Der Kult Klassiker Fargo der beiden Coen Brüder Joel und Ethan (Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?, No Country for Old Men) hat seit seinem Ersterscheinen im Jahr 1996 etliche Fans begeistert. Nachdem 20th Century Fox den Titel bereits diverse Male auf den Markt brachte und dabei auch eine technische Weiterentwicklung mit enthalten war, schicken sich Filmconfect Home Entertainment an, diesen 1990er Jahre Klassiker als Mediabook neu zu veröffentlichen. (sah)
Story
Jerry Lundegaard (W.H. Macy) ist ein abgebrannter Autoverkäufer und plant das perfekte Verbrechen. Sein Plan sieht vor, dass er seine Frau entführen lässt, um von seinem reichen und geizigen Schwiegervater ein Lösegeld zu erpressen. Jedoch läuft nicht alles so, wie es soll. Die beiden Entführer, ein hypernervöses Wrack und ein schweigsamer Psychopath, stellen sich mehr als nur blöd an. Da sie auf ihrem Weg bereits drei Tote hinterlassen haben, nimmt die hochschwangere Polizistin Marge Gunderson (F. McDormand) die Spur in diesem aberwitzigen Fall auf.
Dieser Coen Film nimmt sich Zeit. Das Erzähltempo ist ruhig und die Inszenierung von Land und Leuten ist ideal abgestimmt auf den unausweichlichen Malstrom in den Autoverkäufer Jerry bei dem Versuch gerät, seinem Leben mit einem krummen Geschäft eine neue, positive Wendung zu geben. Das Jerry Plan nicht gut ausgehen wird / kann, ist denn nach dem ersten Treffen mit den angeheuerten Kriminellen offensichtlich; selbst Jerry ahnt dies. Er kann aber auf keinen Fall mehr zurück, denn die Alternative (noch stärker unter der Fuchtel seines Schwiegervaters zu stehen) erscheint ihm schlimmer, als die vage Aussicht mit einem einzigen Coup seine „Leiden“ zu beenden und endlich ernst genommen zu werden.
Die Bildsprache von Kameralegende Roger Deakins (8fach Oscar-nominiert) vermittelt das Gefühl von Einsamkeit und Isolation in der winterlichen Weite und Einsamkeit Minnesotas auf zurückhaltende Weise, verzichtet auf Effekthascherei und stellt jederzeit die Geschichte und die Charaktere in den Mittelpunkt. Die Spannung resultiert dabei nicht aus Actionszenen, sondern aus dem Gegensatz zwischen der ländlich-naiven Art der Menschen, der Weite, Kälte und Leere der Landschaft sowie der fast beiläufigen Brutalität der Geschehnisse. Die Menschen die hier leben sind bedächtig; sie handeln und sprechen ruhig, was die Zwangsläufigkeit der Handlung betont. Nicht das etwas Schreckliches geschieht macht den Film spannend, sondern die beunruhigende Spirale der Gewalt welche durch die Verkettung (unglücklicher?) Umstände in Gang gesetzt wird.
Der Film wechselt mehrfach die Perspektive und zeigt die Ereignisse aus der Sicht von Jerry, den Kidnappern sowie aus den Augen der mit der Aufklärung des Falles beauftragten Polizistin. Die Besetzung ist nicht weniger als perfekt und bietet gleich mehrere oscarreife Leistungen (F.MacDormand, S.Buscemi, W.H. Macy!). Ein wirkliches Schauspielfest das man unbedingt auf Englisch schauen sollte. Obwohl sehr gut synchronisiert, spielt der Film seine wahren Stärken erst in der Originalversion aus; das Lokalkolorit welches die Sprache dem Film verleiht, also der Tonfall, die gedehnte Sprechweise und der Charakter der Menschen lässt sich genauso wenig synchronisieren wie bayerische Mundart. Dennoch vermittelt sich der böse schwarze Humor der Coens auch in der deutschen Version und verleiht dem Film erst seine ganz besondere Note. (fb)
Bildqualität
Schwarzer Humor, komplexe Figuren und ein Oscar-prämiertes Drehbuch: die Filmwelt ist sich darüber einig, dass es sich bei Fargo um einen der besten Filme der Coen-Brüder handelt. Da war es umso ärgerlicher, dass die Erstauflage der Blu-ray im Jahr 2009 den hohen Erwartungen auf technischer Seite nicht entsprechen konnte. Vor allem die Bildqualität ließ erheblich zu wünschen übrig. Siehe dazu unser Review zur Erstauflage: [Link]. Das Bild wurde schlicht und einfach totgefiltert, was sich in starkem Rauschen und matschigen Kontrasten manifestierte. Fünf Jahre später hat sich scheinbar auch beim verantwortlichen Publisher die Erkenntnis durchgesetzt, dass es sich bei diesem Fehlversuch nicht um der Weisheit letzten Schluss handeln kann. So erscheint nun eine überarbeitete Fassung auf Blu-ray, welche den Ansprüchen an das hochauflösende Medium schon eher gerecht wird. Der Transfer zeigt sich sehr detailliert und fein durchzeichnet.
