Die olympischen Winterspiele in Calgary 1988 waren in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen trat zum ersten Mal in der Geschichte des Wintersports eine Jamaikanische Bobmannschaft an, und zum ging mit Michael Edwards, genannt Eddie The Eagle, auch der erste britische Skispringer an den Start, und diesem wurde nun von Regisseur Dexter Fletcher ebenfalls ein Film gewidmet, der nun im Verleih von 20th Century Fox Home Entertainment auf den deutschen Blu-ray-Markt gebracht wird.
Story
Michael Edwards (T. Egerton) träumt seit seiner Kindheit davon für sein Land an den Olympischen Spielen teilzunehmen, allerdings fehlen dem extrem weitsichtigen Jungen sowohl das Talent als auch das Geschick. Doch Eddie gibt nicht auf und schafft es, trotz aller Stolpersteine des britischen Komitees, sich als erster britischer Skispringer für die olympischen Winterspiele in Calgary zu qualifizieren. Hilfe bekommt er dabei von dem ehemaligen amerikanischen Skispringer Bronson Peary (H. Jackman), der eigentlich nur verhindern möchte, dass sich der sympathische Außenseiter zu Tode stürzt...
Die Parallelen zu Jon Turteltaubs Cool Runnings zu Regisseur Dexter Fletchers Eddie The Eagle – Alles ist möglich sind sehr offensichtlich. In beiden Filmen geht es um Underdogs, die bei den olympischen Winterspielen in Calgary in einer Disziplin antreten, für die das entsprechende Land bisher nicht antrat. Die Beweggründe sind ebenfalls ähnlich. Und was den Wahrheitsgehalt der gezeigten Geschichte angeht nehmen es beide Filme nicht ganz so genau. Laut einem BBC-Interview mit Michael „Eddie“ Edwards stimmen zirka zehn bis fünfzehn Prozent des Films mit den Tatsachen überein. Der Rest wurde aus dramaturgischen Gründen geändert, hinzugedichtet oder weggelassen, aber im Grunde spielt es keine Rolle. Was hier zählt ist die Geschichte um den beeindruckenden Außenseiter, der sich gegen alle Widrigkeiten stellt und mit unerbittlichem Willen sein Ziel zu erreichen versucht. Er ist nicht gut, er wird von allen belächelt oder sogar beschimpft, aber er kämpft trotzdem weiter. Nicht für den Sieg, denn diesen kann und wird er nicht erreichen. Primär geht es hier um den olympischen Gedanken: Dabeisein ist alles.
Die Darsteller leisten indessen bemerkenswerte Arbeit. Allen voran Hauptdarsteller Taron Egerton, der hier Mut zur Hässlichkeit beweist und zum struwelhaarigen Brillenträger mit extremem Sympathiefaktor wird. An seiner Seite spielt Hugh Jackman den Trainer wider Willen, der hier alle Register zieht und seinen Wolverine in eine ganz neue Bahn lenkt. Der von ihm dargestellte Trainer Bronson Peary ist übrigens eine der Erfindungen der Drehbuchautoren, ebenso wie dessen Hintergrundgeschichte, die einerseits noch etwas ausbaufähiger gewesen wäre, andererseits dann aber wohl zu sehr von der eigentlichen Geschichte abgelenkt hätte. Was die Rolle des von Jackman, so erinnert auch diese sehr an John Candys Irvin Blitzer aus Cool Runnings.
Trotz allem bleibt Eddie The Eagle ein bemerkenswert liebenswerter Film, der den Zuschauer in seinen Bann zieht und um das Wohlergehen seines Helden zittern und hoffen lässt. Der Film gewann heuer den „Truly Moving Picture Award“ und erhielt von der deutschen Film- und Medienbewertung das Prädikat „Wertvoll“. Und das völlig zu Recht. Denn Eddie The Eagle ist seit langem wieder ein Film, der einfach nur Spaß macht und ein gutes Gefühl hinterlässt, ohne dabei zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken oder mit Albernheiten um sich zu werfen.
Bildqualität
- Bildformat 2.35:1
Tonqualität
- Deutsch DTS 5.1; Englisch DTS-HD Audio Master 7.1
Ausstattung
- Lasst die Spiele beginnen: Fliegen mit Eddie The Eagle
- Alles oder Nichts: Das Herz eines Helden (30:06 Minuten)
- Eine ungleiche Freundschaft: Eddie & Peary (7:48 Minuten)
- Die Skisprünge und wie sie gefilmt wurden (9:01 Minuten)
- Bildergalerie
- Original Kinotrailer
Fazit
Bild und Ton hinterlassen einen anständigen Eindruck, erreichen allerdings ebenso wie der Titelheld keine Spitzenposition. Das Bild hätte hier in einigen Szenen schärfer sein dürfen, der Ton bleibt gut in der Spur, allerdings fehlt auch hier das gewisse Etwas.
Der Film selbst legt mehr Wert auf Gefühl und Spaß als auf historische Korrektheit, und das ist auch vollkommen in Ordnung, zumal die Rechnung aufgeht und der Zuschauer am Ende einfach nur zufrieden und glücklich ist. Abschließend bleibt die Aussage von Goldmedaillengewinner Matti Nykänen im Kopf: „Wer sein Bestes gibt kann Letzter werden und trotzdem glücklich damit sein.“ Und dieser Film macht glücklich. Unbedingt ansehen!
(Michael Speier)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
Panasonic TX-L47ETW60
Sony BDV-N9200WB