Bevor der chinesische Regisseur John Woo zum ersten Mal in Amerika Fuß fasste, drehte er in seiner Heimat mehr als 20 Filme. Mit seinem Werk A Better Tomorrow gelang es ihm letztendlich, international Anerkennung zu erhalten, so dass bald Hollywood an seine Tür klopfte um ihm ein entsprechendes Angebot zu unterbreiten. Mit dem Action Streifen Harte Ziele – Hard Target sollte er zum ersten Mal seine Heimat Hong Kong verlassen, nicht ahnend, was dabei auf ihn zukommen sollte.
Story
In New Orleans hat sich ein Verbrechersyndikat darauf spezialisiert, skrupellose Menschenjagden auf Obdachlose zu organisieren. Der Vietnamveteran Douglas Binder ist einer davon, der dabei ums Leben kommt. Nach kurzer Zeit stellt seine Tochter Natasha (Y. Butler) Nachforschungen an und meldet ihn als vermisst. Zusammen mit dem arbeitslosen Hafenarbeiter Chance (J. C. Van Damme) macht sie sich auf die Suche nach ihm. Dabei sollen die beiden schnell feststellen, dass sie sich mit einem mächtigen Kartell angelegt haben, die nun die Jagd auf sie eröffnet haben. Allerdings merken die Gangster schnell, dass sie ihre Gegner stark unterschätzt haben.
Harte Ziele – Hard Target ist eine weitere Actionperle aus den frühen 90er Jahren, die vor allem durch den fernöstlichen Anstrich von John Woo einige originelle Neuerungen erfahren hat. Besonders die stellenweise ästhetischen Kameraeinstellungen und vereinzelten mystisch angehauchten Elemente verleihen diesem Film das gewisse Etwas. Abgesehen davon ist dieser Action Klassiker gewiss keine handlungstechnische Perle. Gerade die schauspielerische Leistung von Jean-Claude Van Damme (The Expendables 2) oder Yancy Butler (Kick-Ass) ist eher limitiert, wohingegen die Darbietungen von Lance Henriksen (Schneller als der Tod) und Arnold Vosloo (Die Mumie, G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra) einen guten und erfreulichen Kontrast dazu bieten. Im Vordergrund stehen allerdings zweifelsohne die starken Actionanteile, die vor allem in Punkto Choreografie und Spektakel selbst nach 20 Jahren noch eine Menge Freude bereiten. Die Stunts sind mitunter wirklich beeindruckend, was ebenfalls der Arbeit von John Woo zu verdanken ist.
Die Schattenseite dieser Produktion ist aber gewiss, dass wohl niemals die tatsächliche Vision des chinesischen Filmemachers veröffentlicht werden wird. Bei den Dreharbeiten mischte sich sehr häufig Universal Pictures mit ein, die kontinuierlich auf ein R-Rating beharrten. Woo musste den Film von der zweistündigen Rohfassung insgesamt sechsmal schneiden, um annähernd an die Vorstellungen der MPAA (amerikanische Altersfreigabebehörde) heranzukommen. Auf die Spitze getrieben hat es letztendlich Jean Claude van Damme selbst, der mit einem eigenen Cutter den Film umschneiden ließ, um sich mehr Screentime zu verschaffen. Originalzitat: "People pay their money to see me, not to see Lance Henriksen". Auf Deutsch: „Die Leute zahlen ihr Geld um mich zu sehen, nicht um Lance Henriksen zu sehen.“ Dies geschah sehr zum Verdruss des Regisseurs, der tatenlos mit ansehen musste, wie sein Film ohne seine Einwilligung abgeändert wurde.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 1,85:1 Der Unterschied zur nicht anamorphen DVD ist erheblich. Mal abgesehen von der Tatsache, dass der Film im Original Kinoformat vorliegt, haben sich Koch Media bzw. NSM eine Menge Mühe gegeben, die jeden Fan des Filmes erfreuen dürften. Zwar sind immer noch einige Verschmutzungen von der Mastervorlage nicht von der Hand zu weisen und auch der eine oder andere weiche Abschnitt trübt den positiven Eindruck, aber nichtsdestotrotz sah Harte Ziele – Hard Target schon lange nicht mehr so gut aus. Im Großen und Ganzen ist die Schärfe wirklich sehr gut ausgefallen und liefert einen hohen Detailgrad, bei dem etliche Feinheiten preisgegeben werden. Die Farben sind kräftig und natürlich bei gut eingestelltem Kontrast. Kompressionsspuren wie leichte Artefaktbildung sind nur schwach zu erkennen und fallen im bewegten Bild so gut wie gar nicht auf. Im Anbetracht des Alters des Filmes kann sich das Ergebnis auf alle Fälle sehen lassen. Fans dieses Action Klassikers werden gewiss nicht enttäuscht sein, auch wenn noch ein bisschen Raum nach oben möglich gewesen wäre.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Deutsch Dolby Digital 2.0 Englisch DTS-HD Master Audio 5.1 Bei den GB und IT Import Fassungen ist zwar ebenfalls deutscher Ton vorhanden, aber lediglich als DTS 2.0 Spur. Ausschließlich bei der NSM / Koch Media Veröffentlichung wird eine deutsche DTS-HD Master Audio 5.1 geboten, die es in sich hat. Offenbar wurden hierfür die englischen Effekt Kanäle als Vorlage genommen, da die Hintergrundstimmen außerhalb des Centers auf Englisch zu hören sind. Nicht nur, dass die Räumlichkeit sehr gut ausgefallen ist und eine Menge an Hintergrundgeräuschen mit einwandfreier Direktionalität liefert, so gibt es ebenso in den übrigen Bereichen kaum etwas zu beanstanden. Die Bässe sind schön tief und prägnant, ohne dabei in undifferenzierbares Wummern abzudriften. Die Dialoge sind auch in lauterem Spektakel jederzeit klar zu verstehen. Die Abmischung ist recht ausgewogen bei guter, aber verbesserungsfähiger Dynamik.
Anmerkung: Die zusätzlichen Szenen der Unrated Fassung sind lediglich deutsch untertitelt.
Ausstattung
- Kinofassung (ca. 96 Min.)
- Audiokommentar mit Thomas Gaschler (John Woo-Biograf), deutsch gesprochen (nur bei der Unrated Fassung)
- US-Kinotrailer (01:52 min.), in SD
- Deutscher Kinotrailer (01:52 min.), in SD
- Bildergalerie (118 Bilder) mit musikalischer Untermalung
Fazit
Der Österreich Import unterscheidet sich technisch gravierend von der britischen bzw. italienischen Veröffentlichung, die ebenfalls eine deutsche Tonspur enthält. Das AVC codierte Bild besitzt zwar eine andere Kompression, bietet aber dennoch eine wirklich gute Qualität, auch wenn einige Abstriche hinzunehmen sind. Im Gegensatz zu den anderen Blu-ray Releases liegt der Ton bei dieser Fassung verlustfrei und vor allem mit Surround Abmischung vor, die eine Menge Freude bereitet. Beim Bonusmaterial sollte vor allem der Audiokommentar die Kaufentscheidung erleichtern. Im Grunde sprechen sämtliche Aspekte für den Griff zum AT-Import, auch wenn die Kompression bei dieser Version etwas stärker ausgefallen ist. Fans von Harte Ziele – Hard Target dürfen sich auf eine tolle Blu-ray Umsetzung dieses Action Klassikers freuen, der nun endlich seinen Weg auf das Full-HD Medium gefunden hat. (sah)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 & Dali Vocal / Rear: Dali Zensor 1