Strukturen der Kleidung werden genauso stimmig abgebildet wie Bartstoppeln oder Kleinigkeiten im Setdesign. Das starke Rauschen der Erstauflage reduziert sich auf ein Minimum. Nur in großflächig hellen Bildbereichen sind noch Reste davon zu finden. Darüber hinaus ist das Bild ausgesprochen ruhig. Allerdings ist auch kein natürliches Filmkorn zu entdecken, was den Schluss nahelegt, dass auch hier, immerhin dezent, mit digitaler Rauschunterdrückung gearbeitet wurde. Die Farbgebung ist äußerst stimmig und natürlich. Die Kontrastwerte zeigen sich ausgewogen. Der Schwarzwert wird in der weißen Hölle des Mittleren Westens nur selten gefordert, zeigt sich dann aber als solide und transparent. Einen auffallend plastischen Eindruck vermittelt der Transfer dagegen zu keiner Zeit. Insgesamt kann man also zufrieden sein. Die überarbeitete Neuauflage von „Fargo“ dürfte nun alle zufriedenstellen, die schon von Anfang an auf eine HD-würdige Umsetzung gehofft hatten. Warum nicht gleich so? (ml)
Tonqualität
DTS HD MA bleibt mal wieder der englischsprachigen Version vorbehalten. Das ist in diesem Fall aber kein Nachteil, denn Unterschiede zur deutschen DTS Tonspur sind kaum auszumachen.
Der deutsche Audiotrack ist fein definiert und transportiert die wenigen Actionszenen genauso überzeugend wie die melancholische Instrumentalisierung Carter Burwells, welche den Charakter des Films bestimmt und als überzeugendes Bindeglied zwischen Geschichte, Land und Leuten dient.
Dialoge sind sehr gut verständlich und weisen auch etwas Räumlichkeit auf. Wirklich gelungen sind die selten auftretenden Surroundeffekte, wie zerbrechendes Glas, ein Autounfall oder der Schredder die kraftvoll und differenziert klingen, allerdings etwas Dynamik vermissen lassen. Hintergrundgeräusche (etwa in der Bar) werden nicht so gut aufgelöst und machen einen etwas breiig-vermischten Eindruck. Insgesamt ein sehr guter Audiotrack welcher nur wenige Schwächen, aber einige Stärken aufweist und eine klare Verbesserung zu früheren DD 5.1 Versionen auf DVD darstellt. (fb)
Nachtrag:
Natürlich ist auch bei dieser Version die Tonhöhe korrekt, so dass sich Fans des Films bei dieser Veröffentlichung auf die wohl bestmögliche Blu-ray Qualität bei Bild und Ton freuen dürfen. Zwar bleibt noch Luft nach oben, aber dennoch dürften wohl alle zufrieden sein. (sah)
Ausstattung
- Booklet
- Kinoplakat
- Audiokommentar des Kameramanns Roger A. Deakins
- Dokumentation: Minnesota ist nett zu jedem
- American Cinematographer Artikel
- Trivia Track
- Fotogalerie
- TV Spot
- Kinotrailer
Fazit
Erfreulicherweise hat Filmconfect Home Entertainment für ihre Veröffentlichung die remasterte Version von 2014 verwendet, so dass sich Fans des Films auf das korrigierte Bild und vor allem die korrekte Tonhöhe freuen dürfen. Das Bonusmaterial auf der Disc selbst ist identisch mit den früheren Blu-ray Fassungen, wobei im Mediabook noch zusätzlich ein Booklet sowie ein gefaltetes Filmplakat vorhanden sind. (sah)
Der Film selbst ist ein Must Have. Wer mit den Coens und ihrem Werk vertraut ist braucht ohnehin keine Einladung, sondern stürmt gleich den nächsten Laden. Während High School Musical Liebhaber sich einen Kauf gründlich überlegen sollten, gilt für alle Cineasten und HD- Fans die an anspruchsvoller Unterhaltung interessiert sind: Zugreifen. Das dunkle, böse aber auch absurd komische Meisterwerk der Coens gehört in jede Filmsammlung, BASTA. (fb)
(Sascha Hennenberger)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX 55CWX704
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 & Dali Vocal / Rear: Dali Zensor 1