Wenn man die Filmografie des Regisseurs Tim Burton betrachtet, fällt einem unweigerlich auf, dass der Filmemacher ein Faible für Außenseiter-Geschichten besitzt. Ferner zeichnen sich seine Filme durch eine (alb)traumhafte Ausstattung und einen eigenwilligen Inszenierungsstil aus. Wenn man nun die „Mrs. Peregrine“-Romantrilogie von Ransom Riggs betrachtet, und dabei an eine Verfilmung denkt, springt einem wohl gleich der Name Burton in den Sinn. So ist es also auch kaum verwunderlich, dass die Verfilmung des ersten Teils der Reihe „Die Insel der Besonderen Kinder“ von Burton in Szene gesetzt wurde. Das Ergebnis erscheint nun im Verleih von 20th Century Fox auf dem deutschen Blu-ray-Markt, wahlweise auch in 3D, und wir werfen an dieser Stelle einen Blick auf den Film und die technische Umsetzung der blauen Scheibe(n).
Story
Schon als kleines Kind ließ sich Jacob (A. Butterfield) von den fantastischen Geschichten seines Großvaters Abraham (T. Stamp) über ein magisches Waisenhaus, übersinnliche Kinder und grauenvolle Monster begeistern. Inzwischen ist der zum Teenager herangewachsene Jacob jedoch davon überzeugt, dass es sich bei den Geschichten nur um Märchen eines vom dritten Reich traumatisierten Mannes handelt. Das ändert sich jedoch schlagartig, als der Großvater auf höchst seltsame Weise stirbt und Jacob kurz darauf ein Monster, ähnlich dem aus den Geschichten, zu sehen glaubt. Ermutigt von seiner Therapeutin Dr. Golan (A. Janney) macht er sich auf die Suche nach dem Waisenhaus aus den Geschichten. Auf einer kleinen Insel wird er schließlich fündig und trifft dort auf Emma (E. Purnell), die ihn per Zeitreise in das Jahr 1943 Jahre katapultiert, wo er auf die Leiterin des Waisenhauses, Miss Peregrine (E. Green), weiter Kinder mit erstaunlichen Fähigkeiten und die Monster, die für den Tod seiner Großvaters verantwortlich sind, trifft. Und wie sich bald herausstellt, ist nur Jacob imstande die Monster aufzuhalten und seine und Miss Peregrines Welt zu retten…
Inhaltlich wirkt Die Insel der Besonderen Kinder wie ein Mix aus Harry Potter und X-Men, gemischt mit Motiven von E.T.A.Hoffmann und mit einem Touch Tim Burton. Das Drehbuch zum Film stammt von Jane Goldman, die nicht nur für die beiden X-Men-Streifen Erste Entscheidung und Zukunft ist Vergangenheit das Drehbuch verfasste, sondern auch die Romanvorlage zu Die Frau in Schwarz adaptierte, und in dieser Hinsicht auf gewisse Erfahrungen bezüglich der verschiedenen Themen zurückgreifen konnte.
Leider fehlt es dem Film an einigen Kleinigkeiten, die gerade bei einem Burton-Film zu erwarten gewesen wären. Zum einen spart der Film bei den einzelnen Figuren an Hintergründen; die „besonderen“ Kinder werden in einer Zeitschleife an einem geheimen Ort versteckt, und das Mitten im zweiten Weltkrieg… hier hätte man deutlich mehr Hintergrundinformationen und Charakterzeichnung betreiben können, aber Burton begnügt sich damit, die Kinder auf ihre Fähigkeiten zu beschränken und hakt die Problematik, dass keines der Kinder älter wird und keine neuen Menschen kennenlernt, mit ein paar belanglosen, beiläufigen Sätzen ab, womit er sich selbst der möglichen Dramatik beraubt.
Vielleicht fehlte für eine genauere Charakterzeichnung aber auch einfach die Zeit, denn der Film wirkt, trotz seiner Spielzeit von etwas über zwei Stunden, stellenweise sehr gehetzt und überladen. Spätestens wenn die Hollows ins Geschehen integriert werden, nimmt die bis dahin verträumte Geschichte erheblich an Fahrt auf, und mündet in einem etwas zu überladenen, zu actionlastigen Finale, das im krassen Gegensatz zu der ersten Filmhälfte steht. Auch hier dürfte es einfach an der zu knapp bemessenen Spielzeit gelegen haben, denn man merkt deutlich, dass die Ereignisse etwas mehr davon vertragen hätten.
