsatz – und dass Atkinson alles andere als ein bulliger, breitschultriger Koloss ist (so wird Maigret in den Romanen beschrieben) lässt sich ebenfalls nicht verbergen. Das alles wäre nicht ganz so schlimm, wenn zumindest die charakteristischen Besonderheiten zum Einsatz kämen, aber auch in dieser Hinsicht schlampen die beiden Regisseure Ashley Pearce (Die Falle) und Jon East (Ein toter Mann). Maigrets berühmte Ermittlungsmethode ist das scharfsinnige Denken, das Einfühlen in den Täter und natürlich seine Intuition, die für ihn mehr zählt als alles andere. Atkinson begrenzt sich indessen darauf permanent mürrisch zu gucken und weitestgehend emotionslos zu bleiben. Natürlich könnte man all diese Punkte hier hineininterpretieren, aber im Endeffekt reicht dies leider nicht aus um aus einem guten Kriminalisten einen Maigret zu machen.
Lösen wir uns aber von den Vorgaben der Figur und betrachten die beiden Filme als eigenständige Werke, bekommen wir zwei spannende und gut inszenierte Krimis zu sehen, die dank des darstellerischen Talents aller Beteiligten umso besser funktionieren. Die Jagd nach den Mördern und Drahtziehern hinter den beiden Verbrechen im Frankreich der 1950er Jahre bietet perfekte Unterhaltung auf hohem Niveau mit tollen Kulissen, einer wunderbaren Ausstattung und mit hoher inszenatorischer Perfektion. Man merkt den Regisseuren an, dass sie bereits für ähnliche Formate wie „Agatha Christies Poirot“ oder „Whitechapel“ hinter der Kamera standen. Trotzt der eher ruhigen Herangehensweise sind die beiden rund anderthalbstündigen Filme zu keiner Zeit langweilig oder fad, sondern lassen den Zuschauer mitfiebern – allerdings auch hier unter der Voraussetzung, dass die Fälle unbekannt sind, was bei Krimifans allerdings ein kleines Wunder darstellen dürfte, da beide Romane bereits mehrfach verfilmt worden sind. Aber egal wie man es auch dreht und wendet, auch wenn Atkinson nicht die Traumbesetzung für diese Rolle sein mag, die Filme taugen und brauchen sich keineswegs hinter vorherigen Adaptionen zu verstecken.
Bildqualität
- Bildformat 1:78:1
Tonqualität
- Deutsch & Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Ausstattung
- Hinter den Kulissen (15:35 Minuten)
- Trailershow
- O-Ring Pappschuber ohne FSK-Siegel
Fazit
Aus technischer Sicht lässt sich nicht viel Negatives über das Produkt aus dem Hause Polyband sagen. Das Bild ist anständig und erlaubt sich nur minimale Patzer, der Ton bleibt etwas zu zurückhaltend, was allerdings dem Genre geschuldet ist. Der Bonussektor ist leider etwas mager ausgefallen, enthält aber trotzdem ein paar interessante Einblicke.
Die beiden Filme bieten gut inszenierte Krimikost, die alles in allem sehr rund geworden ist. Rowan Atkinson kann zwar in einer ernsten Rolle durchaus überzeugen, passt aber nicht so ganz zu der von ihm dargestellten Figur. Wenn man sich nicht akribisch an der Vorlage festklammert ist dieses Manko allerdings zu vernachlässigen und einem spannenden Krimiabend (oder auch zwei) steht nichts im Wege.
(Michael Speier)
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