Nachdem Koch Media seine Mario Bava Collection mit Die Stunde, wenn Dracula kommt, dem ersten großen Film des italienischen Filmemachers, eröffnet hat, wird die Reihe nun mit dem ersten komplett eigenständigen Film Bavas, Lisa und der Teufel, fortgeführt. Was der Film, der seinerzeit in den italienischen Kinos floppte und daraufhin für den US-Markt komplett umgestaltet wurde (die alternative Filmfassung Das Haus des Exorzisten befindet sich ebenfalls mit im Paket), zu bieten hat, und wie die technische Seite der Blu-ray aus dem Hause Koch Media ausschaut, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Die junge Touristin Lisa Reiner (E. Sommer) verliert bei einer Sightseeing-Tour in Toledo ihre Reisegruppe und gerät nach einigen Umwegen in das Schloss einer mysteriösen blinden Gräfin (A. Vallli). Die gesamte Schlossgesellschaft scheint ein unheilvolles Geheimnis zu hüten, und insbesondere den Butler Leandro (T. Savalas), der dem Teufel auf einem Gemälde erstaunlich ähnlich sieht, scheint eine Aura der Bosheit zu umgeben. Maximilian (A. Orano), der Sohn der Gräfin, glaubt in Lisa die Reinkarnation seiner verstorbenen Braut wiederzuerkennen, und von nun an beginnt ein morbider Albtraum aus Lust, Begehren, Angst und Terror.
Nach dem finanziellen Erfolg von „Baron Blood“ gestand man Mario Bava zu, einen Film komplett nach seinen Vorstellungen zu drehen und sein eigenes Drehbuch zu adaptieren. Die Titelrolle besetzte er mit der deutschen Schauspielerin Elke Sommer, die bereits in „Baron Blood“ für Bava vor der Kamera gestanden hatte. Zwar konnte der Film das Publikum seinerzeit nicht wirklich überzeugen, brachte dem Regisseur aber zumindest einige positive Kritiken ein. Zu Recht, denn auch wenn Lisa und der Teufel ein, gemessen an den vorherigen Werken des „Giallo-Großmeisters“, verhältnismäßig ruhiger Film ist, gehört er doch ganz klar zu den besseren, wenn nicht sogar besten Werken des italienischen Filmemachers.
Der Film ist vor allem in der ersten Filmhälfte sehr verträumt und zurückhaltend, wobei die Stimmung daraufhin in ein albtraumhaftes, surrealistisches Terrorszenario umschlägt. Was den Film von Anfang bis Ende auszeichnet ist seine düster-morbide Atmosphäre. Lange Kamerafahrten durch die aufwändigen Kulissen, ein betörender Soundtrack und eine, in den Grenzen ihrer Rolle, hervorragend aufspielende Elke Sommer – hier zeigt Mario Bava dass er sein Handwerk versteht. Was nicht ganz passt ist die Darstellung von Telly Savalas, der hier bereits bei zahlreichen Gelegenheiten seinen Lutscher im Mund hat und (zumindest in der deutschen Synchronfassung) etwas zu häufig „Entzückend“ sagt. Die übrigen Darsteller agieren auf hohem Niveau, zumindest wenn man die Entstehungszeit und die damals vorherrschenden Schauspielleistungen in Betracht zieht. Das Finale kommt indessen etwas zu plötzlich und lässt zahlreiche Möglichkeiten zur Deutung und Interpretation offen.
Unterm Strich bietet Lisa und der Teufel hochwertige Unterhaltung auf Arthouse-Niveau. Für einen Gelegenheitsgucker bietet der Film zwar zu wenig Schauwerte und das Erzähltempo ist etwas zu zäh, aber Cineasten und Bava-Jünger sollten an dieser Stelle unbedingt zugreifen.
Bildqualität
- Bildformat 1.85:1
Tonqualität
- Deutsch, Englisch, Italienisch DTS-HD Master Audio 2.0
Ausstattung
- Alternative Filmfassung „Das Haus des Exorzisten“ (91:26 Minuten)
- 2 Audiokommentare
- Rekonstruierter Trailer zu „Lisa und der Teufel“
- Bildergalerie zu „Lisa und der Teufel“
- 2 englische Trailer zu „Das Haus des Exorzisten“
- Radio-Spot zu „Das Haus des Exorzisten“
- Entfallene Szene zu „Das Haus des Exorzisten“ (2:24 Minuten)
- Featurette: Bava und Teufel (9:06 Minuten)
- Featurette: Elke und der Teufel (31:01 Minuten)
Fazit
Bild und Ton des 3-Disc-Sets gehen, eingedenk des Alters und der Produktionsbedingungen, vollkommen in Ordnung. Das Bild kann vor allem dank seiner kräftigen Farben und seiner durchaus akzeptablen Schärfe überzeugen, der Ton ist zwar etwas zurückhaltend, klingt aber sehr frisch und sauber. Das auf den Discs aufgespielte Bonusmaterial ist leider etwas dürftig und die Audiokommentare wurden nicht Deutsch untertitelt.
Der Film ist eine verträumte, atmosphärische Glanzleistung des italienischen Multitalents Mario Bava und zählt für einige Fans zu den besten Werken des Regisseurs. Das Tempo ist, selbst für die damalige Zeit, etwas zu langsam und die gesamte Inszenierung hat einen deutlichen Arthouse-Charakter, dafür sind die surrealen und verträumten Bilder visuell mehr als nur ansprechend. Für Cineasten und Fans von Bava gehört der Film von daher unbedingt in die Sammlung.
(Michael Speier)
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