Was man dem Film allerdings nicht absprechen kann sind seine fantastischen Bilder, welche eine Traumwelt auf den Bildschirm oder die Leinwand zaubern, die typisch für Burton ist. Kleine Einzelheiten, wie etwa Emmas steampunkartigen Bleischuhe, sind dermaßen fein ausgearbeitet und tragen die unverkennbare Handschrift des Regisseurs. Die Monster hingegen erinnern ein klein wenig an die Filme des Mexikaners Guillermo del Toro, und sind auf keinen Fall für ein jüngeres Publikum geeignet. Die augenfressenden „Hollows“, angeführt von einem herrlich übertrieben (aber zu selten) aufspielenden Samuel L. Jackson, dürften dem ein oder anderen Zuschauer durchaus Albträume bescheren.
Darstellerisch bewegt sich Insel der Besonderen Kinder ohnehin auf einem hohen Niveau, und bringt selbst in den Nebenrollen einen beachtlichen Cast ins Spiel. Getragen wird das ganze natürlich zum einen von dem fantasyerfahrenen Asa Butterfield und der entzückenden Eva Green, die hier erstaunlich oft lächelt und schlichtweg elegant und erhaben wirkt. Neben dem oben bereits erwähntem Samuel L. Jackson sind noch Dame Judi Dench, Rupert Everet und vor allem Terence Stamp als Großvater toll besetzt.
Bildqualität
- Bildformat: 1.85:1
Bild 3D
In 3D macht Die Insel der Besondern Kinder noch einmal so viel Spaß, auch wenn der Film anfangs fast ausschließlich auf Tiefenwirkung setzt. Dafür ist diese aber wirklich gelungen. Die Wirkung ist fantastisch und es entsteht hier nicht – wie in vielen anderen Fällen – der Eindruck, dass die Darsteller vor einer Leinwand stehen würden. Die einzelnen Ebenen sind schön und sauber gestaffelt, und wenn die Kinder ihr Kräfte spielen lassen kommt es auch zu einigen sehr schönen Pop-Out-Effekten. Besonders sei hier das Zurückdrehen der Zeitschleife erwähnt (Stichwort Regentropfen). Zum Finale hin nimmt das ganze etwas überhand, aber wenn wir ehrlich sind, dann sind es genau diese Schauwerte, für die manche 3D-Enthusiasten überhaupt erst die Brille auf die Nase setzen.
Bleibt zu erwähnen dass die hohen Attribute der 2D-Fassung auch in 3D vollends erhalten bleiben. Schärfe, Farbbrillanz und so weiter bewegen sich auch hier auf dem gleichen Niveau. Einziges Manko: Die Ränder neigen häufig zu leichten Unschärfen, aber daran gewöhnt sich das Auge nach einiger Zeit.
Tonqualität
- Deutsch, Französisch dts 5.1; Englisch dts-HD Master 7.1
Ausstattung
- Eine besondere Geschichte (12:51 Minuten)
- (15 Kurzfeatures) Die außergewöhnlichen Kinder (64:54 Minuten)
- Die Hollows & ehemalige Hollows (9:24 Minuten)
- Reise durch die Zeit (17:40 Minuten) (2 Features: Miss Peregrines Haus; Blackpool Tower)
- Musikvideo: „Whish that you were here“ von Florence + The Machine (2:18 Minuten)
- Bildergalerien
- Original Kinotrailer
Fazit
Aus technischer Sicht hinterlässt die Scheibe aus dem Hause 20th Century Fox einen hervorragenden Eindruck. Das Bild ist absolut fantastisch und erreicht mühelos Referenzniveau, und auch die 3D-Version kann komplett überzeugen und verfügt dabei sowohl über eine großartige Tiefenwirkung als auch über zahlreiche Pop-Out-Effekte. Akustisch bewegt sich die Scheibe ebenfalls im grünen Bereich und vermittelt mit einigen gut platzierten Surroundeffekten und einer tadellosen Abmischung einen herrlichen „Mittendrin“-Effekt. Getoppt wird das Ganze nur noch durch die englische Originaltonspur, die ein kleines bisschen differenzierter und feiner klingt. Und um die Sache rund zu machen ist auch der Bonussektor prall gefüllt mit interssanten und kurzweiligen Features, welche das Filmerlebnis noch intensivieren.
Der Film selbst ist ein typischer Burton, der leider nicht genügend Augenmerk auf die Charakterisierung der einzelnen Figuren legt, und am Ende etwas zu gehetzt wirkt. Das mag vor allem an der zu knapp bemessenen Spielzeit liegen, obwohl diese mit über zwei Stunden schon relativ lang ausfällt. Bleibt zu hoffen das Burton auch die Folgeromane verfilmt, denn alles in allem bietet Insel der Besonderen Kinder perfekte Fantasy-Unterhaltung mit einem gewissen Gruselfaktor.
(Michael Speier)
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