Wenn man die Stichworte „kolumbianische Drogenkartell“ hört, fällt einem unweigerlich der Name Pablo Escobar ein. Kein Wunder, schließlich galt „Don Pablo“ als einer der brutalsten und gefährlichsten Drogenbarone der Welt. Einer der Männer, die seinerzeit daran beteiligt waren, das Kartell von innen heraus zu zerstören, war der Bundesagent Robert Mazur, welcher seine Erlebnisse in einer Autobiografie festhielt, welche 2016 Regisseur Brad Furman auf die Leinwand gebracht wurde. The Infiltrator setzt dabei auch darstellerisch auf große Namen, und besetzt Breaking Bad-Star Bryan Cranston mit der Titelrolle des Infiltrators. Ob der Film an die Qualitäten der bahnbrechenden Serie heranreicht, oder ob er zumindest spannende Unterhaltung bietet, und wie es um die technischen Seiten der Blu-ray aus dem Hause Paramount/Universal bestellt ist, klärt die folgende Rezension.
Story
Bereits seit längerem ist Bundesagent Robert Mazur (B. Cranston) davon überzeugt, dass die breit in der Presse ausgeschlachteten Erfolge der Drogenfahndung bei der Verhaftung von Schmugglern und Dealern, nur kleine Strohfeuer im Kampf gegen die südamerikanischen Drogenkartelle sind. Sein Plan ist es, statt die Drogen zu orten und kleine Fische festzunehmen, den Geldflüssen zu folgen und an die großen Bosse heranzukommen. Um seine Theorien zu beweisen, schlüpft er in die Rolle des windigen Geschäftsmannes Bob Musella und beginnt das schmutzige Geld der Unterwelt zu waschen. Seine Deals entwickeln sich für alle Seiten zum Erfolg und schon bald wird das Medellin Kartell auf seine Dienste aufmerksam, woraufhin Mazur immer weiter in der Gunst des organisierten Verbrechens aufsteigt. Als eines Tages Roberto Alcaino (B. Bratt), einer der engsten Vertrauten Pablo Escobars, in direkte Verhandlungen mit Mazur tritt, scheint das Ziel, das Kartell zu Fall zu bringen, näher denn je. Doch gerade jetzt kann jeder noch so kleine Fehler für Mazur und seine Partnerin Kathy (D. Kruger) den Tod bedeuten - und Javier Ospina (Y. Vasquez), ein einflussreicher Finanzmanager des Kartells, beginnt bereits an der Integrität des neuen Geschäftspartners zu zweifeln…
Der Film basiert auf wahren Begebenheiten, welche die Hauptfigur Robert Mazur in seiner Biografie zusammengefasst hatte. Per se ist die Handlung – der Kampf gegen den Organisierten Drogenhandel in Südamerika – eine interessante Sache, und Serien wie Narcos oder eben auch Breaking Bad, wobei hier ja primär die andere Seite gezeigt wird und es sich hierbei um reine Fiktion handelt, zeigen, wie spannend man eine solche Thematik in Szene setzten kann. The Infiltrator allerdings ruht sich zu sehr auf den großen Namen seiner Darsteller und der von ihnen dargestellten realen Persönlichkeiten aus, und schafft es leider nicht zur Gänze, eine interessante und durchgängig spannende Geschichte zu erzählen.
Das Robert Mazurs Arbeit mit, beziehungsweise gegen Pablo Escobars Kartell, eine gefährliche Angelegenheit war, kommt im Film leider nur bedingt zur Geltung. Zudem fehlt es dem Film an Tiefgang und Charakterzeichnung, was im Endeffekt dazu führt, dass dem Zuschauer das Wohl der Figuren relativ egal ist – erst Recht wenn man weiß, wie die Geschichte letztendlich ausgeht. Und auch Bryan Cranston, der hier als Undercover-Agent in verschiedene Alias-Rollen schlüpft und zwischen diesen hin und her switchen muss, kann den Film leider nicht aus seiner Mittelmäßigkeit herausheben. Ja, Cranston spielt gut, er spielt sogar hervorragend, aber an seine Paraderolle als Walter White kommt sein Robert Mazur leider nicht heran, aber daran ist größtenteils das Drehbuch von Ellen Sue Brown schuld. Die Handlung verliert sich leider zu häufig in Nebensächlichkeiten, vermutlich in dem verzweifelten Versuch, den einzelnen Figuren einen interessanten Background zu verpassen, was allerdings, wie bereits erwähnt, nur bedingt gelingt. Eine etwas geradlinigere Fokussierung auf die eigentlichen Hintergründe hätte vielleicht Wunder bewirken können, aber das Problem des „in Nebensächlichkeiten verfransens“ haftet den meisten Filmen des Regisseur Brad Furman an.
Das soll allerdings nicht heißen, dass The Infiltrator schlecht wäre. Es ist nur leider so, dass man aus der Story deutlich mehr hätte herausholen können, erst Recht wenn man bedenkt, wie engagiert die einzelnen Darsteller agieren. Neben Bryan Cranston sind vor allem noch sein Filmpartner John Leguizamo, die hinreißende Diane Kruger als Cranstons Partnerin, Benjamin Bratt als Filmbösewicht und Paradeböswicht Jason Isaacs in einer viel zu kleinen Nebenrolle zu nennen, die ihre Sache allesamt keinen Deut schlechter machen als Ex-Heisenberg Bryan Cranston.
Unterm Strich bietet The Infiltrator durchschnittliche Thrillerkost mit engagierten Darstellern, die verzweifelt versuchen gegen ein zu dünnes und zu wenig fokussiertes Drehbuch anzuspielen. Wer seine Erwartungen etwas herunterschraubt kann mit Furmans Quasi-Biopic durchaus ein paar schöne Momente erleben, aber das Genre erfindet der Film nicht neu, und darüber hinaus ist der Film nicht spannend genug, um an dieser Stelle empfohlen zu werden.
Bildqualität
- Bildformat: 2.39:1
Tonqualität
- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch Dolby Digital 5.1
Ausstattung
- Audiokommentar von Bryan Cranston und Regisseur Brad Furman
- 5 Entfernte Szenen (8:52 Minuten)
- Die drei Bobs (3:15 Minuten)
- Wie man unterwandert (5:44 Minuten)
Fazit
Aus technischer Sicht ist die Scheibe aus dem Hause Paramount/Universal ein absolut gelungenes Stück High Definition. Das Bild ist fast ausnahmslos sehr gut und wertig, und auch der Ton kann vollends überzeugen, was insofern erfreulich ist, da sich Filme dieses Genres üblicherweise in Zurückhaltung üben. Lediglich das Bonusmaterial ist etwas dürftig, und wäre da nicht der informative Audiokommentar, hätte es deutlich weniger Punkte gegeben.
Der Film selbst verrennt sich einerseits in Nebensächlichkeiten und schafft es andererseits nicht, die Spannung über die gesamte Laufzeit aufrecht zu erhalten. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass der Film sich lediglich auf die Qualitäten seines Hauptdarstellers verlässt, wobei dieser leider auch schon bessere Leistungen vollbracht hat – wobei die Messlatte für einen Mann wie Bryan Cranston von ihm selbst sehr hoch gelegt wurde. Man kann den Film zwar durchaus ansehen, aber über ein gutes Mittelmaß kommt The Infiltrator leider nicht hinaus.
(Michael Speier)
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